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    Cleaner
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Cleaner
    Von Christian Horn

    Es gibt Filme, die drängen einem bestimmte Vergleiche einfach auf. Der Thriller „Cleaner“ von Regie-Routinier Renny Harlin (Cliffhanger, Stirb langsam 2) tut dies in Bezug auf die von Samuel L. Jackson verkörperte Hauptfigur. Jackson spielt einen Cleaner, also jemanden, der an Tatorten von Gewaltverbrechen Ordnung schafft und die Blutspuren entfernt. Genau andersherum war es noch in Pulp Fiction, in dem Jackson und John Travolta einen Profi anheuern mussten, um die Spuren des berüchtigten „Da war ein Hubbel auf der Straße“-Desasters zu beseitigen. Ansonsten haben „Cleaner“ und „Pulp Fiction“ aber recht wenig gemeinsam, die Innovationen und Drehbucheinfälle von Quentin Tarantinos wegweisendem Meisterwerk lässt Harlins Direct-to-DVD-Thriller – natürlich (!) – vermissen.

    Tom Cutler (Samuel L. Jackson, Black Snake Moan, Lakeview Terrace, The Spirit) ist ein pensionierter Polizist, der sich als Cleaner selbstständig gemacht hat. Mit Chemikalien und Putzzeug bewaffnet säubert er Tatorte, sein Auftraggeber ist dabei in der Regel die Polizei. Eines Tages wird er zu einer Luxusvilla gerufen, in der ein Mann auf einem Sofa erschossen wurde. Bald stellt sich heraus, dass der Auftrag diesmal nicht von den Behörden kam, sondern anonym erteilt wurde. Tom hat unbewusst an einem Mord partizipiert. Doch damit nicht genug: Der Putzmann gerät zudem ins Kreuzfeuer einer Intrige auf oberster Ebene des weitflächig korrupten Polizeiapparats. Mit Hilfe seines ehemaligen Partners Eddie Lorenzo (Ed Harris, Die Truman Show, A History Of Violence, Apollo 13) versucht er, die Hintergründe ans Licht zu bringen. Die hübsche High-Society-Lady Ann Norcut (Eva Mendes, Helden der Nacht, The Women), die Frau des Opfers, schaltet sich ebenfalls ein…

    Regisseur Renny Harlin, der bei dem Actionfilm Tödliche Weihnachten und dem Hai-Horror-Reißer Deep Blue Sea ebenfalls mit Samuel L. Jackson zusammen gearbeitet hat, ist mit „Cleaner“ ein nicht einmal mittelmäßiger Thriller gelungen. Der mit Samuel L. Jackson, Ed Harris, Eva Mendes und dem immer wieder gern gesehenen ewigen Nebendarsteller Luis Guzmán (Traffic, Der Date-Profi) hochkarätig besetzte Film startet gut und baut eine spannende Atmosphäre auf, scheitert dann aber, als die Intrige nach und nach aufgedeckt wird. Die Auflösung erscheint der Story mechanisch übergestülpt, beinahe lethargisch und lässt den Zuschauer so seltsam unberührt.

    Ein großes Problem in diesem Zusammenhang ist die Figurenentwicklung. Zwar werden allerlei Charaktere eingeführt, von denen viele aber in der Luft hängen bleiben. Eva Mendes wirkt als Hinterbliebene unglaubwürdig, da sie den Tod ihres Mannes allzu schnell überwindet und außer ihrem hübschen Äußeren nichts Wesentliches zur Story beiträgt. Nun gut, sie übereicht Jackson immerhin ein enorm wichtiges Dokument – aber da dieses wie vom Himmel gefallen scheint, nützt dies der Figur als solche auch nichts. Noch gravierender ist die Einwebung von Tom Cutlers jugendlicher Tochter Rose (Keke Palmer) in den Plot. In regelmäßigen Abständen zeigt Renny Harlin Szenen zwischen dem alleinerziehenden Vater (dessen Frau ermordet wurde) und der Tochter, die nicht selten in einem Streit enden. Da diese Einschübe mit dem Rest der Handlung rein gar nichts zu tun haben und zudem nach dem immer gleichen Muster und ohne Variation ablaufen, wirken sie völlig deplaziert. Eine ähnliche Nutzlosigkeit wäre auch einigen anderen Figuren nachzuweisen. Einzig die Beziehung zwischen Tom und seinem Ex-Partner Eddie ist der Entfaltung des Plots förderlich und wird mit ausreichend Hintergrundinformationen unterfüttert.

    Handwerklich bietet „Cleaner“ gewohnte Thriller-Kost ohne große Aussetzer - aber eben auch ohne echte Highlights. Die Szenen und Bilder reihen sich geradezu gelangweilt aneinander, hier und da peppen Jump Cuts und Zeitraffer das Ganze mit mäßigem Erfolg auf. Dass „Cleaner“ trotz Staraufgebot und renommiertem Regisseur keinen Kinostart bekommen hat, sondern direkt auf DVD erscheint, ist daher kaum verwunderlich. Der gelungene Einstieg des Films wird von der weiteren Entwicklung bis hin zum enttäuschenden Finale völlig negiert. Die Charaktere sind zu unausgegoren und bleiben eindimensional. Immerhin hat Samuel L. Jackson – 15 Jahre nach „Pulp Fiction“ – nun bewiesen, dass er die Spuren eines Mordes mittlerweile auch auf eigene Faust entfernen kann.

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