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    1001 Nacht: Teil 2 - Der Verzweifelte
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,5
    hervorragend
    1001 Nacht: Teil 2 - Der Verzweifelte
    Von Christoph Petersen

    Die Kritik zur „1001 Nacht“-Trilogie findet ihr auf der Filmseite zum ersten Teil, an dieser Stelle folgen nun lediglich noch einige Gedanken speziell zum zweiten Part „1001 Nacht: Volume 2 - Der Verzweifelte“: Nach einem Abschnitt über einen flüchtigen Verbrecher, der zwar seine eigene Familie ermordet hat, aber trotzdem zum gefeierten Volkshelden aufsteigt, weil er die nach ihm fahndenden Behörden so lange narrt, steht eine in einem antiken Theater abgehaltene Open-Air-Gerichtsverhandlung im Zentrum von „1001 Nacht: Volume 2“. Zunächst geht es nur darum, dass verzweifelte Mieter die Einrichtung ihres Vermieters verscherbelt haben, um über die Runden zu kommen. Aber dann werden immer mehr Anklagen laut (selbst eine Kuh kommt zu Wort), bis schließlich jeder – vom Arbeiter bis zum Wirtschaftsboss – schuldig zu sein scheint. Die bald kafkaeske Formen annehmende Verhandlung ist der am wenigsten subtile Abschnitt der gesamten Trilogie, aber noch bevor man sich an der Offensichtlichkeit der Metapher allzu sehr stören könnte, treibt Gomes das Theatralische seiner Inszenierung so konsequent auf die Spitze, dass das Tragische der Szenerie irgendwann endgültig ins Komische kippt.

    Im letzten Abschnitt des zweiten Teils geht es dann um den kleinen Hund Dixie und seine verschiedenen Besitzer in einem Sozialkomplex, in dem einer der drei Fahrstühle nicht mehr funktioniert, seit vor zehn Jahren die Gäste einer Silvesterfeier in den geöffneten Schacht uriniert haben und die Gestänge daraufhin verrostet sind. Repariert wird er nicht mehr. Es sind extrem tragische Schicksale, die sich hier zwischen sozialer Essensausgabe und andauerndem Zigarettenqualmen (in einem der zärtlichsten Momente des Films kuschelt sich ein Ehepaar im Bett aneinander, beide mit einer Kippe in der Hand) im Hintergrund abspielen, während Dixie freudig mit dem Schwanz wedelnd die Zeitung vom Kiosk nach Hause trägt. Und es ist regelrecht herzzerreißend, wenn sich der Hund nach dem Doppelselbstmord seiner Herrchen in seinem neuen Zuhause schon nach einigen wenigen Tagen wieder pudelwohl fühlt.

    Fazit: Ein tragikomisches Meisterstück.

    Wir haben „1001 Nacht“ auf dem „14 Films Around The World“-Festival im Berliner Kino in der Kulturbrauerei gesehen.

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