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    7 Göttinnen
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    7 Göttinnen
    Von Ulf Lepelmeier

    Das indische Kino wird von männlichen Heldenfiguren dominiert, während Frauen viel zu oft in stereotypen Nebenrollen als Mütter oder Geliebte auf der Leinwand zu sehen sind. Und auch im Alltag des Subkontinentes müssen Frauen zu oft Diskriminierungen hinnehmen und sich Misshandlungen und Herabwürdigungen erwehren, was längst auch seinen Weg in die weltweite Presse gefunden hat. Während die Politik in Indien immer noch zu zaghaft an einem Umdenken arbeitet, ist es höchste Zeit für einen Film, in dem die Damen des Landes zu Wort kommen und ihrer Wut und Unzufriedenheit freien Lauf lassen können. Regisseur Pan Nalin („Valley of Flowers“, „Samsara“) setzt sich in seiner Tragikkomödie „7 Göttinnen“ aber nicht voller Bitterkeit mit dem ernsten Themenkomplex der Diskriminierung des weiblichen Geschlechts auseinander, sondern erzählt vielmehr eine menschlich-humorvolle Geschichte von sieben modernen Inderinnen, die zusammenkommen, um miteinander zu feiern, Erfahrungen auszutauschen und sich gegenseitig Mut zuzusprechen.

    Frieda (Sarah-Jane Dias) lädt ihre besten Freundinnen in das Landhaus ihrer Familie in Goa ein, um ihre Hochzeit zu feiern. Die sehr unterschiedlichen Damen freuen sich auf ausgelassene Tage: Da wären Joanna (Amrit Maghera) und Mad (Anushka Manchada), die seit längerem versuchen in der sexistischen Film- bzw. Musikindustrie Fuß zu fassen, die ehemalige Spitzenstudentin Pam (Pavleen Gujral), die sich nun mit Mann und Schwiegereltern herumschlagen muss, die furchtlose Umweltaktivistin Nargis (Tannishtha Chatterjee) und Suranjana (Sandhya Mridul), die als taffe Geschäftsfrau nie genug Zeit für ihre kleine Tochter hat. Friedas Hausmädchen Laxmi (Rajshri Deshpande) sorgt derweil für das Wohl der Gäste. Während zuerst die Frage nach dem geheim gehaltenen Bräutigam alle beschäftigt, kommt die bunt gemischte Gemeinschaft schon bald auf ihre Ängste und Hoffnungen und damit auch die Rolle der Frau in ihrem Land zu sprechen.

    Sieben Inderinnen sind wütend und lassen sich im Sinne der Göttin der Zerstörung und Erneuerung nichts mehr gefallen. Getreu dem Motto ‚Weck die Göttin Kali in Dir!’ agieren die Damen im furiosen Vorspann von „7 Göttinnen“ selbstbewusst und schlagfertig auf Machismus und Erniedrigungen. Im Stil einer züchtigeren, indischen „Brautalarm“-Version kommen die Freundinnen, die mit Ausnahme von Laxmi alle der indischen Oberschicht angehören, in Goa zusammen. Doch nach dem kämpferisch-mutigen Beginn und der anfangs ausgelassenen Stimmung, ziehen düsterere Wolken auf. Der Wandel von der munteren Komödie mit Buddy-Film-Bezügen zum tragischen Drama um die Stellung der Frau in Indien ist zwar forciert, gelingt Regisseur Nalin aber auf Grund des hervorragend aufgelegten Casts trotzdem überraschend gut.

    Ein schmerzlicher Schicksalsschlag dient dem Regisseur dazu, den erschreckenden Status Quo in punkto Frauenrechte noch einmal zu verdeutlichen. Doch nach diesem Bruch mit dem locker-beschwingten Beginn bleibt in der nunmehr deutlich dramatischeren zweiten Hälfte nicht mehr genug Raum, um die sehr unterschiedlichen familiären und gesellschaftlichen Diskriminierungsproblematiken allesamt zu erörtern. Viel kann der Regisseur hier nur (zu) kurz anschneiden, zu oft sind die Charakterisierungen der einzelnen Figuren auch zu sehr Mittel zum Zweck. Trotz dieser Schwächen funktioniert „7 Göttinnen“ als bittersüßer Film, weil Pan Nalin seinem ernsten Hintergrund und wichtigem Gleichberechtigungsanliegen viele locker-fröhliche Szenen entgegenzusetzen weiß und den Zuschauer mit seinen sieben sympathischen Protagonistinnen mitlachen und -weinen lässt.

    Fazit: „7 Göttinnen“ ist eine unterhaltsame Tragikomödie, die einen wichtigen Appell für Gleichberechtigung beinhaltet.

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