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    Glauben ist alles!
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Glauben ist alles!
    Von Carsten Baumgardt

    Wenn der begnadete Charakterdarsteller Edward Norton sein Regiedebüt gibt, was kommt dem Kinokenner wohl als Letztes in den Sinn? Richtig, eine federleichte, urkomische und romantische Feel-Good-Komödie. Doch aller Verwunderung zum Trotz ist Nortons Erstling „Glauben ist alles“ genau das. Der Film verbreitet einen Heidenspaß und unterhält auf allen Ebenen bestens.

    In ihrer Schulzeit waren die drei ein unzertrennliches Trio, bevor Anna (jung: Blythe Auffahrt, erwachsen: Jenna Elfman) ihre beiden besten Freunde Brian (jung: Michael Roman, erwachsen: Edward Norton) und Jake (jung: Sam Goldberg, erwachsen: Ben Stiller) allein lassen musste, weil ihre Eltern umzogen. Brian und Jake haben inzwischen in New York eine himmlische Karriere gemacht. Brian ist Priester und Jake Rabbi, die besten Freunde sind sie aber immer noch - mehr denn je sogar. Sie wollen mit ihren Methoden frischen Wind in ihre Kirchen bringen, was nicht immer auf Gegenliebe stößt. Als Anna geschäftlich nach New York reisen muss, sagt sich die ehrgeizige und erfolgreiche Businessfrau zu einem Wiedervereinigungstreffen mit den Jungs an. Die Chemie der drei stimmt weiterhin, es ist fast wie früher. Kompliziert wird es erst, als sich Jake in Anna verliebt, die beiden dies Brian allerdings vorenthalten, um ihn nicht zu kränken. Pikant: Brian kommt seinerseits in Versuchung und ist nach wie vor ebenfalls in Anna verliebt...

    Zwei Fragen, deren Antworten nicht wie selbstverständlich „Ja“ lauten müssen: Kann Edward Norton (Fight Club, American History X, The Italian Job, Roter Drache) Regie führen? Ja, er kann. Kann Norton auch lustig sein? Ja, und wie. Damit wären die Fronten geklärt und „Glauben ist alles“ in sichere Fahrwasser geführt. Denn, dass Ben Stiller (Starsky und Hutch, Reality Bites, Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich, Voll auf die Nüsse), einer der besten Komiker unserer Zeit, seine Aufgabe als agiler Rabbi mit Reformationselan perfekt erfüllen und dem Affen zwischendrin ordentlich Zucker geben würde, daran bestand nie ein Zweifel. Ebenso wenig daran, dass die wunderbare und oft unterschätze Jenna Elfman (Looney Tunes: Back In Action, Stadt, Land, Kuss , „EdTV“) als romantisch-quirliger Love Interest bestens funktioniert und mit ihrem erfrischenden Charme begeistert.

    Das Drehbuch von Stuart Blumberg - ein alter Yale-Kumpel Nortons, der auch für dessen zweite Regiearbeit „Motherless Brooklyn“ (2006) das Skript schrieb - liefert die Grundlage für ein Feuerwerk der guten Laune. Eingebettet in eine Rahmenhandlung, die allein schon urkomisch ist, erzählt Nortons Charakter die Geschichte nach. Das Erstaunliche an „Glauben ist alles“ ist die Leichtigkeit, mit der das Hauptdarsteller-Trio aus den gebotenen Klischees soviel Witz und Charme herausholt. Norton ist clever genug, seiner Story zwischen den Zeilen die nötige Ironie zu verleihen, um nicht blindlings in die lauernde Kitschfalle zu tappen. Besonders die Eigenheiten der verschiedenen Religionen werden sehr liebevoll aufs Korn genommen. Was „Glauben ist alles“ so unterhaltsam macht, ist Tatsache, dass sich unter all der Komik und den Verwirrungen eine wunderbare Ode an das Leben verbirgt, ohne dabei mit dem erhobenen Zeigefinger darauf zu verweisen, wie schön doch die Welt sei. Werte wie Freundschaft und Toleranz werden mit Leichtigkeit in die Handlung eingewoben, ohne an Tempo und Timing zu verlieren.

    Neben den überzeugenden Hauptdarstellern sind auch die Nebenfiguren sehr sympathisch. Sie ergänzen das im Grunde simple und nicht überragend originelle Storykonstrukt durch nette Gags und Spitzen, so dass sich der Film als durchgehende Gagparade behaupten kann. Einen besonderen Tiefgang hat „Glauben ist alles“ keineswegs. Der Realitätsgehalt der Story ist auch nicht unbedingt zwingend. Die Komödie wird weder für eine Renaissance in den Gotteshäusern sorgen noch die alten Herren der Katholischen Kirche oder die orthodoxen Juden erweichen, sich mehr zu öffnen. Edward Norton erzählt mit seinem Regiedebüt schlicht und einfach eine zauberhafte Geschichte, die noch dazu Riesenspaß macht. Das wird die Welt nicht verändern... ist aber auch nicht nötig. Wer sich gut zwei Stunden lang auf hohem Niveau unterhalten lassen will, ist bei „Glauben ist alles“ genau richtig.

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