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    Shapeshifter
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Shapeshifter

    Star-Fotograf macht Dämonen-Horror

    Von Lutz Granert

    Sorgsam komponierte Fotos in Graustufen sind das Markenzeichen des italienischen Star-Fotografen Mario Sorrenti, dessen Arbeiten uns immer wieder in Zeitschriften oder auf Werbeplakaten von Luxusmarken entgegenspringen. Er rückte dabei bereits Filmstars wie Julia Roberts, Scarlett Johansson, Charlize Theron oder Tom Cruise ins rechte Licht. Und mit Kate Moss, Jade Parfitt oder Jourdan Dunn versammelte er in stilisierten Posen angesagte Supermodels vor seiner Linse, was er 2016 in seinem Imagefilm „Love“ für die italienische Ausgabe der „Vogue“ bereits filmisch dokumentierte. Sorrenti, ein Meister im Einfangen flüchtiger Momente, fühlte sich dadurch offenbar zu Höherem berufen und legt mit „Shapeshifter“ nun sein Spielfilmdebüt vor. Doch leider lässt er bei dem zwar ästhetisch bebilderten, aber hektisch inszenierten Horrorthriller jegliches Gespür für Timing und Szenenauflösung schmerzlich vermissen.

    Der Neurowissenschaftler Dr. Andre Mason (Thomas Kretschmann) hat beobachtet, wie sein Sohn eines Nachts von einem mysteriösen Dämon entführt und getötet wurde. Einige Jahre später, nachdem sich seine Frau wegen Schuldgefühlen das Leben genommen hat, macht er Bekanntschaft mit der Schamanin Maya Sanchez (Nadine Velazquez), die einen bewusstseinsverändernden Tee herstellt, der angeblich das Eintauchen in eine andere Dimension ermöglicht. Mason erkennt sofort die Chance, seine Familie im Reich der Toten wiederzutreffen. Um die Wirksamkeit des zu einem Serum konzentrierten Stoffes in einer Beobachtungsstudie zu testen, versammelt Mason mit Violette (Bex Taylor-Klaus), Shane (Matt Munroe) und Travis (Chris Coy) drei Freiwillige aus seinem Mitarbeiterstab in einer leerstehenden Villa in Kalifornien. Deren anfänglich noch schwachen Halluzinationen werden immer realer – und bald hat es eine monströse Kreatur namens „der lachende Mann“ auf sie abgesehen, die Menschenfleisch benötigt, um aus dem Reich der Toten ins Reich der Lebenden zu gelangen…

    Mario Sorrenti, der neben der Regie auch die Kameraarbeit übernahm, lässt in „Shapeshifter“ in nahezu jeder Szene seine Wurzeln als Fotograf erkennen. Wenn alle Beteiligten auf dem angemieteten Villa-Grundstück ankommen, lässt er die Kamera wie bei einer nicht enden wollenden Motivsuche für sein nächstes Shooting immer wieder über die fotogenen Details seiner Kulisse schweifen: Er fokussiert den wild wuchernden Garten, das Glasmosaik im Flur des Hauses oder Schimmelflecke an der Decke neben dem staubigen Kronleuchter. Doch diese bewegliche Kamera ist irgendwann enervierend. Selbst in den einfachsten Dialogszenen werden immer wieder Gegenstände im Raum kadriert oder es wird wild herumgeschwenkt, während die Protagonisten dann im Off weitersprechen – als könnte der Kameramann keine Sekunde stillhalten. So entsteht schnell der Eindruck, dass Sorrenti sich für seine Protagonisten am allerwenigsten interessiert. Da kann Thomas Kretschmann („Avengers 2: Age Of Ultron“) als zunehmend dem Wahnsinn verfallender Wissenschaftler noch so giftige Blicke aufsetzen – ihm gelingt es ebenso wenig schauspielerische Akzente zu setzen wie etwa Josh Stewart („The Collector“), dem als steifer und distanzierter Angestellter der finanzierenden Forschungseinrichtung ohnehin nur eine eindimensionale Rolle zukommt.

    Nachdem es lange Zeit nur sporadische Gruselszenen gibt, häufen sie sich im letzten Filmdrittel – und zumindest hier punktet „Shapeshifter“ mit einigen handgemachten Goreeinlagen und einem schaurig-schönen Dämonen-Make-Up, das jeglichen Einsatz von CGI überflüssig macht. Die Freude am traditionellen Filmhandwerk währt jedoch nur kurz, da jegliche Spannung durch die schlechte Erzählung immer wieder abgewürgt wird. So springt Sorrenti munter zwischen den Dimensionen und den Trips der einzelnen Protagonisten hin- und her. Die Folge: Eine spannend aufgebaute Szene, in der Travis nach längerem Herumirren in einem Gewächshaus dem Dämon begegnet, wird mittendrin abgebrochen, da nun auch mal Violette und Shane wieder etwas Screentime bekommen müssen. Dieser Mangel an Timing wird unterstützt durch eine unbeholfene Szenenauflösung, die nahezu jede Actionszene unübersichtlich und wirr anmuten lässt. So gut all die Spielereien, wie kurze Einschübe ikonischer Stimmungsbilder, Zeitlupen oder verzerrte Perspektiven, auch aussehen mögen, so viel besser wäre möglicherweise eine zumindest phasenweise geradlinigere und konventionellere Inszenierung gewesen.

    Fazit: Mario Sorrenti fehlt bei seinem Regiedebüt das, was ihn als Fotografen auszeichnete: Der Fokus aufs Wesentliche ist ihm bei seinem hektisch inszenierten Horrorthriller „Shapeshifter“ vollkommen abhandengekommen.

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