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    Crocodile Dundee - Ein Krokodil zum Küssen
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Crocodile Dundee - Ein Krokodil zum Küssen
    Von Jörn Schulz

    Denkt man an bekannte australische Spielfilme, darf diese Produktion natürlich nicht fehlen: „Crocodile Dundee“. Die Culture-Clash-Komödie ist der populärste und meistzitierte Film aus Down Under. Kein anderer Spielfilmcharakter hat in den 1980ern das Bild von Australien so sehr geprägt wie Michael J. „Crocodile“ Dundee. Rau und trinkfest, aber dennoch charmant und zuvorkommend, stärker als ein Salzwasserkrokodil aber trotzdem höflich und immer einen flotten Spruch auf den Lippen – so wird uns der typische Outback-Australier im Film präsentiert, der voll ist mit klassischen Klischees über den fünften Kontinent. Regisseur Peter Faiman, Produzent John Cornell und Drehbuchautor Paul Hogan ließen kaum einen Stereotyp unangetastet. Mit einer stil- und humorvollen Umsetzung gelang ihnen damit eine herausragende Komödie über das Aufeinandertreffen zweier sehr unterschiedlicher Kulturen. Und das im mehrfachen Sinne.

    Die New Yorker Boulevardreporterin Sue Charlton (Linda Kozlowski) ist an einer ganz heißen Geschichte dran. Irgendwo im Nördlichen Territorium Australiens wurde ein Mann von einem Krokodil attackiert und angeknabbert, doch auf seltsame Weise hat der Unbekannte den Zwischenfall überlebt und erfreut sich bester Gesundheit. Selbstverständlich will Sue den Krokodilbändiger persönlich treffen, ihn interviewen und die sensationelle Geschichte rekonstruieren. Als die Journalistin im kleinen Outback-Kaff Walkabout Creek ankommt und auf Michael J. „Crocodile“ Dundee (Paul Hogan) trifft, ist sie nicht nur von seiner Geschichte, sondern auch von seiner Person fasziniert. Während eines dreitägigen Trips in die Wildnis, um den Ort des Krokodilangriffs zu besuchen, lernt Sue Land und Leute kennen und lieben. Als sie nach New York zurück muss, lädt die Reporterin Mick kurzerhand ein mitzukommen. Für Crocodile Dundee, der Australien nie zuvor verlassen hat, beginnt ein Großstadtabenteuer par excellence, in dem er u.a. lernt, was Transvestiten sind, welche Funktion ein Bidet hat und wie man im Großstadtgewühl überlebt …

    Ein Großstadtmädchen im Outback – die erste Hälfe des Films handelt von Sues und Micks Zusammentreffen in Walkabout Creek, einem kleinen Örtchen irgendwo im Nördlichen Territorium Australiens, und einem Ausflug ins wilde Outback, wo Krokodile und Schlangen auf arme Touristen lauern. Die Journalistin lernt, dass in Australien alle Menschen „mates“ (Kumpel) sind, dass man ganz oft „G’day!“ (Guten Tag!) sagt und dass mit echten Krokodilen nicht zu scherzen ist. Wer den Film im Originalton sieht, wird mit Paul Hogans waschechtem australischen Akzent belohnt und bekommt jede Menge Aussie-Slang zu hören. Australienkenner können sich außerdem über einige versteckte Anspielungen auf die australische Kultur freuen, die im Film zu finden sind. Wenn etwa Mick Dundee als Känguru getarnt ein paar Wilderer in die Flucht schlägt und dies mit dem Satz „Good one, Skippy“ kommentiert, verweist er auf eine in Australien bekannte Fernsehserie mit einem Känguru als Hauptdarsteller - das australische Pendant zu Flipper, Fury und Lassie, sozusagen. Gefilmt wurde „Crocodile Dundee“ übrigens größtenteils im Kakadu Nationalpark, einem der weitläufigsten und beeindruckendsten Reservate Australiens.

    Auch in einem australienspezifischen und von Natur aus schwierigen Thema macht der Film eine gute Figur. Die Ureinwohner Australiens, die Aboriginies, werden mit dem nötigen Respekt und als würdevolle Kultur dargestellt. In den Filmdialogen sind aboriginaltypische Wörter zu finden, in einigen Gesprächen zwischen Sue und Mick werden Ansichten und Lebensweisheiten der Aboriginies einem breiten Publikum zugänglich gemacht. So stellt Mick beispielsweise klar, dass nicht das Land den Menschen gehört, sondern alle Menschen dem Land, was ganz im Sinne der Ureinwohner ist. Auch wenn die problematische Frage nach dem Landrecht im Film eher umschifft wird, so hat „Crocodile Dundee“ doch einen wichtigen Beitrag in der Verständigung der beiden australischen Kulturen geleistet, was 1986, also rund 20 Jahre nach der Anerkennung aller Ureinwohner als vollwertige Mitglieder der australischen Gesellschaft, eine bemerkenswerte Leistung war.

    Ein australisches Landei in der Großstadt – der zweite Teil von „Crocodile Dundee“ widmet sich dem Aufenthalt des Krokodilbezwingers an einem der gefährlichsten Orte der Welt: in New York City. Natürlich ist in diesem Teil die legendäre und viel zitierte Messerszene zu finden. Von drei Ganoven mit einem Butterflymesser bedroht („Das ist doch kein Messer“), zieht Mick Dundee sein 30 Zentimeter langes Buschmesser und zeigt ihnen, was eine echte Waffe ist („Das ist ein Messer“). Verglichen mit der ersten Hälfe des Films kann die Komödie im zweiten Teil nochmals zulegen. Der Humor speist sich aus der Konfrontation des naiven Australiers mit den hektischen und ignoranten Stadtmenschen. In New York eintreffend und an einer Ampel stehend stellt sich Crocodile Dundee einigen Passanten vor, die am Gehweg stehen und verabschiedet sich mit den Worten: Wir sehen uns bestimmt in den nächsten Tagen irgendwo hier. Der Witz mag auf den ersten Blick albern und platt wirken, doch wer längere Zeit in einer Großstadt verbracht hat, wird über Micks Verhalten gut grinsen müssen.

    Obwohl Geschichte und oscarnominiertes Drehbuch gelegentlich einige Löcher und Logikfehler aufweisen, fällt dies nicht wesentlich ins Gewicht. So ist z.B. nicht klar, warum der Krokodilbändiger in Australien einen Wasserbüffel, der die Straße blockiert, mit seinem Blick hypnotisiert und es zum Hinlegen bringt anstatt das Rindvieh wegzuscheuchen, denn so blockiert der Büffel ja weiterhin die Fahrbahn. Auch ist die Liebesgeschichte zwischen Mick und Sue, die eigentlich einen Freund in New York hat, mehr als unentschlossen, was einen leichten Punktabzug zur Folge hat. Brillant allerdings ist Paul Hogans („Crocodile Dundee 2“, „Crocodile Dundee in Los Angeles“) schauspielerische Leistung. Mit einem sympathischen Mix aus trockenem Humor, überspitztem Machogehabe und naivem Landeiverhalten zieht der die Zuschauer sofort auf seine Seite.

    Alles in allem ist „Crocodile Dundee“ eine überaus sehenswerte und kultige Komödie, die mit den Klischees um harte und literweise Bier trinkende Buschaustralier sowie das lebensgefährliche Großstadtleben spielt. Das witzig inszenierte Aufeinanderprallen von Stadt und Land, von Australisch und Amerikanisch, von Frau und Mann entpuppt sich als eine der gelungensten Culture-Clash-Komödie.

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