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    Im Rennstall ist das Zebra los!
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Im Rennstall ist das Zebra los!
    Von Jürgen Armbruster

    Wie muss man sich die Entstehungsgeschichte von „Im Rennstall ist das Zebra los!“ vorstellen? Produzent Steve Wegner und der befreundete Drehbuchautor David Schmidt schauen gemeinsam mit der Familie „Ein Schweinchen namens Babe“, verfallen in sentimentale Stimmung, gehen zur Pferderennbahn und denken sich, dass sie so einen Film auch einmal drehen sollten. So oder so ähnlich wird es wohl gewesen sein. Anders lassen sich die teils frappierenden Parallelen in Frederik Du Chaus Kinder-Komödie mit dem Originaltitel „Racing Stripes“ nicht erklären.

    Das kleine Zirkuszebra Stripes wird eines nachts bei einer Panne am Tiertransporter von seiner Familie getrennt und liegt hilflos in seinem Körbchen mitten auf der Straße. Sein Glück, dass der gutherzige Farmer Nolan Walsh (Bruce Greenwood) das Tier findet und bei sich und seiner Tochter Channing (Hayden Panettiere) aufnimmt. Doch das Leben auf einer Farm zwischen Ponys und Ziegen, Hähnen und Hunden ist gar nicht so einfach. Erst recht nicht, wenn das Tierchen nicht weiß, dass es ein Zebra ist. So etwas kann zu einer schweren Identitätskrise führen. Doch als Stripes in der Nähe der heimischen Farm die Pferderennbahn der snobistischen Clara Dalrymple (Wendie Malick) entdeckt, ist der Entschluss schnell gefasst: Stripes möchte ein Rennpferd werden!

    Die Geschichte, die Schmidt und Wegner rund um das rennende Zebra spinnen, haut nun wirklich niemanden vom Hocker, tut aber auch nicht weh. Farmer Nolan Walsh (solide: Bruce Greenwood) war einstmals ein erfolgreicher Trainer von Rennpferden. Nachdem seine Frau bei einem Unfall tödlich verunglückte, ist er jedoch nicht mehr derselbe. Er hängt seinen Job an den Nagel, gibt fortan den friedliebenden Farmer und entwickelt einen wahren Sicherheitswahn in Bezug auf das Töchterchen Channing (nett: Hayden Panettiere). Dass deren größter Traum es ist, bei Pferderennen zu reiten, versteht sich von selbst. Und wer ihr letztlich dabei hilft, ist auch klar. Originell ist das alles nicht, aber der Hauptzielgruppe (also kleine, 7-jährige, blonde Mädchen) wird das schon reichen.

    Zu einem Film wie „Im Rennstall ist das Zebra los!“ lässt sich nun wahrlich nicht sehr viel sagen. Ein sprechendes Zebra, das Rennpferd werden möchte. Das sagt doch eigentlich schon alles. Der Film fährt voll auf der Babe-Schiene, ohne jedoch die große Herz-Schmerz-Klasse und den Knuddel-Faktor („Darf ich Mama zu Dir sagen?“) des großen Vorbildes zu erreichen. Doch in gewisser Weise kann auch Entwarnung gegeben werden. Knuffig und familienkonform ist das hier Vorgesetzte allemal. Wobei es manchmal durchaus mit dem bunten Tierallerlei übertrieben wird. Hand aufs Herz: Wer um alles in der Welt benötigt schon einen Mafia-Pelikan oder ständig quasselnde, rappende Stechmücken? Da sind die Herren Drehbuchautoren David Schmidt und Steven P. Wegner leider ein ganzes Stück übers Ziel hinaus geschossen…

    Was aber nun wirklich gar nicht geht, ist die grenzdebile Auswahl der Synchronsprecher. Liebe Mitarbeiter von Constantin! Was in aller Welt hat euch geritten, ein infantiles, naives, junges Zebra ausgerechnet von Günther Jauch sprechen zu lassen? Wenn irgendetwas auf dieser Welt nun wirklich nicht zusammen passt, dann das! Auch die Wahl der übrigen Sprecher lässt stark zu Wünschen übrig. Entweder blamieren sich diese wie Mario Adorf, Moritz Bleibtreu, Iris Berben oder Ottfried Fischer selbst bis auf die Knochen oder sie sind wie Jeanette Biederman, Oliver Pocher oder Christian Tramnitz einfach nur lächerlich. Warum nicht einfach mal die großen Namen große Namen sein lassen und auf professionelle Sprecher setzen?

    Aber stellen wir das Rumgemeckere an dieser Stelle jetzt einfach ein. Trotz allem ist „Im Rennstall ist das Zebra los!“ ein solider Film für die ganze Familie. Das soll heißen, dass sich die Jüngsten vor Lachen auf dem Boden kullern werden und die Mamis und Papis dieser Welt zumindest halbwegs vernünftig unterhalten werden. Schade ist dabei nur, dass irgendwo auch mehr drin gewesen wäre. Wenn der Hahn Reggie nach Verrichtung seines morgendlichen Weckdienstes beispielsweise reumütig feststellt, dass dies zwar ein „Scheißjob“ sei, er ihn aber vor dem Suppentopf bewahre, kommt fast so etwas wie Ironie auf. Mehr davon hätte dem Film sicherlich gut getan und das Zebra wäre besser auf Touren gekommen.

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