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    Old Dogs - Daddy oder Deal
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    Old Dogs - Daddy oder Deal
    Von Sascha Westphal

    Josef von Sternberg und Marlene Dietrich, John Ford und John Wayne, Jean-Luc Godard und Anna Karina, Martin Scorsese und Robert De Niro – diese Reihe von berühmten Regisseur-und-Darsteller-Paarungen ließe sich noch ziemlich lange fortsetzen. Im Lauf der Filmgeschichte haben immer wieder Filmemacher und Schauspieler zueinandergefunden, die sich gegenseitig perfekt ergänzt und gemeinsam einige ihrer eindruckvollsten Werke gedreht haben. Nun scheint es an der Zeit zu sein, diese illustre Liste um ein weiteres Paar zu erweitern: Walt Becker und John Travolta. Dass sich da zwei gesucht und gefunden haben, steht außer Frage. Nur wäre es für das Kino und alle, die es lieben, vielleicht besser gewesen, wenn ihre erste Zusammenarbeit Born To Be Wild nicht einen derart großen Erfolg gehabt hätte. Doch so haben es Becker und Travolta nicht einfach bei „Wild Hogs 2: Bachelor Ride“, dem obligatorischen, im Moment für 2011 angekündigten Sequel, belassen, sondern zuvor gleich noch die unfassbar alberne und geistlose Familienkomödie „Old Dogs – Daddy oder Deal“ gedreht. Über Humor lässt sich wie über Geschmack nicht streiten, er ist eine rein persönliche Angelegenheit. Trotzdem dürfte kaum ein Zweifel daran bestehen, dass sich wohl niemand, der älter ist als acht Jahre, finden wird, der über die peinlich kindischen Gags dieser Komödienkatastrophe lachen kann.

    Der joviale, das Leben genießende Schaumschläger Charlie (John Travolta, Der schmale Grat, Die Entführung der U-Bahn Pelham 1 2 3) und der leicht neurotische Perfektionist Dan (Robin Williams, Insomnia, One Hour Photo) sind seit ihrer gemeinsamen Schulzeit die besten Freunde. Sie ergänzen sich beruflich wie auch privat perfekt, und nun stehen sie kurz vor der Krönung ihres Lebenswerks. Ihre gemeinsame Firma, die auf die Vermarktung von Sportrechten spezialisiert ist, hat das Interesse eines japanischen Großkonzerns geweckt. Doch gerade als die Verhandlungen mit den Japanern in die heiße Phase kommen, wirft eine überraschende Neuigkeit Dan aus der Bahn. Vor sieben Jahren hat er während eines Trips nach Miami die Kontrolle verloren und eine Frau namens Vicki (Kelly Preston, Jerry Maguire, From Dusk Till Dawn) Hals über Kopf geheiratet und die Ehe dann gleich wieder annullieren lassen. Jetzt taucht sie plötzlich wieder auf und verkündet ihm, dass er Vater von Zwillingen ist. Da Vicki für zwei Wochen ins Gefängnis muss, erklärt sich Dan, der nie viel mit Kindern anzufangen wusste, widerwillig bereit, für diese Zeit die Vaterrolle zu übernehmen...

    John Travolta hat das Projekt als Anlass genommen, gleich große Teile seiner Familie mitzubringen. Seine Ehefrau Kelly Preston spielt die Frau, die Dan mehr als nur einmal um den Verstand gebracht hat, und ihre gemeinsame Tochter Ella Bleu Travolta gibt ihr Kinodebüt als Vickis und Dans Tochter Emily. Dass Vetternwirtschaft in Hollywood an der Tagesordnung ist, weiß jeder. Aber die Impertinenz, mit der hier ein Star eine Produktion zu seiner Familienangelegenheit macht, überrascht dann doch etwas. Dass Travolta selbst den erklärten Junggesellen spielt und damit Robin Williams seine Frau und seine Tochter überlässt, ist am Ende noch der ironischste Witz des Films – auch wenn diese Konstellation eher seinem Leinwand-Image geschuldet ist.

    Ansonsten hat Walt Beckers Plädoyer für die statistisch perfekte Kleinfamilie, die wichtiger ist als alles andere, in Sachen Ironie allerdings nichts zu bieten. Humoristische Finessen und komödiantische Doppelbödigkeiten sind zugegebenermaßen auch nicht unbedingt die Sache eines Publikums, dessen Durchschnittsalter kaum über dem von Dans Zwillingen liegt. Kinder haben nun einmal eher ihren Spaß an brachialen Slapsticknummern und an Riesenaffen, die einen Erwachsenen zu ihrem Baby machen. Nur muss selbst eine verständlicherweise Zielgruppen-orientierte Dramaturgie nicht gleich in einen solchen Infantiltätstotalitarismus ausarten. Die Nummer von dem Golfball, der statt im Loch in den Weichteilen der Mitspieler landet, wird auch dadurch nicht amüsanter, dass man ihn gleich drei oder vier Mal wiederholt. Und so ist es letztlich mit allen Gags dieses Films. Sie sind nicht nur schrecklich abgedroschen, sondern auch noch ohne jeden Sinn für Timing und Witz inszeniert.

    Anders als Seth Green („Buffy – Im Bann der Dämonen“, serie,Die wilden Siebziger) geraten John Travolta und Robin Williams zwar nicht in die Fänge eines Gorillas, aber dafür müssen sie sich ein ums andere Mal zum Affen machen. Natürlich ist es für Kinder immer besonders lustig, wenn Erwachsene in der einen oder anderen Form gedemütigt und lächerlich gemacht werden. Trotzdem grenzt es schon an ein Trauerspiel, mit ansehen zu müssen, wie diese beiden Hollywood-Ikonen der 80er und 90er Jahre von einer Peinlichkeit in die nächste stolpern. Im Prinzip scheint das alles zwar genau John Travoltas Verständnis von Humor und Situationskomik zu entsprechen, darauf lässt wenigstens seine künstlerische Partnerschaft mit Walt Becker schließen, aber auch diese Erkenntnis hat nichts Tröstliches. Und als wären all die Gags um vertauschte Pillen, die Charlie und Dan jeglicher Selbstkontrolle und Würde berauben, und durchgeknallte Pfadfinder mit Militärtick nicht schon schlimm genug, krönt „Old Dogs“ den ganzen Klamauk auch noch mit einer überaus klebrigen Sentimentalität.

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