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    Fado
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Fado
    Von Christian Horn

    Die traurige portugiesische Fado-Musik handelt meist von gescheiterter Liebe oder der Sehnsucht nach einem besseren Leben. Im gleichnamigen Spielfilmdebüt von Jonas Rothlaender akzentuiert sie die melancholische Stimmung, die das Beziehungsdrama durchzieht: Architektin Doro (Luise Heyer aus „Jack“) gibt ihrem Exfreund Fabian (Golo Euler) eine zweite Chance, doch die rasende Eifersucht des jungen Arztes, an der die Beziehung zuvor bereits gescheitert war, schwebt nun wie ein Damoklesschwert über dem Neustart in Lissabon. Das Gefühl, dass Doro und ihr fescher Arbeitskollege Francisco (Albano Jerónimo) hinter seinem Rücken eine Affäre haben könnten, treibt Fabian in den Wahnsinn.

    Jonas Rothlaender setzt in seinem intimen Drama ganz auf leise Töne. Er konzentriert sich auf kleine Seitenblicke und scheinbar Nebensächliches. Doch unter der Oberfläche brodelt es gewaltig und es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich Fabians aufgestaute Anspannung ein Ventil sucht. Gleich zu Beginn zeigt Rothlaender die stürmischen Wellen, die an die Küste der portugiesischen Hauptstadt prallen, ein Motiv, das er immer wieder aufgreift und das symbolisch für Fabians aufbrausende Gefühle steht. Wenn er heimlich die Fotos auf Doros Digitalkamera checkt oder Kontrollanrufe tätigt, dann zeigt sich rasch, dass er seine Gefühle weiterhin nicht im Griff hat.

    Golo Euler und die anderen Schauspieler meistern auch die extremeren Wendungen des Psychodramas glaubwürdig und Regisseur Rothlaender steigert die Spannungen, indem er die Hirngespinste des Eifersüchtigen und die Realität bruchlos ineinanderlaufen lässt. Da ist dann zunächst nicht klar, ob Doro tatsächlich fremdgeht oder ob das allein in Fabians Kopfkino stattfindet. Wie eng tiefe Unsicherheit und krankhafter Kontrollwahn dabei zusammenhängen können, zeigen insbesondere die erzählerisch überzeugend eingebundenen Sexszenen des freizügigen Films: Während Fabian und Doro zärtlich-liebevollen Kuschelsex praktizieren, geht es zwischen der Architektin und ihrem Mitarbeiter Francisco animalisch zur Sache – zumindest in Fabians Vorstellung.

    Fazit: Gut gespieltes und pointiert inszeniertes Eifersuchtsdrama voller innerer Spannung.

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