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    Bones – Bis auf die Knochen
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Bones – Bis auf die Knochen
    Von Christoph Petersen

    Die Grenze zwischen Schauspielern und Musikern war in Hollywood schon immer äußerst durchlässig – und das nicht immer zu Gunsten der Zuschauer/Zuhörer. So ist der Großteil der Elvis-Filme von „Pulverdampf und heiße Lieder“ bis „Ein himmlischer Schwindel“ heute nur noch aus Kuriositäts-Gründen zu ertragen. Bei Madonna gab es dann neben historischen Katastrophen wie Stuermische Liebe zumindest ein paar erträgliche Auftritte, zum Beispiel in Woody Allens „Schatten und Nebel“. Die neueste Mode in der „Singer goes Cinema“-Entwicklungen sind nun Image-Vehikel für Gangsta-Rapper: Stellte sich Jim Sheridans 50-Cents-Phantasie „Get Rich Or Die Tryin´“ dabei fahrlässig in den Dienst einer verachtenswerten "Lieber tot oder kriminell als arm“-Moral, war Ron Underwoods Usher-Rom-Com In The Mix zumindest harmlos.

    Aber etwas Gutes hat diese Durchmischung der Pop-Kultur-Abteilungen doch: Immerhin tauch so seit einigen Jahren immer wieder Rapper-Pabst Snoop Dogg in kleineren Rollen in Blockbustern (Starsky und Hutch, Soul Plane, Training Day) auf, wobei er meist seine ausgebildeten Schauspielkollegen zumindest in Sachen Ausstrahlung um Längen übertrifft. Seine erste Hauptrolle spielte der coolste Motherfucker unter der Sonne (im positiven Sinne!) schon 2001 in dem Horror-Streifen „Bones“. Aber der Spukhaus-Grusel kommt dabei so zahnlos daher, dass nicht einmal Snoop Dogg als eiskalter Racheengel ihn noch retten könnte.

    Ende der 70er-Jahre ist Jimmy Bones (Snoop Dogg) der beliebteste und respektierteste Mann seines Viertels, das er zu beschützen versucht. Als ein Dealer den Markt mit einer neuartigen Droge überschwemmen will und Bones eine gute Beteiligung anbietet, spielt dieser nicht mit. Weil aber der korrupte Bulle Lupovich (Michael T. Weiss) sich die Chance auf einen Haufen Geld nicht entgehen lassen will, wird Bones brutal niedergestochen. 22 Jahre später ist das Viertel komplett zu einem Ghetto verkommen. Vier Teenies wollen versuchen, gerade jenes Haus, in dem Bones noch immer in Form eines blutgierigen Hundes spukt, in einen Nachtclub zu verwandeln. Nach den ersten paar zerfleischten Teenie-Leichen erlangt Bones neue, ungeahnte Kräfte und macht sich auf, sich an seinen Peinigern auf äußerst brutal-perfide Art zu rächen…

    „Bones“ erstes großes Problem ist, dass er durch die Aufteilung in (auch qualitativ) verschiedene Abschnitte nicht zu seiner dramaturgischen Linie findet. Erst in der letzten halben Stunde, in der wir Bones auf seinem splattrig-blutigen Rachefeldzug begleiten, versteht der Film, den Zuschauer zu fesseln. Dabei gleitet er teilweise so sehr ins Absurde ab, etwa wenn Bones den meckernden Schädel seines ersten Opfers zu den weiteren Exekutionen mitschleppt (die gleiche Idee hatte später auch Sin City) oder er seine Geliebte (Pam Grier, Jackie Brown, Love The Hard Way) in ein pink! gehaltenes, äußerst schleimiges Totenreich zu ziehen versucht, dass für einen kleinen dreckigen Genrefilm schon außergewöhnlich anspruchsvolle Bildkompositionen dabei herausspringen.

    Vorher versucht sich der Film als einfacher Spukhaus-Thrill, ist dabei aber vor allem eines: unglaublich öde. Nur die exzentrischen Snoop-Dogg-Auftritte und die doch recht abwechslungsreichen Splatter-Szenen, die in diesem Teil aber noch eher selten gestreut sind, verschaffen ein wenig Erleichterung. Ansonsten wird man eher zu Tode gelangweilt als zu Tode erschreckt. Hinzukommt, dass den Film die Handlungsstränge und Figuren der ersten Stunde selbst nicht wirklich zu interessieren scheinen: So bekommt das ganze Disco-Projekt von der ersten Besichtigung bis zur Eröffnung gerade einmal zwei Szenen zugesprochen und über die ambitionierten Kids erfährt man auch nicht genug, als dass man Sympathien (und damit den Wunsch nach ihrem Überleben) für sie entwickeln könnte, die bleiben komplett beim mordenden Snoop Dogg.

    Ein Spannungskiller sind auch die meist unsäglich-überpowerten animierten Gruseleffekte, die es zwar nicht schaffen, das Eye Candy des Showdowns zu zerstören (der ist eh so abgedreht, dass schwache CGI-Animationen die verquere Szenerie sogar noch unterstreichen), dem Film dafür aber jeglichen Thrill rauben. Vor allem, wenn sich nach jedem Mord mehr frisches Fleisch am Skelett von Bones, der so langsam wieder zum Leben erweckt wird, ablagert, wirken die Animationen eher wie ein lächerlicher Anatomie-Lehrfilm als harter Horror: Etwas Ähnliches hat man in Clive Barkers „Hellraiser“ mit herkömmlichen Gore-Effekten schon Tausendmal effektiver gesehen. So bleibt „Bones“ ein eher schwacher Spukhaus-Horror, der vor allem durch die oft arg übertriebenen CGI-Effekte einen Großteil seiner Spannung einbüßt und so nur mit einem grandios-bösen Snoop Dogg und einer absurd-verrückten letzten halben Stunde punkten kann.

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