Dass die zwei Brüder Joel und Ethan Coen gerne Seitenhiebe Richtung Traumfabrik Hollywood verteilen, ist kein großes Geheimnis. So auch in ihren Film "Barton Fink".
New York 1941: Der junge Autor Barton Fink (John Turturro) feiert im Broadway ein großes Stück. Die Presse lobt den zurückhaltenden Fink bis zum geht nicht mehr. Obwohl Fink das Theater gerne revolutionieren möchte, beschließt er nach langer Überlegung ein Angebot aus Hollywood anzunehmen. Dort angekommen, steigt er in ein heruntergekommes Hotel ab. Sein Produzent Jack Lipnick (Michael Lerner) hält Großes von ihn und gewährt ihn sämtliche Freiheiten. Doch als Fink in seinem schwülen Zimmer anfangen zu schreiben will, überkommt ihn eine Schreibblockade. Sein Nachbar Charlie Maedows (John Goodman), soll ihn wieder auf die Spur bringen. Von großen Worten versteht er jedoch nicht viel...
"Barton Fink" ist ein Film, den man so schnell nicht wieder vergessen wird. Ein Film, bei dem man selbst nach dem Abspann noch lange sitzen bleibt und sich immer und immer die Frage stellt "Ok, was ist da eben passiert!". Wer die Filme der Coens kennt, weiß was er zu erwarten hat. Nämlich niemals eine normale Kost! Sie sind irrkomisch, abdreht, kritisch und sehr sarkastisch. Mit abdreht fängt der Film schon mit der ersten Einstellung an. Wir kriegen nämlich John Turturros abdrehte Frisur zu Gesicht. Machen wir doch gleich den Sprung nach L.A. Im Hotel angekommen, geht es sofort weiter mit einer unvergesslichen Szene- nein es sind zwei! Fink bedient die Klingel und als sie ewig nicht aufhört zu hallen, steigt plötzlich aus einer Luke im Boden der Hotelpage Chet (Steve Buscemi) auf. Das Lachen war grenzenlos. Die Coens wollen einen aber nicht nur mit Situationskomik (und lustigen erfundenen Namen) einen zum Lachen bringen, sondern auch ein ganz besonderes Gesicht Hollywoods zeigen. Obwohl Fink mit einigen Vorschusslorbeeren nach L.A. kam, erwartet man nichts weiter von ihn, als einen drittklassigen Catcher-Film zu drehen. Dass Fink sich mit Catchen überhaupt nicht auskennt und was ganz anderes erzählen will, interessiert den Produzenten überhaupt nicht. Er will nur so schnell wie möglich ein Drehbuch sehen. Dafür ist er sogar bereit Finks Schuhe zu küssen! Ein perfektes Beispiel für vergeudetes Talent. Es geht jedoch weiter. Fink trifft auf einer Toilette W.P. Mayhew (John Mahoney). Für Fink DER Autor des Jahrhunderts. Dieser hat jedoch mit Hollywood abgeschlossen und versinkt im Alkohol. Finks Ernüchterung über sein Idol ist grenzenlos! Doch die Coens stellen Fink nicht nur als genialen Schreiberling dar. In den Gesprächen mit Charlie kommt immer wieder zum Vorschein, wie selbstverliebt Fink jedoch ist. Er lässt Charlie auch nie ausreden. Obwohl dieser selbst ihn einige Geschichten erzählen will. Fink hält ihn jedoch für einen kleinen Mann der keine Ideen hat. Er ist der Kreative! Somit ist der Zuschauer gefangen zwischen Sympathie und Verachtung für Fink. Im letzten Drittel nimmt der Film eine überaus verrückte Wendung und das Lachen bleibt einen im Halse stecken!
Hervorheben muss man definitiv die großartige Kameraarbeit von Roger Diekens! Obwohl Fink sich oft in kleinen Räumen aufhält, schafft es Diekens immer wieder genial alles einzufangen. Oft wirkt es auch so, als würde die Kamera einen selbst in diesen Sog ziehen, in dem sich Fink befindet. Hier und da werden auch grandiose Effekte gezaubert. Beispielweise wenn sich die Tapete durch das verschwitze Zimmer auflöst, die Kamera hinnein fährt und man sich plötzlich in einen ganz anderen Raum befindet.
Dieses Gefühl für den Sog, verstärkt auch die eindringliche Musik von Carter Burwell. Selten solch einen Ohrwurm gehabt!
FAZIT: Hier einchecken und schon geht es in die völlig verrückte Welt von "Barton Fink". Unglaublich lustiger Film, der einen wie aus dem nichts den Boden unter den Füßen nimmt!