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    Ice Age 3 - Die Dinosaurier sind los
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Ice Age 3 - Die Dinosaurier sind los
    Von Björn Helbig

    Auf die Frage, wie unsere Welt vor Urzeiten ausgesehen haben mag, gibt uns das Kino recht unterschiedliche Antworten. Roland Emmerich spürte dem mühseligen Leben unserer entfernten Vorfahren in 10.000 BC nach und Jean-Jacques Annaud wusste immerhin: „Am Anfang war das Feuer“. Die wohl unterhaltsamste Version dessen, was vor Tausenden von Jahren auf der Erde so los war, kam aus dem Hause 20th Century Fox und kam ganz ohne Menschen aus: Als der CGI-Film Ice Age 2002 in den Kinos anlief, spielten sich dessen sympathische pelzige Helden nicht nur hierzulande schnell in die Herzen des Publikums. Doch schon der zweite Teil ließ trotz seiner produktionstechnischen Perfektion Verschleißerscheinungen in Sachen Witz und Charme erkennen. Leider setzt sich diese Entwicklung im dritten Teil fort. Nur technisch gesehen ist der wieder von Carlos Saldanha inszenierte „Ice Age 3“ noch ganz vorne mit dabei.

    Nach den Abenteuern während der großen Schmelze ist erst einmal Ruhe unter den Tieren eingekehrt. Vor allem Mammut Manfred ist selig, denn er und seine Frau Elli erwarten die Geburt ihres ersten Kindes. Nur das tollpatschige Faultier Sid (in der deutschen Version erneut gesprochen von Otto Waalkes) fühlt sich wieder mal ausgegrenzt: Während Manni und Elli ihre Zweisamkeit genießen, möchte der Säbelzahntiger Diego, um nicht zu „soft“ zu werden, lieber eigene Wege gehen. Und auch die anderen Tiere zeigen kein Interesse an Sid. Umso glücklicher ist das Faultier, als es in einer riesigen Höhle unter dem Eis drei Eier findet, um die es sich fortan hingebungsvoll kümmert. Doch als aus den Eiern kleine Saurier schlüpfen und deren Mama erscheint, beginnt ein neues Abenteuer: Die Tyrannosaurus-rex-Mutter nimmt ihre Sprösslinge mit in die Unterwelt und verschleppt auch Sid dorthin. Nun ist es an Manni, Elli, Diego sowie den beiden Opossums Eddie und Crash, ihren kleinen Freund aus den Klauen der Saurier zu retten.

    Nachdem Pixar Mitte der Neunziger mit Toy Story erfolgreich die Ära der vollständig computeranimierten Spielfilme eingeleitet hatte und DreamWorks zu Beginn des neuen Jahrtausends mit Shrek einen riesigen Hit aus dem Rechner landete, der mit dem ersten Oscar in der neuen Animationsfilm-Kategorie belohnt wurde, wollten auch die Macher bei 20th Century Fox nicht länger zurückstehen: In den hauseigenen Blue Sky Studios wurde die Produktion des prähistorischen Tierreigens „Ice Age“ von klassischer Zeichentricktechnik komplett auf Computeranimation umgestellt. Die Abenteuer des Faultiers Sid, des Mammuts Manfred, des Säbelzahntigers Diego und ihrer Gefährten waren ein Spaß für die ganze Familie. Obwohl Carlos Saldanhas tierische Figuren nicht ganz mit dem rotzigen Charme des grünen Ogers Shrek mithalten konnten und sie auch vom subversiven Esprit und Einfallsreichtum der Spielzeugsoldaten noch ein Stück entfernt waren, fand „Ice Age“ seine Fangemeinde und wurde ein monströser Erfolg. Der technisch noch ausgefeiltere zweite Teil war ebenfalls äußerst populär, auch wenn inhaltlich kaum Neues geboten wurde. Die Art der Gags um den trotteligen Sid und die Eichelodyssee des Säbelzahnhörnchens Scrat blieben im Prinzip unverändert. Und der sich bereits im ersten Teil anbahnende Trend, den Witz vor allem aus dem Missgeschick der Protagonisten zu ziehen, setzte sich noch verstärkt fort.

