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    United States Of Love
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    United States Of Love
    Von Christoph Petersen

    Zwar geht es in allen drei Episoden um Liebe, trotzdem ist der Titel von Tomasz Wasilewskis Frauen-am-Rande-des-Nervenzusammenbruchs-Dramas „United States Of Love“ die pure Ironie! Zu Beginn der 1990er mag in Polen nach dem Fall des Eisernen Vorhangs politische Aufbruchsstimmung herrschen, aber das heißt ja noch lange nicht, dass plötzlich auch alle privaten Wünsche und Träume in Erfüllung gehen: Agata (Julia Kijowska) hat sich in einen Priester verguckt und lässt ihren eigenen Mann seitdem nur noch ran, wenn sie vorher in Stalker-Manier dem Gottesmann heimlich beim Duschen zugesehen hat… Schuldirektorin Iza (Magdalena Cielecka) hat seit sechs Jahren eine Affäre mit einem verheirateten Arzt, aber nach dem Tod seiner Frau bekommt dieser plötzlich Gewissensbisse… Die kurz vor der Pensionierung stehende Renata (Dorota Kolak) hat sich in ihre junge Nachbarin Marzena (Marta Nieradkiewicz) verliebt, aber die setzt eher auf einen Fotografen aus Warschau, immerhin hat sie ja früher mal einen Schönheitswettbewerb gewonnen…

    Vor allem die beiläufigen Anspielungen auf den gesellschaftlichen Umbruch sind gelungen: Da wird Izas Schule in „Solidarność“ umbenannt oder die Russischlehrerin Renata soll vor ihrer Pensionierung noch schnell die neue Englischlehrerin einarbeiten (dass sich die Schüler auch sprachlich nach dem Fall der Mauer gen Westen orientieren, muss da gar nicht mehr offen ausgesprochen werden). Kein bisschen subtil geht Tomasz Wasilewski hingegen im erzählerischen Zentrum seiner drei Episoden vor, die allesamt von unerfüllten Sehnsüchten handeln: Der Autor und Regisseur ist so engagiert dabei, immer neue mögliche Tiefpunkte für seine verzweifelten, erniedrigten, bedauernswerten Protagonistinnen zu finden, dass sein betonter Fatalismus schließlich zur reinen dramaturgischen Masche verkommt – im besten Fall schlägt „United States Of Love“ dann in schwarzen Humor um, oft aber auch in die Selbstparodie eines Problemfilms.

    Fazit: Ausgewaschene Farben, graue Plattenbauten, deprimierende „Liebes“-Geschichten: Tomasz Wasilewski forscht in seinen „United States Of Love“ nach der absoluten Trostlosigkeit – und findet sie auch.

    Dieser Film läuft im Programm der Berlinale 2016. Eine Übersicht über alle FILMSTARTS-Kritiken von den 66. Internationalen Filmfestspielen in Berlin gibt es HIER.

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