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    Die drei ??? - Das verfluchte Schloss
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Die drei ??? - Das verfluchte Schloss
    Von Christoph Petersen

    Als 2007 mit Das Geheimnis der Geisterinsel der erste „Die drei ???“-Film ins Kino kam, fiel das Echo geteilt aus. Vor allem die Darsteller wurden von Fans der Hörspielreihe als zu jung eingestuft. Dennoch konnte der Film allein in Deutschland fast eine Million Zuschauer in die Kinos locken. Eigentlich macht ein solcher Erfolg eine Fortsetzung zur reinen Formsache. Doch in diesem Fall waren sich die Produzenten sogar schon vorab so sicher, dass der zweite Teil bereits in Produktion ging, bevor der erste überhaupt ins Kino kam. Obwohl die Arbeit an „Die drei ??? – Das verfluchte Schloss“ also begann, bevor die Reaktionen auf „Das Geheimnis der Geisterinsel“ eintrudelten, hat Regisseur Florian Baxmeyer, der 2003 einen Studenten-Oscar und eine Oscar-Nominierung für seinen Kurzfilm „Die rote Jacke“ einheimste, im zweiten Anlauf vieles besser gemacht. Sicherlich ist auch „Das verfluchte Schloss“ noch immer weit davon entfernt, alle „???“-Fanträume zu erfüllen, aber als Gruselkrimi für Kinder vereint der Film jede Menge Spaß und Spannung.

    Justus Jonas (Chancellor Miller) entdeckt, dass seine verstorbenen Eltern gar keine Wissenschaftler waren, wie sie immer behauptet haben, sondern – genau wie er selbst – Ermittler. Außerdem fällt dem ersten Detektiv ein Videoband in die Hände, auf dem seine Eltern von ihrem letzten, nicht abgeschlossenen Fall berichten. Natürlich nehmen sich Justus und seine Kollegen Peter Shaw (Nick Price) und Bob Andrews (Cameron Monaghan) der Sache an. GPS-Koordinaten führen die drei Freunde zum Spukschloss des berühmten Erfinders Stephen Terrill. Doch bevor sie das unheimliche Gemäuer betreten können, versperrt ihnen der übel gelaunte Sheriff Hanson (Jonathan Pienaar) den Weg – das Schloss ist Privatbesitz, der Zutritt strengstens verboten. Natürlich lassen sich die „???“ von einer solche Lappalie nicht abhalten, sie kommen trotz Warnung einfach später nochmal wieder. Keine gute Idee, wie sich schnell herausstellt. Nicht nur treffen die Detektive im Schloss auf Hansons eigenwillige Tochter Caroline (Annette Kemp), sie müssen auch damit klarkommen, dass das Gemäuer plötzlich ein Eigenleben entwickelt: der Boden verwandelt sich in ein Laufband, ein Kronleuchter stürzt krachend hernieder und das Holz im Kamin entflammt wie von Geisterhand. Obwohl Peter und Bob nach diesem Schock keinen Bock mehr auf das verfluchte Schloss haben, lässt Justus einfach nicht locker…

    Der Einstieg ist schwach. Alles beginnt mit einer Actionszene, in der Justus, Peter und Bob eher an Juniorausgaben von James Bond als an die „???“ erinnern: Während Justus und Bob an einer modernen Armbrust rumhantieren, versucht sich Peter an einem selbstgetunten Blasrohr, das in „Hör mal, wer da hämmert“-Manier deutlich mehr Kraft entwickelt, als sich der Bastler das vielleicht gewünscht hätte. Auch dann kommt erst mal kein richtiger Schwung in die Angelegenheit. Justus schmerzvolle Auseinandersetzung mit dem Tod seiner Eltern zündet nicht, weil Chancellor Miller der schauspielerischen Herausforderung nicht gewachsen ist. Seine Versuche, traurig zu schauen, berühren nicht im Geringsten. Hinzu kommen noch einige dialogtechnische Totalausfälle wie dieser hier:

    „Der Sheriff hat doch gesagt, da darf niemand rein.“ – Bob

    „Wir sind ja auch nicht niemand, wir sind… Überraschungsgäste.“ - Justus

    Doch dann taucht zum ersten Mal Chauffeur Morten mit seinem Rolls Royce auf und lässt die Herzen aller Fans höher schlagen. Denn im Gegensatz zu den drei Detektiven, die für die Kinofilme neue Synchronsprecher verpasst bekommen haben, wird Morten von Andreas von der Menden gesprochen, der dem pflichtbewussten Chauffeur schon in der allerersten Kassettenfolge „Der Superpapagei“ seine Stimme lieh. Damit macht der Film ein Qualitäts-Versprechen, das er im Folgenden auch brav einhält. Betreten die „???“ erst einmal das verfluchte Schloss, kommt eine wohlig-gruselige Geisterbahn-Atmosphäre auf. Sicherlich versprüht das Gemäuer einen gewissen Disneyland-Charme, doch das ändert nichts an dem Umstand, dass die herunterstürzenden Kronleuchter und die sich plötzlich in Gang setzenden Laufbänder ihren Zweck erfüllen. Besonders gelungen ist auch die Aufklärung des Spuks. In einer „???“-Geschichte gibt es natürlich keine echten Gespenster, aber man fragt sich lange Zeit dennoch, wie die Macher diesen ganzen Haufen an übersinnlich anmutenden Geschehnissen rational erklären wollen. Nur soviel sei verraten: Es gelingt ihnen vorzüglich.

    Trotz der gelungenen Gruseleinlagen sind es doch die Nebenfiguren, die am meisten überzeugen: Sheriff Hanson ist eine hervorragend getroffene Südstaatler-Parodie. Mit rauem Hinterwäldler-Charme kaut er auf seinem Zahnstocher herum, während aus seinem Autoradio laut die Songzeile „I´m proud to be a redneck” tönt. Noch lustiger ist seine nach eigenen Angaben übersinnlich begabte Tochter Caroline, die die Auren ihrer Gegenüber liest und sich unsterblich in Bob verknallt. Als begeisterte Anhängerin historischer Liebesgeschichten hält sie Bob und sich selbst für Wiedergeburten von Marcus Antonius und Cleopatra. Das geht soweit, dass sie Bob auffordert, sich eine Toga überzuwerfen und ihr eine giftige Schlange an die Brust zu legen - eine Art von ambitioniert-absurdem Humor, der nicht nur junge Kinogänger amüsiert.

    Fazit: Dank einer Extraportion Humor ist „Die drei ??? – Das verfluchte Schloss“ eine klare Steigerung gegenüber dem Vorgänger. Doch genau wie „Das Geheimnis der Geisterinsel“ richtet sich auch der zweite Teil an ein jüngeres Zielpublikum als die kultige Hörspielreihe. Das zeigt auch die eher gewöhnungsbedürftige Rap-Interpretation des klassischen „???“-Themas von „Das Bo“, die im Abspann zu hören ist.

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