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    Gothika
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Gothika
    Von Carsten Baumgardt

    In seiner französischen Heimat machte sich Regisseur und Schauspieler Mathieu Kassovitz mit sozial anspruchsvollem Kino („Hass“) einen Namen. Nach dem packenden Thriller-Hit „Die purpurnen Flüsse" klopfte auch Hollywood an die Tür des Franzosen. Mit seinem US-Debüt „Gothika“ kann Kassovitz allerdings nicht unbedingt überzeugen. Mehr als ein durchschnittlicher Genre-Reißer brachte er nicht zustande. Trotz A-List-Besetzung ist der übersinnliche Horror-Thriller „Gothika“ nur ein solides B-Movie geworden.

    Dr. Miranda Grey (Halle Berry) arbeitet als Psychologin in einer hochgesicherten Klinik für geistesgestörte Straftäterinnen. Als sie eines Tages bei strömendem Regen nach Hause fährt, muss sie auf einer Brücke einem verstört auf der Straße stehenden Mädchen ausweichen und landet im Graben. Sie klettert leichtverletzt aus dem Autowrack, um nachzusehen, ob dem Mädchen etwas passiert ist. Sie scheint nicht verletzt, doch als sich Miranda nähert, geht die Verstörte in Flammen auf. Wenig darauf wacht die Ärztin in einer Zelle ihrer eigenen Klinik wieder auf. Völlig verstört. Ihr Kollege Dr. Pete Graham (Robert Downey Jr.) berichtet ihr, dass sie ihren Mann, den Klinikleiter Dr. Douglas Grey (Charles S. Dutton), bestialisch ermordet haben soll. Überall am Tatort seien ihre Fingerabdrücke und Blutspuren... Miranda kann sich an nichts erinnern. Nachdem sie langsam zur Besinnung kommt, versucht sie auf eigene Faust herauszufinden, was gespielt wird. Sie bildet sich ein, von einem Geist heimgesucht zu werden, der sie mit Schnitten am Arm verstümmelt. Für die Ärzte sieht es aus, als hätte sie sich die Wunden selbst zugefügt...

    Das US-Debüt von Mathieu Kassovitz war nur eine Frage der Zeit. Nach Schauspielrollen in Filmen wie „Das fünfte Element“, „Asterix und Obelix: Mission Kleopatra und „Jakob, der Lügner“ konnte er mit dem Thriller-Reißer „Die purpurnen Flüsse" auch Hollywood auf seine Fähigkeiten aufmerksam machen. Von der Papierform ist Kassovitz genau der richtige Mann für „Gothika“. Immerhin bestach „Die purpurnen Flüsse" besonders durch die atmosphärisch unglaublich dichte Inszenierung, die über die Schwächen bei der Auflösung hinwegsehen ließ. Eine bestimmte Stimmung zu erzeugen, zählt zu Kassovitz’ großen Stärken. Davon profitiert zunächst auch „Gothika“. In der ersten halben Stunde entfaltet der Film eine bedrohliche Atmosphäre, die den Zuschauer packt. Alles ist offen - was gespielt wird, völlig unklar. Doch nach und nach dümpelt „Gothika“ durch das Nutzen mehrerer Genre-Klischees nur noch vor sich hin. Die Handlung wird immer vorhersehbarer, warum der Klinikleiter brutal ermordet wurde, kann sich jeder halbwegs intelligente Besucher bald an fünf Fingern abzählen.

    In der Zwischenzeit darf Oscarpreisträgerin und Bond-Girl Halle Berry („Monster´s Ball") ihre One-Woman-Show starten. Dabei wird ihr schauspielerisch überhaupt nichts abverlangt, physische Qualitäten sind gefragt. Somit wirkt „Gothika“ teils wie eine Fitness-Lehrstunde mit Halle Berry, die in einer Tour um ihr Leben rennt, kreischt, schreit - oder alles zusammen. Das erreicht beinahe die Dimensionen von Goldie Hawn, die 1990 in „Ein Vogel auf dem Drahtseil“ einen Großteil des Publikums mit ihrem permanenten Gekreische in den Wahnsinn trieb. Ganz so schlimm ist es nicht, aber es fällt negativ auf. Genauso wie das Mätzchen, mit einer aufgescheuchten Eule, einen Schockeffekt zu erzielen. Das ist aus der Mottenkiste des Genrekinos. Neben Athletin Berry hat der grandiose Robert Downey Jr. („Wonder Boys", „Chaplin“) eine nichtssagende Rolle, die nicht seiner schauspielerischen Qualität bedarft hätte. Jeder durchschnittliche Hollywood-Akteur wäre diesem Part gewachsen. So bleibt Downey Jr. nur Staffage und ist verschenkt. Daneben kann Penelope Cruz („Vanilla Sky") als Berrys partner in crime nicht überzeugen. Die überschätzte Spanierin ringt ihrer Figur nicht unbedingt Glaubwürdigkeit ab.

    Die Atmosphäre von „Gothika“ ist durchgehend düster. Das liegt nicht nur an der Story von Sebastian Gutierrez („The Big Bounce", „Judas Kiss“), sondern vor allem an der Optik, die Kameramann Matthew J. Libatique („Nicht auflegen", „Tigerland“) mit einem Minimum an Licht kreiert. Das Problem, das sich „Gothika“ schafft, ist in erster Linie im Drehbuch zu suchen. Als paranormaler Whodunit-Thriller angelegt, ist die Mörderhatz im Endeffekt zu durchsichtig, um fesseln zu können. Die Charaktere kommen über den Status von Stereotypen nicht hinaus. Immerhin kann Kassovitz mit einigen gelungenen Gänsehaut-Einlagen und der starken Optik punkten. Auch das Spiel mit zeitlich versetzten Flashbacks weiß zu gefallen. Das reicht in letzter Konsequenz, vor allem durch die zusätzlich enttäuschende Auflösung nur zum einem durchschnittlichen Film, der Genre-Fans solide bedient, aber mehr auch nicht. In den USA mauserte sich „Gothika“ zu einem passablen Hit und spielte knapp 60 Millionen Dollar ein. Damit hat sich Mathieu Kassovitz in Hollywood trotz eines höchst mittelprächtigen Films für weitere Aufgaben empfohlen. Denn bekanntlich ist jeder Regisseur nur so gefragt wie das Einspielergebnis seines letzten Films. ..............Musik-Tipp von CDstarts.de: Guns N' Roses - Greatest HIts

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