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    Planet der Affen
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    5,0
    Meisterwerk
    Planet der Affen
    Von René Malgo

    1967 kreierte Regisseur Franklin J. Schaffner (Papillon) einen Film, der Maßstäbe setzen sollte und vier Fortsetzungen sowie ein Remake nach sich zog. Ein Meilenstein, dessen Name jedermann bekannt sein dürfte: „Planet der Affen“.

    George Taylor (Charlton Heston) gehört einer Forschungscrew an, die in das Universum geschossen wurde, andere Welten zu entdecken. Es ist das Jahr 3978, als ihr Raumschiff auf einem fremden Planeten im Wasser abstürzt. Ein Crewmitglied kommt ums Leben, drei klettern aus dem Raumschiff, um die neue Welt zu erkunden. Sie durchforsten weites Ödland, bis sie auf seltsame Menschen treffen. Sie erinnern mehr an Tiere oder Höhlenbewohner, als an die Spezies, die sie zurückgelassen haben. Plötzlich tauchen bewaffnete Affen auf. Bei einer Treibjagd werden die drei Männer getrennt und Taylor gefangen genommen. Er muss feststellen, dass auf diesem Planeten die Affen die herrschende Rasse sind. Verzweifelt versucht Taylor seinen Peinigern klarzumachen, dass er ein intelligentes Wesen ist und kein Tier. Doch die Idee, ein Mensch sei ein intelligentes Wesen, ist Ketzerei…

    „Beware the beast man, for he is the Devil's pawn. Alone among God's primates, he kills for sport or lust or greed. Yea, he will murder his brother to possess his brother's land. Let him not breed in great numbers, for he will make a desert of his home and yours. Shun him, for he is the harbinger of death. “

    Die Lehre der Evolution erhält eine Umkehr. Affen sind es, die herrschen, Menschen sind es, die ohne jegliche Rechte gejagt und nach Gutdünken behandelt werden können. „Planet der Affen“ entspricht dem wissenschaftlichen Kenntnisstand der 60er Jahre. Wissenschaftliche Erkenntnisse sind jedoch starken Schwankungen unterworfen und entwickeln sich stets weiter. Der Widersprüchlichkeit und Vergänglichkeit verschiedener wissenschaftlicher Theorien ist sich auch „Planet der Affen“ bewusst. Innerhalb seines eigenen Universums machen die Gedankengänge, welche der Film verzapft, Sinn. Der inneren Logik wird mehr als zufriedenstellend genüge getan. Wie es allerdings bei Science-Fiction-Filmen so ist; wer mit der Lupe sucht, wird auch bei „Planet der Affen“ Ungereimtheiten finden. Die Geschichte ist eher eine Parabel, denn seriöse Zukunftsversion und kann somit auch im Bereich Fantasy anstatt Science Fiction angesiedelt werden. Aufgrund seiner Konsequenz und beeindruckenden Bildersprache stimmt „Planet der Affen“ abzüglich eventuell richtiger, falscher oder überholter Theorien nachdenklich, gerade in Bezug auf unserer Zukunft und was wir daraus zu machen gedenken.

    Die eingefahrenen Strukturen der Affengesellschaft in „Planet der Affen“ weisen deutliche Parallelen zu mittelalterlichen Despotismen, von rassistischen Vorurteilen beherrschten Diktaturen oder religiösen Lehren auf. Der kritische, teils satirische Unterton der gesamten Handlung ist unüberhörbar. Als der gefangene Taylor und seine Verteidiger vor einer Anhörung geschleppt werden, schwebt das Wort Inquisition nur zu deutlich über ihren Häuptern. Die Geschichte wirkt zutiefst seriös und ernst. Die Feierlichkeit der Affen und Absurdität so mancher Situation jedoch sorgen für viele Schmunzler und bei genauer Hinsicht entfaltet „Planet der Affen“ so ganz bewusst ein erhebliches Maß an humoristischem Potenzial. Nichtsdestotrotz bleibt dem Zuschauer im Anbetracht einiger Situationen das Lachen im Halse stecken. Ausgezeichnet, wie „Planet der Affen“ in solchen Momenten den Spiegel vorhält.

