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    Der Krieger Und Die Kaiserin
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    Andreas S.
    Andreas S.

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    3,5
    Veröffentlicht am 12. Oktober 2022
    Simone ‚Sissi‘ Schmidt ist Pflegerin in einer geschlossenen Abteilung für psychisch verwirrte Patienten. Sie arbeitet dort nicht nur, sie lebt dort. Sie muss den Selbstmord der Mutter und den Wahnsinn ihres Vaters bewältigen. Das kann sie anscheinend am Besten in der Geschlossenen. Bodo Riemer ist ehemaliger Bundeswehrsoldat, der sich nach dem gewaltsamen Tod seiner Frau - eine Tankstelle ist explodiert, während er dort auf dem Klo war - schwer verwirrt durchs Leben schleppt.

    Ihre Wege kreuzen sich. Sissi wird von einem LKW überfahren. Bodo kriecht unter den LKW, der Sissi die Luft abschnürt. Durch einen provisorisch durchgeführten Luftröhrenschnitt rettet er ihr Leben und verschwindet danach genau so schnell wie er aufgetaucht ist.

    Sissi kann.Bodo nicht vergessen. Sie ist der felsenfesten Überzeugung, dass diese schicksalhafte Begegnung unter dem LKW eine tiefere Bedeutung für ihr Leben hat. Nichts passiert zufällig. Sie sucht nach Bodo und findet ihn schließlich. Er lebt mit seinem älteren Bruder in irgendeiner Bruchbude auf einem der vielen Hügel Wuppertals. Wuppertal, die Heimatstadt von Regisseur Tom Tykwer, ist der Ort, an dem sich die etwas nebulösen Geschichten, die in ‚Der Krieger und die Kaiserin’ erzählt werden, ereignen.

    Bodo stößt Sissi von sich weg, will sie nicht sehen. Er hat keine Augen für andere Dinge und Menschen. Er lebt komplett in seinem Trauma, das sich entwickelt hat, als seine Frau an der Tankstelle in die Luft geflogen ist. Außerdem steht er kurz davor, mit seinem Bruder eine Postbankfiliale auszurauben, um das erbeutete Geld für einen befreienden Trip nach Sydney zu nutzen. Sein älterer Bruder Walter meint, er müsse endlich runter vom Klo an der Tankstelle, raus aus der Psycho-Hölle. Und Sydney ist schließlich weit genug weg.

    Während des Überfalls kreuzen sich Sissis und Bodos Wege erneut. Just in dem Moment, als der Überfall stattfindet, ist Sissi in der Bank, um ein Erbstück für eine weit entfernt lebende Freundin abzuholen. Die Freundin will sich den weiten Weg nach Deutschland nicht machen, nachdem die ihr entfremdete Mautter das Zeitliche gesegnet hat.

    Bodos Bruder wird von einem Wachmann erschossen. Sissi kommt dazu und rettet Bodo das Leben, stellt sich in die Schussbahn zwischen Bodo und den gewaltbereiten Wachmann. Krieger und Kaiserin verschwinden zusammen. Sissi versteckt Bodo in der Psychiatrie. Schließlich kommt man ihnen auf die Spur. Nach dramatischen Ereignissen in der Psychiatrie und einer spektakulären Flucht, finden die Beiden zusammen. Sie überwinden durch die dramatischen Ereignisse ihre Traumata und fliehen zu Sissis Freundin ans Meer, irgendwo in Frankreich.

    Ein überaus merkwürdiger Film, der sicherlich stundenlang tiefenanalysiert werden kann. Aber das ist meine Sache nicht.
    Da sich der Film weit jenseits der Realität bewegt, habe ich mich mal entschlossen, das Ganze als modernen Märchenfilm zu betrachten. Zwei verlorene Seelen auf der Suche nach Liebe, Vergebung und Erlösung, finden in den Wirren der Ereignisse zueinander und am Ende zusammen das Glück, das für sie beide verloren schien.
    Beide Protagonisten entkommen schließlich der Psycho-Hölle, in die sie sich zwecks Trauma-Bewältigung freiwillig begeben haben, aus der sie aber keinen Ausweg mehr gefunden haben. Sissi entkommt ihrem Königreich - der psychatrischen Abteilung, in die sie sich eingeschlossen hat - , Bodo entkommt dem Klo an der Tankstelle, das er nach der Explosion nie wirklich verlassen hat.

    Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute irgendwo in Frankreich am Meer und genießen ihr Leben, das für beide verloren schien. Ein Hoch auf die Liebe und die unbändige Macht des Schicksals.

    Franka Potente ( Sissi ), Benno Fürmann ( Bodo ) und Joachim Krol ( Walter ) spielen die Hauptrollen in diesem modernen Märchen um Schuld und Sühne und die erlösende Kraft der Liebe.

    Die Szenen in der Psychiatrie erinnern mich übrigens stark an ‚Einer flog über das Kuckucksnest‘. Da hat Tykwer wirklich eine illustre Truppe von psychischen Grenzfällen zusammengestellt. Ludger Pistor möchte ich mal hervorheben. Einfach köstlich wie er hier den abgedrehten Werner gibt. Aber auch alle Anderen Figuren werden perfekt dargestellt.

    Insgesamt ein kurzweiliger wenn auch etwas zu lang geratener Film. Das liegt sicher daran, dass wirklich jeder gesponnene Faden zu Ende gesponnen werden musste. Das ist ja auch nicht verkehrt, wäre aber in dieser geheimnisvoll verworrenen Geschichte gar nicht nötig gewesen.
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