    Der aktuelle Teil - soweit die gute Nachricht - ist technisch noch brillanter als die Vorgänger. Die Figurendarstellung ist nicht nur merklich detailgetreuer, auch die zum Einsatz kommende 3D-Technik, durch die Kamerafahrten und Verfolgungsjagden zum mitreißenden visuellen Erlebnis werden, übertrifft den bisher gezeigten Standard. Nach verhaltenem Beginn scheint das Motto zu lauten: „Mehr ist mehr“, die Action-Szenen stellen alles aus den ersten beiden Teilen in den Schatten. Und auch die Zahl der Tiere ist ein weiteres Mal angewachsen. Neben Ellis „Brüdern“ Eddie und Crash, den zwei Opossums, die schon in Teil 2 für viel Chaos sorgten, ist auch Publikumsliebling Scrat natürlich wieder mit an Bord. Und das Säbelzahnhörnchen bekommt sogar Verstärkung durch einen weiblichen Vertreter seiner Art, der natürlich ebenfalls sehr an der Eichel interessiert ist. Weitere neue Figuren sind das zum Wahnsinn neigende einäugige Wiesel Buck (im Original grandios synchronisiert von Simon Pegg, Hot Fuzz), die bereits erwähnte vierköpfige Tyrannosaurus-rex-Familie sowie Rudi, der Sauron unter den Sauriern von Untererde.

    Leider beschränkt sich der Versuch, den ersten und zweiten Teil zu überbieten nur auf Äußerlichkeiten. Die Technik von „Ice Age 3“ ist zweifellos „State of the art“ und auch der optische Höhepunkt – die von Sauriern bevölkerte Unterwelt – kann sich sehen lassen. Doch der Dialogwitz des ersten Teils ist offenbar in Vergessenheit geraten, so dass zeitweise auch ganz auf den Ton verzichtet werden könnte. Während das Autorenteam von 2002 den originell-skurrilen Figuren ein wahres Gagfeuerwerk auf die CGI-Leiber schrieb und dabei trotzdem noch viel Wert auf mehrdimensionale Charaktere und glaubwürdige Beziehungen zwischen diesen legte, kalauert sich der neue Schreiber Jeff Siergey mit viel Stolper- und Kopfstoßhumor sowie müden Wortspielen durch den Film. Die Witze erreichen leider nur selten ein befriedigendes Niveau und potentiell tiefergehende Themen wie Freundschaft werden nur oberflächlich behandelt.

    Auch dem Verhältnis der Tiere untereinander wird viel weniger Bedeutung beigemessen als in den beiden Vorgängerfilmen. Fast schon ärgerlich sind dabei speziell die Witze, die als Köder für das erwachsene Publikum dienen sollen. Was bei Pixar-Filmen meist hervorragend klappt – nämlich eine Filmsprache zu finden, die Erwachsene und Jugendliche gleichermaßen anspricht –, geht im Falle von „Ice Age 3“ schief. Hier heißt es: entweder primitive, meist am Prinzip der Schadenfreude orientierte Gags für die Kleinen oder platte Familienklischees und anzügliche Witze für die Großen. Dabei hat die Mannschaft von 20th Century Fox doch nicht nur mit den anderen „Ice Age“-Teilen, sondern auch im vergangenen Jahr mit der Verfilmung des Kinderbuchklassikers Horton hört ein Hu gezeigt, dass sie es eigentlich besser kann.

    Obwohl „Ice Age 3“ nie an die Qualität des ersten und nur selten an die des zweiten Teils der Reihe heran reicht, bietet er zum Glück doch genügend Momente, die den Kinobesuch rechtfertigen. Das Hauptargument für den Weg ins Filmtheater ist sicherlich die rasante Action, die vor allem im 3D-Format zusätzlich für Schwung sorgt. Die unterirdische Dschungelwelt mit ihren fantasievollen Designs hält ein paar Überraschungen für den Zuschauer bereit. Und auch die neuen Figuren Buckminster sowie das Säbelnager-Weibchen Scratte sorgen für einige Abwechslung, was über das eine oder andere Defizit hinwegtröstet.

    Fazit: Grundsätzlich ist auch der dritte Teil der animierten Eiszeitkomödie wieder ein Film geworden, der viele junge Zuschauer erfreuen und nur wenige Erwachsene ernsthaft ärgern wird. Der Versuch, die ersten beiden Filme der Reihe zu übertrumpfen, ist mit „Ice Age 3“ allerdings lediglich in technischer Hinsicht geglückt. Der fehlende Charme wird durch die sehr gute 3D-Action nur unzureichend kaschiert.

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