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    Vier zauberhafte Schwestern
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Vier zauberhafte Schwestern

    Wohl eher nicht das nächste "Bibi & Tina"

    Von Oliver Kube

    Die Jugendbuchreihe „Vier zauberhafte Schwestern“ der britischen Autorin Sheridan Winn umfasst bislang zehn Romane. Dazu erschien ein Weihnachtsabenteuer plus diverse Ableger, die sich mit den individuellen Vorgeschichten der zwischen neun und 13 Jahre alten, mit übernatürlichen Fähigkeiten ausgestatteten Cantrip-Schwestern beschäftigen. Dabei sind die vom S. Fischer Verlag veröffentlichten Bände im deutschen Sprachraum ganz besonders populär. Daher hat es durchaus Sinn, dass die erste Kino-Adaption nun eben nicht in der Heimat der Bücher, also Großbritannien, sondern in Deutschland mit hiesigen Geldern und Stars realisiert wurde.

    Regie beim „Vier zauberhafte Schwestern“-Kinofilm führt Sven Unterwaldt, den man vor allem durch die „7 Zwerge“-Komödien mit Otto Waalkes kennt und der zuletzt auch schon mit „Hilfe, ich hab meine Lehrerin geschrumpft“ eine Familien-Fantasy-Komödie gedreht hat. Nun ist der Lübecker Filmemacher bislang zwar nicht gerade als Kritiker-Liebling in Erscheinung getreten, aber dafür hat er an den Kinokassen wiederholt erstaunliche Erfolge gefeiert. Ob das diesmal erneut gelingen wird, erscheint allerdings fraglich. „Vier zauberhafte Schwestern“ ist sympathisch, aber auch ganz schön holprig erzählt – so wird es sicherlich alles andere als leicht, das nach dem Ende der supererfolgreichen „Bibi & Tina“-Reihe entstandene Loch bezüglich magischer Mädchen-Abenteuer angemessen zu stopfen.

    Die vier Schwestern müssen unbedingt zusammenhalten, um gegen die böse Zauberin Glenda bestehen zu können.

    Als Sky (Leonore von Berg) am Tag ihres neunten Geburtstags aufwacht, kann sie plötzlich ihre Teddybären durchs Kinderzimmer schweben lassen – und ihre großen Schwestern Flame (Laila Padotzke), Marina (Hedda Erlebach) und Flora (Lilith Julie Johna) verwundert das gar nicht: Schließlich sind sie alle drei ebenfalls auf ähnliche Weise begabt. Vor ihren Eltern und dem Rest der Welt halten die Mädchen allerdings geheim, dass sie alle eines der vier Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft beherrschen. Mit Hilfe einer von ihren Vorfahren im alten Familiengemäuer versteckten magischen Windrose wollen sie Gutes tun, ohne dabei unnötig Aufsehen zu erregen. Die böse Zauberin Glenda (Katja Riemann) hat allerding andere Pläne. Sie versucht, Missgunst und Streit zwischen den Mädchen zu säen, um die Kraft der Windrose für sich zu erobern. Deshalb müssen die Schwestern unbedingt zusammenhalten…

    Die Story ist von Drehbuch-Autorin Hortense Ullrich („Tabaluga - Der Film“) erfrischend gradlinig konstruiert und birgt kaum seltsame Abschweifungen oder Verstrickungen. Die Moral von der Geschichte, nämlich ein unmissverständlicher Aufruf zu mehr Einigkeit, Verständnis und Zusammenhalt, wird so jederzeit nachvollziehbar, einprägsam und untermalt mit temporeichen, bunten Bildern ans junge Zielpublikum gebracht. Deshalb ist es schon etwas ärgerlich, dass es nach einer ansehnlich animierten Erklär-Sequenz mit dem Übergang in die reale Welt dann doch eine ganze Reihe handwerkliche Schwächen zu beklagen gibt, die das Sehvergnügen trüben. 

