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    Enkel für Fortgeschrittene
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Enkel für Fortgeschrittene

    Wieder ein kurzweiliger Generationen-Clash!

    Von Lutz Granert

    Auf gesellschaftliche Probleme hinweisen und diese in leichtfüßige Unterhaltung gießen? Ein Spagat, der allzu oft in die Hose geht! Aber in dieser Hinsicht war die Komödie „Enkel für Anfänger“ ein echter Glücksfall: Mit dem herrlich-spleenigen Zusammenprall der Generationen wurde dem Thema „Einsamkeit im Alter“ erfrischend frech begegnet – und dieses ist angesichts der sich aktuell auf den Kopf stellenden Alterspyramide in Deutschland dringlicher als je zuvor. Das Kinopublikum wusste die Leistung von Regisseur Wolfgang Groos („Faking Hitler“) und seinem namhaften Cast im Februar 2020 jedenfalls zu schätzen:

    Starke 550.000 Zuschauer lockte die Komödie damals in die Lichtspielhäuser – und es wären sicherlich noch mehr geworden, wenn nicht der erste Corona-Lockdown dazwischengefunkt hätte. Beim logischen Sequel sind Cast und Team nun weitestgehend unverändert geblieben – und trotzdem verschiebt sich bei der inhaltlich nahtlos an den Erstling anknüpfenden Fortsetzung nun ein Stückweit der Fokus: Die Komödie „Enkel für Fortgeschrittene“ setzt bei den pubertierenden Figuren diesmal vor allem auf Masse – und rückt die Stars der Senior*innen-Generation zugleich noch stärker in den Mittelpunkt. Das ist bei großen Namen wie Maren KroymannHeiner Lauterbach oder Barbara Sukowa nur allzu verständlich, aber erzählerisch trotzdem nicht immer klug.

    Hand in Hand will das Senior*innen-Trio den von der Schließung bedrohten Schülerladen retten.

    Nach einigen Monaten als Au-Pair-Oma kehrt Karin (Maren Kroymann) aus Neuseeland ins heimische Essen zurück – und zwar drei Wochen früher als geplant: Damit überrascht sie Ehemann Harald (Günther Maria Halmer), der inzwischen von der rüstigen Witwe Sigrid (Imogen Kogge) liebevoll umsorgt wird. So flieht Karin zu ihrem schwulen Freund Gerhard (Heiner Lauterbach), der jedoch schnell von der überfürsorglicher Rastlosigkeit seines Gastes genervt ist.

    Währenddessen steht der Schülerladen der hochschwangeren Annika (Marie Burchard) vor der Schließung, weil ihr der Arzt bis zur Geburt Ruhe verordnet hat. Also springen Annikas chaotische Hippie-Mutti Philippa (Barbara Sukowa) und Karin kurzerhand ein, um den Teenie-Treffpunkt mit der zunächst widerwilligen Unterstützung von Gerhard weiter zu betreiben. Inter-generationelle Turbulenzen aller Art sind da natürlich vorprogrammiert...

    Mehr ist nicht gleich besser

    „Enkel für Anfänger“ verdankte seinen Witz neben den aus den Fugen geratenen Alltagsroutinen der zum Kinderhüten eingespannten Senior*innen vor allem auch den liebenswerten Nachwuchsstars: So hatten etwa der lebhafte Jannik (Julius Weckauf), der vor lauter Übermut immer wieder gegen geschlossene Glastüren rennt, oder die herzige, an einer Nuss-Allergie leidende Leonie (Julia Gleich), die ihre flippige Leihgroßmutter Philippa immer wieder an die Grundsätze einer guten Erziehung erinnert, eine Menge Screentime. Das Arsenal an Kinder- und Teenager-Charakteren ist in „Enkel für Fortgeschrittene“ nun weitaus größer – die halbwüchsigen Akteur*innen bleiben diesmal allerdings in klischeehaften Reißbrett-Figurenzeichnungen stecken.

    Die lernschwache Yasmin (Kayra Efe) bezeichnet etwa in betont holprigem „Ausländer-Sprech“ Mathematik als „Hurensohn“ – und weil kurz darauf ihre Periode einsetzt, muss Gerhard zum Kauf von Damenhygiene-Artikel in den Supermarkt, woraus im Zusammenspiel mit einer unglücklichen Begegnung köstliche Situationskomik erwächst. Der nerdige Noah (Linus Von Emhofen) wiederrum interessiert sich (zu) sehr für die pH-Werte von Müll und Schimmelpilze – was allerdings gerade zupasskommt, als der Schülerladen vom Gesundheitsamt geschlossen wird.

    Gar nicht so leicht, von den Kindern von heute durchzudringen, wenn die doch immer nur auf ihre Smartphones starren…

    Solche Szenen gibt es zuhauf: Die eindimensional bleibenden Schüler*innen sind lebenskluge Antreiber für Gags oder Plot – haben aber sonst im Vergleich zum Vorgänger nicht viel zu melden. Die gestandene Komödiantin Maren Kroymann („Liebesdings“) spielt ihre Rolle als übermütterliche Rentnerin souverän und mit furios vorgetragenem Wortwitz, wenn sie etwa ihre (vermeintliche) Nebenbuhlerin als „Insel mit zwei Bergen“ abkanzelt. Heiner Lauterbach („Immenhof – Das große Versprechen“) gibt wieder den überkorrekten Pedanten und Griesgram, der sich – wie bereits im ersten Teil – Scharmützel mit dem zu spät kommenden Zeitungsboten liefert.

    Eine zunächst arg steife Party, zu der Gerhard wehklagende Altersgenossen in seine Altbauwohnung einlädt, gerät zur witzigsten Szene des Films, bei der auch eine Medikamentenmixtur und eine Hüpfburg tragende Rollen spielen. (Details zum weiteren Verlauf der Festivität finden sich in Form von Schnappschüssen im Abspann wieder.) Ein paar mehr solcher „Je oller, desto doller“-Momente hätten dem Skript von Robert Löhr abseits von übertriebenen Albernheiten rund um einen Ehestreit (und Haralds Exil in der eigenen Garage) sicher gutgetan. Denn bei aus dem ersten Teil aufgewärmten Gags etwa über unbeirrbare Rasenmäher-Roboter zeigen sich durchaus erste Abnutzungserscheinungen.

    Fazit: Jugendlicher Übermut im Seniorenalter sorgt auch in „Enkel für Fortgeschrittene“ wieder für viele zündende Pointen. Aber während „die Alten“ erneut stark abliefern, lässt das Sequel gerade bei „den Jungen“ einiges Humor-Potenzial liegen.

     

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