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    BloodRayne
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    0,5
    katastrophal
    BloodRayne
    Von Christoph Petersen

    Schlechte Inszenierung, eine nie funktionierende Dramaturgie, eine verworrene, aber dennoch uninteressante Story und miserabel geführte Darsteller – scheinbar hat Regisseur Uwe Boll bei „Bloodrayne“, der Verfilmung des gleichnamigen, actionreichen PC-Games, im Vergleich zu seinen ersten beiden katastrophalen Computerspiel-Adaptionen „House Of The Dead“ und Alone In The Dark nicht das Geringste hinzugelernt. Das stimmt aber nicht ganz, auf den zweiten Blick muss man doch eine kleine Verbesserung eingestehen: Die Sexszene zwischen Kristanna Loken und Matthew Davis ist zwar immer noch alles andere als erotisch, aber zumindest nicht mehr ganz so peinlich wie die zwischen Christian Slater und Tara Reid in Alone In The Dark. Wenn Boll also weiter ein so fleißiger Schüler seiner eigenen Fehler bleibt, dürfte in etwa bei seinem hundertsten Anlauf so etwas wie ein erträgliches C-Picture dabei herausspringen. Und wo mit In The Name Of The King, „Seed“, „Postal“ und „Far Cry“ schon die nächsten vier Produktionen in den Startlöchern stehen, wird es bis dahin wohl auch gar nicht mal so lange dauern, wie man im ersten Moment vermuten könnte.

    Halb Mensch, halb Vampir. So fristet Rayne (Kristanna Loken, Terminator 3) ihr erbärmliches Dasein als Zirkusattraktion. Als ihr schließlich doch noch die Flucht gelingt, beschließt sie, sich an dem mächtigen Vampir Kagan (Ben Kingsley, Suspect Zero, Thunderbirds) zu rächen, der einst ihre Mutter vor ihren Augen vergewaltigte. Unerwartete Unterstützung erhält sie dabei von dem Vampirjäger-Trio Vladimir (Michael Madsen, Sin City) Sebastian (Matthew Davis, Blue Crush) und Katarin (Michelle Rodriguez, The Fast And The Furious), deren Vertrauen sie sich aber erst hart erarbeiten muss. Trotzdem ist der Weg bis zum finalen Kampf gegen Kagan beschwerlich und Rayne muss sich vor ihrem Feind unbedingt die Hilfe dreier Artefakte sichern, die jedem Vampir zusätzliche Kräfte garantieren. Und ein Verräter in den eigenen Reihen macht die eh schon schwierige Aufgabe auch nicht unbedingt leichter…

    Uwe Bolls Hauptproblem als Regisseur ist, dass er es einfach nicht schafft, in irgendeiner Weise aufregende Bilder auf die Leinwand zu zaubern. Auch in „Bloodrayne“ hätte es durchaus Potential für spannende Kinobilder gegeben, das von Boll aber konsequent ungenutzt bleibt. So hätte man den Zirkus, der seit jeher eines der beliebtesten Motive quer durch alle Genres darstellt, mit seiner bärtigen Frau, den siamesischen Zwillingen und den Feuerspuckern ohne größere Anstrengungen als aufregend-surreale Bilderwelt inszenieren können. Aber Boll geht hier so uninspiriert zur Sache, dass das Ergebnis mit seiner immer gleichen Kamerafahrt an jedem Freak vorbei einfach nur langweilt – fahrlässig! Und man glaubt es kaum, nicht einmal mit Meat Love als vampirischen Caligula in einer dekadenten Blut- und Sexorgie kann Boll etwas Vernünftiges anfangen. Hinzu kommt noch eine Mischung aus Zeitlupe und Verfremdungseffekt, mit der zwar der ganze Film durchzogen ist, die die Bilder aber nicht aufregender, sondern einfach nur hässlich macht.

    Es scheint ein Rätsel, wie Boll für seine Filme immer wieder einen so beeindruckenden Cast um sich scharen kann, immerhin werden auch in seinem nächsten Film In The Name Of The King neben einem weiteren Auftritt von Kristanna Locken unter anderem auch Jason Statham, Ray Liotta, Matthew Lillard, Burt Reynolds und Leelee Sobieski die Besetzungsliste schmücken. Natürlich steckt neben der finanziellen Seite auch ein Trick dahinter. Boll castet immer erst wenige Wochen vor Drehbeginn, so heißt es für die noch freien Schauspieler: „Boll oder gar nichts!“ Auf der anderen Seite bedeutet dies aber natürlich auch eine ungemein kurze Probenzeit, die gerade bei „Bloodrayne“ nicht nur zu hölzernem Schauspiel führt, sondern vor allem den Kampfsequenzen den letzten Biss raubt. Die „Moves“, vor allem wenn Schwerter oder andere schwere Waffen zum Einsatz kommen, sind wegen des fehlenden Trainings so primitiv simpel, dass man sie vielleicht noch von Kindergartenkindern, aber nicht von erfahrenen Recken erwartet hätte. Der Trick hingegen, mit dem Boll es geschafft hat, Ben Kingsley trotz unheimlicher weißer Schminke und zynischen Sprüchen jegliche Ausstrahlung zu rauben, wird wohl für immer sein wohlbehütetes Geheimnis bleiben.

    Genauso wie er von einer Game-Verfilmung zur nächsten hastet, genauso hektisch handelt Boll auch die Stationen auf Raynes (abenteuerlicher?) Reise ab: Erst muss sie hier einen Talisman einsammeln, dann muss sie noch da ein Artefakt abholen, um dann am Schluss den Endgegner platt zu machen – die PC-Wurzeln der Story sind stets allgegenwärtig. Aber wenn die Vampirkillerin umherspringt, ohne dass man dazu den Viereck-Knopf drücken muss, ist eine solche vor sich hinplätschernde Geschichte einfach unheimlich unspannend. Und auch in den einzelnen Szenen will die Spannungsmaschinerie nicht richtig warm laufen. So tappt Rayne zum Beispiel in eine tödliche Falle, gerät in einen Raum, der sich langsam mit Wasser füllt. Aber statt einer Indiana Jones ähnlichen Befreiungsaktion wird sie einfach von irgendwelchen dahergelaufenen Mönchen (u.a. Udo Kier) wieder rausgelassen – zumindest ein gutes Mittel gegen Bluthochdruck. Und wenn Vladimir aus seiner Zelle flieht, indem er den Wächter mit dem Spruch „Ey, mein Zellengenosse ist verschwunden, willst Du nicht mal reinkommen und nachsehen?“ überlistet, ist auch noch das letzte bisschen Anspruch an ein funktionierendes Drehbuch verloren – wenn auch diese Szene die einzige ist, die immerhin für einen wenn auch unfreiwilligen Lacher gut ist.

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