    Über seinen bloßen, zweifelsohne vorhandenen Unterhaltungswert hinaus regt „Planet der Affen“ zum Nachdenken an. Sei es über Religion, Diktatur, Vorurteile, Rassismus oder über das Menschsein im Allgemeinen. Am Ende schlägt der sehr abenteuerliche Film auf höchst intelligente Weise den Bogen zu unserer Gegenwart und Realität und hinterlässt, das sei an dieser Stelle garantiert, einen verblüfften und erschlagenen Zuschauer. Wer genau aufpasst, wird die geniale Schlusspointe erahnen können, nichtsdestotrotz bleibt ihre Wirkung beispiellos. Es sind dieses Ende und diese Aussage, die den Film zeitlos und zum absoluten Meisterwerk machen.

    Abzüglich all der tiefsinnigen und nachdenklich stimmenden Qualitäten muss „Planet der Affen“ als fantasievoller Science-Fiction-Film natürlich auch unterhalten. Schaffners perfektionisierte Regie, kongenial unterstützt von Leon Shamrays Kameraführung und Hugh S. Fowlers Leistung im Schneideraum, tragen dafür Sorge. Der Crew hinter der Kamera gelang es, mit teils minimalistischem Aufwand, eine faszinierend fremde Welt und verstörende Atmosphäre aufzubauen. Als exzellent erweist sich die Maske von John Chambers. Die Affen sehen echt aus, wirken echt und gerade ihre Mimik sticht besonders hervor. In Sachen einfallsreicher Ausstattung und Kostümgestaltung braucht sich „Planet der Affen“ vor späterer Konkurrenz wie zum Beispiel Krieg der Sterne nicht zu verstecken. Mit einem Wort: perfekt. So sollte ein Science-Fiction-Film ausschauen. Jerry Goldsmiths stimmige Musikumrahmung tut ihr übriges dazu. Es gibt genug Action und wildromantische Abenteuerlichkeit, um auch den weniger auf Aussage und Inhalt wert legenden Zuschauer bei der Stange zu halten. Trotzdem steht bei „Planet der Affen“ die Handlung in den Vordergrund, nicht die Action. Vorbildlich.

    Mit Charlton Heston hat Schaffner den richtigen Hauptdarsteller gefunden. Er verkörpert die menschliche Rasse so, wie sie von den Affen gefürchtet wird. Nichtsdestotrotz verachtet er selbst die Spezies Mensch, glaubt und hofft, dass es eine bessere Art geben könnte. Hat er sich einmal befreit, zeigt Taylor (Heston) keine Skrupel, gewaltsam gegen die Affen vorzugehen und seinen Willen gegen jene durchzusetzen, die ihm geholfen haben. Nicht alle Affen wollen ihn möglichst sprachlos, hilflos und als Tier sehen. Er hat auch Fürsprecher unter den Affen. Diese allerdings laufen Gefahr, der Ketzerei angeklagt zu werden. Das Böse, es scheint sich in den herrschenden Affen zu manifestieren. Sie, die sie entscheiden und den Glauben der Affen wahren, sind also die Bad Guys des Films. Ergo ist Taylor der Gute, der Held. Bis zuletzt bleibt dieser Eindruck zwar bestehen, doch so einfach macht es der Film sich nicht. Die Charakterisierungen aller halbwegs wichtigen Beteiligten (ob Affen oder Menschen) sind gründlich und außergewöhnlich gut durchdacht. Die verschiedenen Personen profilieren sich mittels subtiler Details und Gesten. Am Ende bekommt der Betrachter die Erklärung für das fanatische Aufführen einiger Affen. Taylors Verhalten schließlich, bestätigt auf bizarre Art und Weise die Schlusspointe und macht nicht nur das Verhalten der Affen plausibel, sondern auch die Lage, in die Taylor geraten ist.

    “ You are right, I have always known about man. From the evidence, I believe his wisdom must walk hand and hand with his idiocy. His emotions must rule his brain. He must be a warlike creature who gives battle to everything around him, even himself.“

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