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    Red Planet
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Red Planet
    Von Carsten Baumgardt

    Nach Brian De Palmas enttäuschendem Weltraum-Ausflug „Mission To Mars“ präsentiert Werbefilmer Antony Hoffman mit seinem Kinodebüt „Red Planet“ den minimal besseren Mars-Film, kann das Potenzial des Stoffes aber nicht ausschöpfen. Vielmehr bleibt die Enttäuschung, dass beide Mars-Projekte der Jahre 2000 und 2001 inhaltlich und an der Kasse gescheitert sind. Als Event-Movie des Jahres versagten beide ihren Dienst.

    Im Jahr 2050 steht die Menschheit vor dem ökologischen Supergau. Die verschmutzte Atmosphäre ermöglicht auf längere Sicht kein Leben mehr auf der Erde. Um die Bevölkerung vor dem Untergang zu bewahren, schickt die NASA ein bemanntes Raumschiff auf eine Mission zum Mars. Zuvor wurde dort durch Ansiedlung von sauerstoffproduzierenden Algen versucht, eine menschenfreundliche Atmosphäre zu schaffen. Nach anfänglichen Erfolgen sind die lebenermöglichenden Algen einfach verschwunden. Die Crew um Commander Bowman (Carrie-Anne Moss aus Matrix), Bord-Ingenieur Gallagher (Val Kilmer) und Wissenschaftler Burchenal (Tom Sizemore) soll das rätselhafte Verschwinden der Pflanzen untersuchen. Kurz vor der Landung auf dem Mars geraten die Astronauten in einen Sonnensturm, der das Schiff schwer beschädigt. Die Mission entwickelt sich zu einer einzigen Katastrophe, die Opfer fordert.

    Regie-Novize Antony Hoffman wollte mit seinem Science-Fiction-Thriller einen eigenen Look kreieren - was ihm ohne Zweifel gelang. „Red Planet“ ist optisch einigermaßen aufregend, tricktechnisch auf dem neuesten Stand, wobei besonders die Szenen mit dem außer Kontrolle geratenen Roboter AMEE gefallen. Auch soundtechnisch ist der Film ausgefeilt – die starken Bilder werden mit schwerem Gitarrensound gebrochen. Doch das alles, inklusive sexy Carrie-Anne Moss, verblasst vor dem Hintergrund der dümmlichen Story. Die platten Dialoge plätschern zumeist vor sich hin, das Potenzial der Geschichte wird nie ganz genutzt. Die Spannung, die teilweise durchaus vorhanden ist, kann Hoffman auf Dauer nicht durchhalten. Anstatt sich den spannenden Zukunftsfragen zu stellen, versteigen sich die Drehbuchautoren Chuck Pfarrer (Darkman, Virus) und Jonathan Lemkin („Lethal Weapon 4“, „Im Auftrag des Teufels“) in eine belanglose 08/15-Dramaturgie, die üblichen Actionfilmen entliehen ist - inklusive jeder Menge cooler Sprüche, die mit einer anspruchsvollen Auseinandersetzung mit der Thematik nichts zu tun haben. Vielmehr wirkt es, als haben die Filmemacher einfach einen handelsüblichen Action-Thriller auf den Mars verlegt. Warum den Mars? Frei nach Wag The Dog: Warum nicht?!

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    Schauspielerisch wird den Stars neben ausgiebigem Machogehabe der Herrencrew nicht viel abverlangt. Die interessantes Figur des Dr. Bud Chantilas (Terence Stamp, Elektra), der einen philosophisch-religiösen Standpunkt vertritt, muss leider allzu schnell ins Gras beißen. Die Formelhaftigkeit des Films lässt sich exemplarisch an der angedeuteten Love Story zwischen Carrie-Anne Moss (Disturbia, Suspect Zero) und Val Kilmer (Kiss, Kiss, Bang, Bang, Heat) festmachen. Diese ist ebenso unglaubwürdig, wie überflüssig. Von logischen Schwächen ist besser keine Rede, in dieser Hinsicht ist „Red Planet“ wissenschaftlich nahezu sinnfrei (besonders auf dem Mars), lediglich die Darstellung des Feuers im Raumschiff hebt sich volltuend authentisch von der Masse vergleichbarer Filme ab. Geradezu dreist ist es auch, Moss’ Charakter Bowman nach Stanley Kubricks Meisterwerk 2001 - Odyssee im Weltraum zu benennen. Das ist deutlich eine andere Galaxis...

    Was bleibt, ist ein mittelmäßiger Sci-Fi-Thriller, der über weite Strecken zumindest optisch zu unterhalten weiß, aber letztendlich nicht alle Möglichkeiten nutzt. Die Filmkarriere von Regisseur Antony Hoffman war übrigens nach dem kapitalen Flop beendet. Wirklich schade darum ist es nicht. Wer eine ernsthaftere, versiertere und vor allem wesentlich bessere Auseinandersetzung mit dem Thema der Menschheitsrettung durch Expansion in den Weltraum sehen möchte, hält sich an Danny Boyles straighten, aber begeisternden Sonnentrip Sunshine.

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