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    Starship Troopers 3: Marauder
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Starship Troopers 3: Marauder
    Von Jan Hamm

    Armer Paul Verhoeven! 1997 kam sein Sci-Fi-Gemetzel Starship Troopers in die Kinos und fiel im Feuilleton katastrophal durch. Hauptvorwurf war damals die unverhohlen faschistische Ideologie, unter deren Banner der interstellare Krieg gegen insektoide Aliens ausgerufen wurde. Dabei hatte Verhoeven durch die absurde Überzeichnung einer völlig militarisierten Gesellschaft gerade das Gegenteil eines affirmativen Spektakels geschaffen. „Starship Troopers“ war eine hochgradig satirische Breitseite gegen eben solche Ideologien und hat mit verführter Jugend, medialer Indoktrination, einem entmenschlichten Feind und dem Mythos vom glorreichen Opfertod ein breites Spektrum faschistischer Strukturen abgedeckt. Heute darf der Film als rehabilitiert gelten, bei Fans hat er ohnehin längst Kultstatus erreicht. Insbesondere auch dank der geschickt eingewobenen TV-Nachrichten, mit denen das totalitäre Szenario ad absurdum geführt wird. „Would you like to know more?“, heißt es am Ende jedes Beitrags. Ja, das Publikum wollte mehr wissen. So kommt jetzt bereits die zweite Fortsetzung auf den Markt. Genauer gesagt direkt in die Videotheken. Und da gehört sie auch hin. Ohne die inzwischen obligatorischen News-Sequenzen wäre Edward Neumeiers „Starship Troopers 3: Marauder“ lediglich grenzdebiler Unfug. So bleibt wenigstens noch ein Abglanz der satirischen Kraft des Originals erhalten.

    Johnny Rico (Casper Van Dien, Starship Troopers, Sleepy Hollow) ist zurück und verteidigt den Planeten Roku San gegen ein schier endlos nachwogendes Meer ekliger Bugs. Dann trifft hoher Besuch ein. Sky Marshall Anoke (Stephen Hogan), ein gefeierter Held der Föderation, inspiziert die Lage. Als die elektrischen Zäune versagen, wird der Stützpunkt überrannt und Anoke evakuiert. Viel nützt ihm das nicht. Der rettende Kreuzer wird von der Bug-Artillerie erwischt, was den Sky Marshall zur Notlandung auf einem Wüstenplaneten zwingt. Gemeinsam mit Ricos alter Kampfgefährtin Lola Beck (Jolene Blalock) und anderen Überlebenden schleppt er sich auf der Suche nach einem Ausweg durch die sengende Hitze, während Rico für das Desaster auf Roku San verantwortlich gemacht wird. Zwar bewahrt ihn Geheimdienstler Dix Hauzer (Boris Kodjoe) vor der Exekution, entsendet ihn dann aber flugs auf eine weitere Himmelfahrtsmission: die Bergung Anokes, tot oder lebendig. Denn dieser birgt ein schreckliches Geheimnis. Sollte der Sky Marshall in die Hände der Bugs fallen, sind die Tage der Menschheit endgültig gezählt...

    „Starship Troopers“ war auch deswegen ein Geniestreich, weil Verhoeven seine naiven Heroen direkt aus der amerikanischen Soaplandschaft rekrutierte und sie zwischen all dem Geballer munter weiterbalzen ließ. Von den ehemaligen „Beverly Hills 90210“-Sternchen (unter anderem Denise Richards und Dina Meyer) ist nur Casper Van Dien übrig geblieben. War sein Johnny Rico damals noch ein treu-doofes Kerlchen, ist er jetzt lediglich ein prolliger Soldat, für den jeder Tag gut genug zum Sterben ist. „Starship Troopers 3“ verzichtet gänzlich auf eine Figurenzeichnung und wirft den vergnüglichen „Barbie & Ken in Space“-Charme des Originals achtlos über Bord. Die sozialen Konstellationen werden innerhalb einer Minute abgehandelt, danach spielen sie keine Rolle mehr. Macht aber nichts. Die grottigen Darsteller sind nämlich selbst mit derart fragmentarischen Figuren völlig überfordert. So herrscht dann auch in den bedrohlichsten Momenten gähnende Gleichgültigkeit. Der Versuch, das Vakuum mit markigen Onelinern à la „Ich liebe gebratene Bugs zum Frühstück!“ zu füllen, hilft da auch nicht weiter. So weit, so schlecht. Greift der Film denn zumindest das bissige Gesellschaftsporträt des Originals auf?

