Eine filmische Geschmacksexplosion!
Regisseur Mark Mylod konnte bisher vor allem im TV erfolgreich arbeiten, während seine Filmprojekte eher enttäuschten. 2022 lag sein letzter Film bereits elf Jahre zurück. Und dann kam „The Menu“. Basierend auf einer Idee von Will Tracey, der bei einem Restaurant-Besuch auf einer Insel mit dem Gedanken spielte, was wäre, wenn man dort gefangen wäre? Und so entstand einer der wildesten Filme des Jahres mit dunklem Humor und aberwitzigen Überraschungen, der nicht nur die Geschmacksnerven penetriert.
Tyler und seine Begleitung Margot sind Teil eines kulinarischen Erlebnisses: Auf einer einsamen Insel soll ein Dinner des berühmten Kochs Julian Slowik serviert werden. Mit dabei einige Größen in der Koch- und der Filmbranche. Doch mit jedem Gang wird das Menü immer abstruser und diabolischer…
„The Menu“ ist ein klassisches Beispiel für einen Film, den man am besten ohne jegliches Vorwissen schauen sollte. Was man wissen muss: Es ist eine teils sehr schwarze Komödie.
Doch der Film schafft so viel mehr als nur makabren Witz. „The Menu“ ist sehr effektive Gesellschafts-Satire. Der Film nimmt vor allem die gehobene Gesellschaft auseinander, die ihr Dasein damit verbringt ihr Ansehen und Ego zu polieren. Dabei sind alle Figuren herrlich überzogen dargestellt. Auch das Thema Kunst in Verbindung mit Essen stellt ein zentrales Thema der Story dar.
Was mir an „The Menu“ aber besonders gefällt, ist die Tatsache, dass der Film (im Gegensatz zu den bunten Gängen) seine Message nicht auf dem Silbertablett präsentiert. Regisseur Mylod spielt immer wieder mit übertriebenen, teils abstrakten Momenten und regt bis zum Ende hin den Zuschauer zum Nachdenken an. Ich mag es immer sehr, wenn man den Antagonisten in einer solchen Geschichte auch zu Teilen nachvollziehen kann. Und das liegt nicht nur am Drehbuch von Tracy und Seth Reiss, sondern natürlich auch an den starken Darstellern.
Ralph Fiennes als Chefkoch stiehlt immer wieder die Show und ist das Herz des Films. Und niemand hätte in diese Rolle wohl besser gepasst als Fiennes! Anya Taylor-Joy ist wieder mal toll und besonders Nicholas Hoult hat eine starke Figur geschaffen. Daneben überzeugen John Leguizamo als abgeranzter Schauspieler und Janet McTeer als Restaurant-Kritikerin.
„The Menu“ überzeugt auch im technischen Bereich mit einer schicken Kamera von Peter Deming. Auch wenn einige Green Screen-Effekte nicht ganz so dolle aussehen, so ist es das Set des Restaurants, das mit einer Mischung aus Glanz und Klaustrophobie punktet. Und der Score von Colin Stetson ist wirklich wunderbar.
Dennoch hat mich der Film am Ende nicht ganz umgehauen. Das Prinzip und die Ausführung sind toll, aber manche Handlungsstränge und Twists waren mir dann doch etwas zu albern und willkürlich und das soll was heißen bei einer schwarzen Komödie…
Fazit: „The Menu“ würde ich dennoch uneingeschränkt allen empfehlen, die sich filmisch überraschen lassen wollen. Solche Projekte sollten deutlich mehr gefördert werden in Hollywood, denn „The Menu“ ist einer der wenigen Filme, die tatsächlich eine Aussage und eine künstlerische Vision haben. Eine humorvolle Satire mit Horror und Thriller-Elementen!