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    The Others
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    The Others
    Von Carsten Baumgardt

    Das Grauen kommt langsam und schleichend, aber unaufhörlich. Alejandro Amenábars „The Others“ ist wohl der erste Film seit Jahren, auf den die Genre-Klassifizierung „Grusel-Thriller“ exakt zutrifft. In stimmiger, kammerspielartiger Atmosphäre lehrt die spanisch-amerikanische Co-Produktion dem Zuschauer subtil das Fürchten - ohne übertriebene Effekte.

    England, 1945: Grace (Nicole Kidman) lebt mit ihren Kindern Anne (Alakina Mann) und Nicolas (James Bentley) isoliert auf einem abgelegenen viktorianischen Landsitz. Wegen einer mysteriösen Lichtallergie der Kinder müssen die Räume des Hauses von Tageslicht komplett abgeschottet werden. Lärm ist auch nicht erwünscht, sonst wird die migräneanfällige Hausherrin ungemütlich. Die Finsternis, nur durch Kerzenschein erhellt, vertreibt regelmäßig das Dienstpersonal, doch die neuen Hausangestellten (Fionnula Flanagan, Eric Sykes, Elaine Cassidy) lassen sich davon nicht beeindrucken - auch nicht von Annes Geschichte, ihre Mutter sei wahnsinnig geworden oder ihrer Klage, ein Geist lebe in den Gemäuern.

    Der Spanier Alejandro Amenábar ist in Hollywood so etwas wie der Mann der Stunde. Nicht nur, dass sein bewusst altmodischer Grusel-Schocker „The Others“ in den USA zum riesigen Überraschungshit (Einspiel: 97 Mio Dollar) avancierte, auch die US-Verfilmung seines Thrillers „Abre los ojos“ läuft derzeit mit Tom Cruise in der Hauptrolle unter dem Titel "Vanilla Sky" (Regie: Cameron Crowe) in den Kinos. Das Erfolgsrezept des moderat butgetierten „The Others“ (17 Mio Dollar) ist einfach: Amenábar konzentriert sich auf das Wesentliche, lässt sämtlichen Special-Effects-Schickschnack wie in Jan DeBonts Fehltritt „Das Geisterhaus“ weg und sorgt für echte, reine Gänsehaut-Spannung. Knartschende Bodendielen, klappernde Türen und unerklärliches Fußgetrappel: In stimmungsvoll photographierter Umgebung reicht das, um Grusel-Effekte zu erzeugen. Dazu einige, wenige Schock-Szenen und fertig ist das schauerliche Kammerspiel in perfide-kühlem Ambiente.

    Dass „The Others“ nicht ganz mit Manoy Night Shyamalans geistesverwandtem Meisterwerk „The Sixth Sense“ mithalten kann, liegt nicht an den Schauspielern. Nicole Kidman gibt als fragile, elegante Grace eine fabelhafte Figur ab. Mit ihrer unterkühlten Ausstrahlung ist die Australierin exzellent besetzt. Noch mehr Eindruck macht allerdings die junge Alakina Mann, die sich als furchteinflößende Göre profiliert. Ausgerechnet der gestandene britische Charakterdarsteller Christopher Eccleston hat einen schweren Stand. Der Charakter des verschollenen Ehemanns wirkt wie ein Fremdkörper und trägt nicht nachhaltig zur Weiterentwicklung der Geschichte bei. Problematisch ist aber vor allem das gemächliche Tempo. Die Einführung ist zu lang und zwischen den eingestreuten Grusel-Sequenzen gibt es durchaus Leerlauf. Im Gegensatz zu „The Sixth Sense“, wo jedes winzige Detail wichtig ist, hat man dieses Gefühl bei „The Others“ nicht.

    Mit einem ziemlich originellen Ende, das den Film auf eine völlig neue Ebene führt, hievt Amenábar sein Werk noch in den grünen Bereich. Allerdings sollte die Erklärung der Auflösung nicht allzu kritisch hinterfragt werden. Sonst wäre „manchmal - manchmal nicht“ zu wenig.

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