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    Der Prinz und ich
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Der Prinz und ich
    Von Jürgen Armbruster

    Am 14. Mai 2004 heiratete der dänische Kronprinz Frederik in Kopenhagen seine Verlobte Mary Donaldson. Eine Hochzeit, wie sie so noch vor wenigen Jahrzehnten im dänischen Königshaus unvorstellbar gewesen wäre, denn Mary Donaldson ist nicht nur eine gewöhnliche Bürgerliche aus nichtadeligem Hause, sondern obendrein noch nicht einmal Dänin. Frederik lernte die gebürtige Australierin während eines Auslandsstudiums in Sydney kennen. Eine wahre Geschichte, die den Drehbuchautoren Mark Amin und Katherine Fugate als Inspiration für „Der Prinz und ich“ diente.

    Edvard (Luke Mably) ist wirklich zu beneiden. Er ist als ältester Sohn des dänischen Königs Haraald (James Fox) von Geburt an dazu bestimmt, irgendwann das Oberhaupt der ältesten konstitutionellen Monarchie der Welt zu werden und damit eine tragende Rolle in den Regierungsgeschäften seines Landes zu übernehmen. Doch an den Aufgabengebieten seines Vaters zeigt der junge Mann keinerlei Interesse. Sein volles Engagement gilt einzig und allein seiner eigenen Unterhaltung. Als er in einem TV-Werbeclip von den wilden Collegepartys und den freizügigen Mädels im schönen amerikanischen Staat Wisconsin erfährt, ist er sofort Feuer und Flamme. Da muss er hin. Doch seine Eltern zeigen logischerweise wenig Begeisterung für diese Idee ihres Zöglings und verweigern ihm die finanzielle Unterstützung für das geplante Unternehmen. Doch Edvard ist ein Dickschädel und macht sich trotzdem auf dem Weg.

    In Wisconsin bereitet sich derweil Paige Morgan (Julia Stiles) auf das neue Semester vor. Die ehrgeizige Studentin ordnet alles ihrem Schaffen an der Universität unter. Sie ist sozial engagiert, finanziert sich den Lebensunterhalt durch einen Nebenjob als Kellnerin selbst und träumt davon, eines Tages für Ärzte ohne Grenzen in hilfsbedürftigen Länder bei der medizinischen Versorgung zu Pionierarbeit zu leisten. Was das mit Edvard zu tun hat? Nun, Paige ist die erste Frau, an die Edvard während seines Amerika-Aufenthalts gerät und somit auch die erste Frau, bei der er sein Glück versucht. Doch es geschieht etwas, mit dem er nicht gerechnet hat. Er kassiert einen Korb. Den ersten in seinem Leben. Kein Wunder, schließlich bemüht er sich aus Angst vor der Presse zu verbergen, dass er der dänische Thronerbe ist. Allerdings ist durch Paige’ Abfuhr sein Ehrgeiz geweckt…

    „Der Prinz und ich“ ist eine romantische Komödie der aller klassischsten Sorte. Man nehme zwei Hauptakteure, wie sie gegensätzlicher nicht sein könnten, lasse sie zunächst reine Verachtung füreinander empfinden und vereine sie letztendlich zum großen Happy End. Abweichungen gibt es an diesem Prinzip auch hier kaum. Mark Amin und Katherine Fugate kann nicht einmal ansatzweise das Bemühen unterstellt werden, das Rad neu zu erfinden oder die die altbekannte Geschichte um weitere Facetten zu erweitern. An sich ist dies kein Beinbruch, solange die Umsetzung dieser altbewährten Inhalte sympathisch erfolgt wäre. Doch dies ist den beiden leider nur ansatzweise gelungen.

    Sowohl inhaltlich als auch in Sachen Unterhaltungswert lässt sich „Der Prinz und ich“ in ein Stück in zwei Akten untergliedern. Zunächst wäre die in Amerika spielende Episode zu nennen. Die Ausgangssituation, dass Paige nichts von Edvards wahrer Identität weiß und dieser sich mit seinem zunächst arroganten Auftreten damit abzumühen hat, sein bisher glamouröses Leben von Grund auf zu ändern bietet reichlich Zündstoff. Auch Edvards Aufpasser Sören (Ben Miller) ist ein herrlich schräger Charakter, auf dessen Konto die ein oder andere erheiternde Szene gehen. Während den ersten 60 Minuten ist „Der Prinz und ich“ eine wirkliche Überraschung im positiven Sinn. Die Geschichte versprüht viel Charme, ist humorvoll und macht Lust auf mehr. Sicherlich wird auch hier nichts wirklich Weltbewegendes geboten, aber in dieser Phase hat der Film etwas, das vielen Produktionen heutzutage abhanden geht: eine Seele.

    Doch dann kommt der große Schnitt. Edvard wird als Prinz entlarvt und von seinem kranken Vater nach Dänemark zurückgerufen. Wo zuvor die Beziehung zweier Personen zueinander im Vordergrund stand, rückt nun der Fokus auf das glamouröse Leben am Hofe. Was dem Zuschauer fortan geboten wird, ist im höchsten Maßen kitschig und die handelnden Personen rutschen mehr und mehr ins oberflächliche ab. Trauriger Höhepunkt ist ein Gespräch zwischen Paige und Edvards Mutter Rosalind (Miranda Richardson). „Das Leben als Königin hat auch seine Vorzüge“, sprachs und öffnete die Tresortür zu den Kronjuwelen. Man ertappt sich immer wieder dabei, wie man einen Blick auf die Uhr wirft und das Ende herbei sieht. Selten waren zwei Filmhälften zu sehen, die gegensätzlicher gewesen wären.

    Über die Produktionswerte von „Der Prinz und ich“ lässt sich eigentlich nur wenig sagen. Die aus dem TV-Segment stammende Regisseurin Martha Coolidge (u.a. „Sex And The City“) hat den Stoff solide umgesetzt. Was wohl auch daran lag, dass sich die Herausforderung in Grenzen hielt. Dass Hauptdarstellerin Julia Stiles in der Rolle des intellektuellen Objekts der Begierde zu überzeugen weiß, ist keine all zu neue Erkenntnis. Als Beispiele hierfür seinen „10 Dinge die ich an dir hasse“, „Mona Lisas Lächeln“ oder zuletzt „Carolina“ angeführt. Mit weitaus weniger Referenzen kommt Edvard-Mime Luke Mably daher. Zu mehr als einem kleinen Auftritt in „28 Days Later“ reichte es bisher nicht in seiner Kinokarriere. Trotzdem fällt er als gut aussehender Frauenschwarm nicht weiter ab. Da gab es in letzter Zeit weitaus peinlichere Auftritte zu bewundern. Unterm Strich ist „Der Prinz und ich“ lediglich solide Genre-Kost, was schade ist, denn insbesondere in der ersten Filmhälfte wäre durchaus mehr drin gewesen. Freunde romantischer Komödien werden hier sicherlich auf ihre Kosten kommen. „Der Prinz und ich“ ist einer jener Filme, die einen zwar ganz nett unterhalten, aber auf die man eigentlich auch hätte verzichten können. Falsch machen kann man bei der Wahl, ob man ihn nun anschaut oder nicht, eigentlich wenig.

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