    Teilweise. Hier wird etwas richtig gemacht, indem nicht versucht wird, alte Themen neu aufzulegen. Stattdessen stehen zwei Aspekte im Mittelpunkt, die auch bei Verhoeven gut gepasst hätten: Pazifismus und Religion. Roku San ist eine interplanetarische Provinz, die überwiegend von Farmern bewohnt wird. Und die empfinden die Truppenpräsenz in erster Linie als Besatzung. Dix Hauzer, der in strammer SS-Uniform aufmarschiert, duldet das natürlich nicht, und kämen die Bugs nicht dazwischen, würde er direkt einen ganzen Pub voller Vaterplanetsverräter aus dem Verkehr ziehen. Auch in den intergalaktischen News ist das Thema omnipräsent, etwa in einer neuen Prime-Time-Show, in der Hinrichtungen von Kriegsgegnern präsentiert werden. Auch den von apokalyptischen Emotionen aufgepeitschten Gottesglauben fürchtet das System als rivalisierende Autorität. Doch ein funktionierender Faschismus weiß mit solchen Lappalien umzugehen und integriert den religiösen Fanatismus kurzerhand. Denn natürlich will auch Gott den Krieg gegen die Ungläubigen. Augenblick mal. Sind Bugs etwa religiös?

    Selbst wenn, müssen sie eindeutig an den falschen Gott glauben! Wäre das alles bloß nicht so dick aufgetragen. Mit missionarischem Eifer verbreitet der Sky Marshall sein spirituelles Erwachen und zieht damit eine junge Pilotin in seinen Bann. Als ihr dämmert, dass Anoke nicht mit dem allmächtigen Herrn, sondern mit einem telepathischen Bug-Overmind parliert, zögert sie keinen Augenblick, seine Hinrichtung als Ketzer zu fordern. Der Leibhaftige entpuppt sich dann als titanisches Ungeheuer und könnte glatt einer H.P.-Lovecraft-Phantasie entsprungen sein. Da hilft nur eins: totale Vernichtung! Ein Glück, dass die Föderation gerade ihre neue Wunderwaffe fertiggestellt hat: eine Bombe, die ganze Planeten in Stücke sprengt. Ein fehlgläubiger, entmenschlichter Feind; das Scheitern jeglicher Diplomatie; Antwort via Massenvernichtungswaffen? Ein Schelm, wer darin Allegorien sieht.

    Subtil ist das zu keinem Zeitpunkt. Gut umgesetzt auch nicht. Aber immerhin sind Ideen vorhanden. „Starship Troopers 3“ will natürlich kein politisches Traktat, sondern ein unterhaltsamer B-Actioner sein. Aber auch der fatalistische Holzhammer-Subtext kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Rest des Films für das immerhin 20 Millionen Dollar starke Budget geradezu armselig aussieht. Die Studiokulissen sind lieblos gestaltet, die CGI-Effekte billig und für einen fähigen Drehbuchautor war wohl trotzdem kaum ein Cent vorhanden. Spielte Verhoeven noch geschickt mit Banalität und Pathos der Dialoge, ist deren flache Einfallslosigkeit hier geradezu grotesk. „Starship Troopers 3“ schafft es zwar, die satirischen Elemente aufzugreifen, ist aber darüber hinaus so inkompetent inszeniert, dass man besser noch mal zum Original greifen und sich den religiösen Aspekt einfach dazudenken sollte.

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