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    Paris Hilton: Die Party Animals sind zurück!
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Paris Hilton: Die Party Animals sind zurück!
    Von Christoph Petersen

    Im April 1970 wurde die erste Ausgabe des aus der Uni-Zeitschrift „Harvard Lampoon“ hervorgegangenen monatlichen Satiremagazins „National Lampoon“ in den USA veröffentlicht. Nach einem eher holprigen Start erreichte die Zeitschrift Mitte der 1970er Jahre den Höhepunkt ihrer Popularität – Popkultur und Gegenkultur, Vietnamkrieg und die Beatles, hier wurde alles rücksichts- und furchtlos auf die Schippe genommen. Parallel zum Printgeschehen wurden ab 1978 regelmäßig Kinofilme unter dem „National Lampoon“-Label herausgebracht, darunter solche Kult-Komödien wie „National Lampoon´s Animal House“ („Ich glaub´ mich tritt ein Pferd“) mit John Belushi, „National Lampoon´s European Vacation“ („Hilfe, die Ammis kommen“) mit Chevy Chase oder „National Lampoon´s Loaded Weapon“ mit Emilio Estevez und Samuel L. Jackson. 1998 wurde das Magazin schließlich eingestellt, der Name „National Lampoon“ besteht seitdem als lizensierte Marke weiter. Doch mit der Aufgabe der Printausgabe nahm auch die Qualität der Filme radikal ab. Heute kauft sich scheinbar jede halbgare Direct-to-DVD-College-Comedy das „National Lampoon“-Label, um ein paar Scheiben mehr abzusetzen. Ein Beispiel für dieses Vorgehen ist auch die Paris-Hilton-Komödie „National Lampoon´s Pledge This!“ - deutscher Titel: „Paris Hilton: Die Rückkehr der Party Animals!“.

    Victoria English (Paris Hilton) ist die unangefochtene Königin der Gamma-Gamma-Girls, der heißesten Studentenverbindung auf dem Campus. Sogar unter die fünf Finalisten des alljährlichen FHM-Sorority-Contest haben die Gamma-Gammas es geschafft – und dem Gewinner winkt ein Foto auf dem Cover des FHM-Magazins. Um jedoch aus diesem Wettstreit als Sieger hervorzugehen, müssen die Mitglieder der Verbindung eine gewisse Durchmischung aufweisen – Minderheiten und Geeks aller Art sind also ein unbedingtes Muss. Doch Victorias Verbindungsschwestern sind allesamt in einheitlichem Pink gekleidete Barbie-Puppen. Da kommt Victoria die Gruppe von Losern gerade recht, die wegen einer größeren Sanitärpanne aus ihrem Studentenwohnheim geflogen ist: Gloria (Paula Garcés) ist Mexikanerin, Poo Poo (Noureen DeWulf) kommt aus Indien, Kathy (Kerri Kenney) ist schon über 40, hat ihren fremdfickenden Mann verlassen und will nun selbst so viele College-Bürschchen wie möglich flach legen. Monique (Bianca Lawson) ist afroamerikanischer Abstammung und Babs (Diva Zappa) eine Lesbe. Natürlich hat Victoria nie wirklich vor, die Mädchen, die für sie nicht mehr als eine Ansammlung von Freaks darstellen, in die ihr heilige Snobverbindung aufzunehmen...

    Victoria English in Anspielung auf die Tradition des Murmeltiertags: „Jedes Jahr am ersten Schultag steige ich aus meiner Limousine und suche meinen Schatten. Aber ich kann meinen Schatten nicht sehen – ich bin zu dünn!“

    Zu Beginn ist „Die Party Animals sind zurück!“ wunderbar böse. Victoria klebt den neuen Bewerberinnen Aufkleber mit der Beurteilung „Hot“ oder „Not Hot“ auf die Brust – den Nicht-Hotten wird dazu auch noch eine rosa Papiertüte mit winzigen Augenschlitzen über den für zu uncool empfundenen Schädel gestülpt. Ihren frischen Lover Derek (Simon Rex) bezeichnet sie locker-flockig als my new Boyfriend in Training und Babydick. Ihre sadistische Einstellung begründet sie so: „The more I humiliate them, the more they love me! Sick, he?“ Dabei legt Paris Hilton (Nine Lives, The Hillz, House Of Wax, Bottoms Up, One Night In Paris) eine herrlich herablassende Art an den Tag. Als Superbitch macht sie nicht nur eine wirklich überraschende Figur, sondern spielt auch stimmig mit ihrem Image als unnahbare It-Girl-Königin.

    Doch dieser recht überzeugende Einstieg verspricht erheblich mehr, als der ziemlich platte Streifen schlussendlich einhalten kann. Schnell nehmen dümmliche Fäkalgags (explodierende Toiletten inklusive Scheißefontänen) und Sexjokes (Victoria hat keine Zeit zum Blasen und lässt deshalb ihr Schoßhündchen den sabbernden Job erledigen) das Leinwandgeschehen in Beschlag. Fäkale und anzügliche Zoten geben sich die Klinke in die Hand und lassen den Zuschauer mehr oder weniger verständnislos zurück. So ist der Kredit des geglückten Auftakts schnell verspielt. Die Story verläuft in altbekannten „Revenge Of The Nerds“-Bahnen („Die Rache der Eierköpfe“) ohne dabei auch nur einen überraschenden Einfall bereit zu halten: Die Loser werden von den coolen Kids gedemütigt, müssen das Sushi vom Vortag aus Hundenäpfen fressen, doch dann geben´s die Freaks den heißen Blondinen aber zum Schluss ordentlich zurück. In den letzten 20 Minuten wird aus dem Film schließlich eine Werbeshow für FHM, wozu der amerikanische Filmkritiker Christopher Null in seinem Verriss passend bemerkte: „Der Gerechtigkeit wurde dennoch genüge getan. Kurz nach der Veröffentlichung von „Die Rückkehr der Party Animals!“ wurde das FHM-Magazin prompt eingestellt.“

    Fazit: Paris Hilton als verwöhnt-arrogante, blond-pinke Verbindungs-Prinzessin ist ein Ereignis. Die platte College-Comedy „Paris Hilton: Die Party Animals sind zurück!“ ist definitiv keins – der aktuell achte Platz auf der „Bottom 100“-Liste der International Movie Data Base ist aber ebenso definitiv zu viel des Guten.

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