    Linksverkehr ist abgeschafft

    Die Handlung spielt – wie in der Buchreihe – in Norfolk an der englischen Nordseeküste. Dieses Detail unbedingt beibehalten zu wollen, war aber keine gute Idee. Denn die geographische Lage spielt in der Geschichte eigentlich gar keine Rolle. Niemand muss persönlich in East Anglia gewesen sein, um zu wissen oder zumindest zu ahnen: Dort sieht es nirgendwo so aus wie im alpenländischen Österreich und in Südtirol, wo große Teile der Außenaufnahmen gefilmt wurden. Sicher, den meisten Kids vor der Leinwand werden derlei Details nicht auffallen. Den älteren Zuschauer nervt es allerdings schon, wenn ihm etwa eine typische Berghütte als Jagdhäuschen im Reich der Queen verkauft werden soll. Ebenso wie der Umstand, dass Zauberin Glenda mit ihrem Jaguar penetrant auf der rechten Straßenspur fährt und zudem das Lenkrad auf der falschen Seite des Wagens angebracht ist. Derlei Fehler hätten einfach vermieden werden können, indem man im Skript gar nicht erst spezifiziert, wo genau die Familie Cantrip wohnt.

    Leider sind auch die schauspielerischen Leistungen nicht durchgehend zufriedenstellend. Immer wieder kommen speziell die vier jungen Hauptdarstellerinnen sowie die ihre Eltern mimenden Doris Schretzmayer („Die Migrantigen“) und Gregor Bloéb („1 1/2 Ritter - Auf der Suche nach der hinreißenden Herzelinde“) arg steif und ungelenk rüber. Mehrfach wirken die Dialoge einfach wie auswendig gelernt und heruntergebetet, während krampfhaft versucht wird, die von Chef-Kameramann Marcus Kanter („Hexe Lilli rettet Weihnachten“) zugewiesenen Positionen zu halten. Diese Unbeholfenheit dürfte selbst jungen Zuschauern unangenehm auffallen.

    Das Beste am Film: Katja Riemann & Justus von Dohnányi als Bösewicht-Duo!

    Die Mädchen machen bei ihren Auftritten oder privaten Gesangseinlagen zu eingespielten Playbacks von eingängigen, kindgerechten Popsongs nur den Mund auf und zu. Das ist im Prinzip okay, weil bei Produktionen dieser Art zu erwarten. Wobei etwa zuletzt „Ich war noch niemals in New York“ oder eben die „Bibi & Tina“-Streifen gezeigt haben, dass es durchaus auch besser geht. Was hingegen noch viel mehr irritiert und der Glaubhaftigkeit der Performances sicher nicht hilft, sind gelegentlich erschreckend schlecht nachsynchronisierte Sprechpassagen, bei denen die Lippenbewegungen der Akteure so gar nicht mehr zum Gesagten passen.

    Positive Glanzlichter setzen dagegen Katja Riemann („Fack ju Göhte“) als herrlich fiese Hexe und der ihren trottelig-unterwürfigen Butler gebende Justus von Dohnányi („Das Experiment“). Das Veteranen-Duo hat sichtlich Spaß daran, sich mit Wucht und Wonne in seine bis zur Karikatur überzeichneten Charaktere zu werfen, und glänzt dabei besonders in jenen Szenen, in denen es allein auf der Leinwand zu sehen ist. Das scheint auch Unterwaldt selbst bemerkt zu haben. Denn es gibt dankenswerterweise auffällig viele solche Paar-Auftritte zu genießen, bis es zum entscheidenden Showdown mit den zankenden Schwestern kommt.

    Fazit: „Vier zauberhafte Schwestern“ strahlt positive Energie und sympathischen Enthusiasmus aus. Zudem ist die Botschaft des Films lobenswert und die Songs haben Ohrwurmcharakter. Trotzdem ist die Fantasy-Familienkomödie über weite Strecken viel zu holprig inszeniert und gespielt, um länger in Erinnerung zu bleiben.

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