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    Die Promoterin
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Die Promoterin
    Von Morton Gudmonsdottir

    Bezeichnender kann ein Filmtitel kaum sein: „Against The Ropes“. In den Seilen hängt auch die Karriere von Hollywood-Sweetheart Meg Ryan. So bitter dieses ungeschriebene Gesetz auch ist: Passiert eine Schauspielerin in der Traumfabrik die 40, wird die Luft dünner und die Angebote werden weniger. Seit geraumer Zeit versucht das All American Girl in ernsthaften Rollen gegen diesen Trend anzuspielen. Bisher vergeblich, was sich auch mit Charles S. Duttons Regiedebüt nicht ändert. Das Box-Drama „Die Promoterin“, so der deutsche Titel, scheitert trotz einiger guter Ansätze an der eigenen Bedeutungslosigkeit.

    Jackie Kallen (Meg Ryan) ist eine intelligente, starke Frau aus Detroit, die seit ihrer Kindheit von Boxsportlern umgeben war, da sie schon damals stets viel Zeit mit ihrem boxenden Onkel bei dessen Trainingsstunden verbrachte. Das Boxen liegt ihr mithin, so könnte man sagen, im Blut, und sie hat sich über die Jahre ein gewisses Fachwissen angeeignet. Als sie sich eines abends mal wieder über den arroganten Boxpromoter LaRocca (Tony Shalhoub) ärgert und behauptet, sie wisse mehr übers Boxen als er, fordert er sie auf, dies unter Beweis zu stellen. Er bietet ihr einen Boxer-Vertrag für einen Dollar zum Kauf an. Natürlich ist an dem Geschäft etwas faul. Jackies Boxer ist drogensüchtig, doch das findet sie erst heraus, als sie ihn in seinem Zuhause aufsucht, um sich vorzustellen. Hier begegnet sie dann auch Luther Shaw (Omar Epps), der als Handlanger eines lokalen Drogendealers gerade ihren Vertragsboxer verprügelt. Anstatt schockiert zu sein, realisiert Jackie sofort, dass sie einen ungeschliffenen potentiellen Boxchampion vor sich sieht. Entschlossen überredet sie Luther, lieber einer möglichen Karriere als Boxer eine Chance zu geben, als weiterhin ein Leben in der Gosse zu fristen, und macht sich selbst zu seinem Manager. Gemeinsam mit Boxveteran Felix Reynolds (Charles S. Dutton), den Jackie zuvor erfolgreich aus dem Ruhestand zu locken vermochte, entdecken Jackie und Luther, dass sie einander brauchen, wenn sie ihre eigenen Träume verwirklicht sehen wollen - und so erobern sie die Welt des Boxens im Sturm...

    Anfang der 90er Jahre versuchte sich Meg Ryan schon einmal im seriösen Fach, aber weder in Oliver Stones großartiger Jim-Morrison-Biographie „The Doors“ noch in Ed Zwicks mittelprächtigem Golfkriegs-Drama „Mut zur Wahrheit“ konnte sie vollends überzeugen. Zuletzt wollte Ryan in Jane Campions „In The Cut“ (ab 23. September in Deutschland) den Wechsel ins Charakterfach schaffen. Doch an der Kinokasse zahlte sich der Kurswechsel weg von Rollen wie in „Harry & Sally“, „Schlaflos in Seattle“ oder „E-Mail für dich“ nicht aus. Das gilt ebenso für das Leinwand-Debüt des Schauspielers Charles S. Dutton („Gothika“), der auch in einer Nebenrolle zu sehen ist.

    Ryan gibt sich zwar alle Mühe, sich im fremden Sujet zu beweisen, leidet aber vor allem an der unausgegorenen B-Movie-Story aus der Feder von Cheryl Edwards („Save The Last Dance“). Ihr Drehbuch, das lose auf der wahren Geschichte der Box-Promoterin Jackie Kallen beruht, kommt nicht über das Niveau eines durchschnittlichen Fernsehfilms hinaus. Fragwürdig, warum Ryan sich diese Aufgabe angetan hat. Als Erin Brockovich der Boxszene gehört sie zwar noch zum besten, was der Film zu bieten hat, kann ihn aber nicht davor bewahren, am Ende in die Seile zu gehen. In kunterbunten White-Trash-Outfits und mit entsprechendem Zungenschlag, zumindest im Original, dominiert sie „Die Promoterin“, hat es aber dennoch nicht einfach, die Sympathien des Publikums komplett auf ihre Seite zu ziehen. Der Plot wirkt über die gesamte Dauer hölzern und rumpelt vor sich hin, ohne echtes Interesse zu erzeugen. Dazu nervt der Score von Michael Kamen mit penetrantem Pathos. Handwerklich bietet „Die Promoterin“ auch nur Hausmannskost. Die Boxszenen sind solide, aber alles andere als mitreißend inszeniert. Wenigstens kommt die Atmosphäre des Films adäquat rüber.

    Bis zum Finale schleppt sich „Die Promoterin“ mehr oder weniger tapfer über die Runden, aber dann verpasst der melodramatisch überzogene Showdown zwischen Boxer (der verlorene Sohn) und Managerin (die Übermutter) dem Film den Knock Out. Für Meg Ryan reicht es dank einiger passabler Ansätze und dem guten Willen zu einem „Unentschieden“, doch um den Film zu retten, ist dies zu wenig, da weder Omar Epps noch Tony Shalhoub oder Charles S. Dutton die Kohlen aus dem Feuer holen können.

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