Stephen Spielberg scheint die Welt mit den Augen eines Kindes zu sehen, Filme wie z. B. "E.T." sprechen dafür. Mit "Hook" hat er die Geschichte des Jungen, der nie erwachsen werden will, zwar eher schlicht und wenig überraschend fortgesetzt, das Ergebnis unterhält aber dennoch.
Der Film bietet alles, was für das Familienkino wichtig ist: Witz, Tempo, kindgerechte Action, Slapstick und jede Menge Magie und Fantasie. Im Detail sind jedoch gewisse Differenzen zu entdecken, die das Gesamtbild ein wenig schmälern. Zum Beispiel die Figur der Glöckchen: in der Buchvorlage ist sie so etwas wie Peter Pans Gewissen und versucht ihn vor Unheil ( durch Wendy ins Nimmerland gerufen: Liebe und damit Raub der kindlichen Unschuld ) zu bewahren. Im Film jedoch beginnt Glöckchen ( gespielt von Julia Roberts ) eine Art Affäre/Beziehung mit ihrem Schützling, was absolut überflüssig ist und die Handlung auch noch ausbremst. Robin Williams gefällt zwar als nun erwachsen gewordener Peter Pan, der sich erst wieder an seine bewegte Vergangenheit erinnern und auch noch seine Flugangst überwinden muss, aber er drückt der Rolle ein wenig zu sehr sein gewisses Image als Komiker auf, wobei er doch bewies, dass er auch anders kann, was sein Oscar-gekröntes Spiel in "Good Will Hunting" zeigt. Charlie Korsmo als sein Sohn wirkt den Großteil des Film einfach paralysiert. Klar, er hasst seinen Vater dafür, dass dieser nur an seinen Job denkt, aber dass er dann einfach so zu Hook überläuft und starr wie ein Zombie in die Gegend glotzt, ist weder nachvollziehbar noch leicht zu verdauen.
Der absolute Overkill ist aber gegen Ende des Films der Tod eines verlorenen Jungen - hier hat sich Spielberg arg verzettelt und schlittert damit meilenweit an kindertauglichem Kino vorbei. Zum Glück bleibt es bei diesem Ausrutscher und weitere Leichen sind nicht zu beklagen.
Der Rest der Schauspieler ist sehenswert: Maggie Smith passt perfekt als nun alte Wendy, die Peter als eine Art Mentorin dient und fest daran glaubt, dass ihr einstiger Geliebter zu seinen Wurzeln zurückfindet. Bob Hoskins ist ein herrlich überdrehter Smee und Glenn Close hat einen witzigen Cameo-Auftritt als Pirat (!).
Doch am ehesten in Erinnerung geblieben ist allen Dustin Hoffmans unvergleichliche Darstellung des Hook. Das der Peter Pan-Film den Namen des Bösewichts und nicht des Helden trägt, ist nachzuvollziehen. Er ist witzig, galant, ein bisschen Schizophren und dabei auch noch teuflisch und hinterhältig. Es ist genauso wie in Tim Burtons "Batman" ( 1989 ): Der Name von Jack Nicholson, welcher den Joker spielte, wurde im Intro als erstes genannt und dieser spielte derart herausragend und stand so viel mehr im Vordergrund als Michael Keaton als Dunkler Ritter, dass der Film auch eigentlich gleich "Joker" hätte heißen können. Derselbe Fall herrscht in "Hook" vor, und hier haben die Filmemacher den Titel gleich den Verhältnissen angepasst. Sehr weise.
Fazit:
"Hood" ist zwar kein sonderlich origineller Film und krankt zeitweise gar an Behäbigkeit, Rührseligkeit und einigen zu albernen Szenen, aber Spielberg ist trotzdem ein guter Film gelungen, der auch dank des gewohnt tollen Soundtracks von John Williams sowohl Kinder als auch Erwachsene verzaubern kann. Sehenswert auf jeden Fall.