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    Tipp für Fans von "Joker": Dieser unter die Haut gehende Klassiker ist das Vorbild für Batmans Erzrivalen
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Er findet Streaming zwar praktisch, eine echte Sammlung kann es für ihn aber nicht ersetzen: Was im eigenen Regal steht, ist sicher vor Internet-Blackouts, auslaufenden Lizenzverträgen und nachträglichen Schnitten.

    Ohne diesen eindrucksvollen, morbiden Filmklassiker gäbe es „Joker“ nicht: „Der Mann, der lacht“ lief in Deutschland bloß gekürzt im Kino. Seit 2022 ist der Mix aus Abenteuer, Horror und Psychodrama erstmals uncut fürs Heimkino erhältlich.

    Der DC-Psychothriller „Joker“ sorgte mit Kinoeinnahmen von über einer Milliarde Dollar für Staunen und brachte Joaquin Phoenix einen Oscar ein. Der düstere Erfolgsfilm wurde intensiv von Martin Scorseses Thrillerdramen „Taxi Driver“ und „The King Of Comedy“ inspiriert, ein weiterer Einfluss auf „Joker“ reicht allerdings weiter zurück: Der Joker basiert auf der Titelfigur des düsteren Filmklassikers „Der Mann, der lacht.

    Vor allem das widerliche Grinsen von Batmans Erzrivalen wurde beim verstörenden Lächeln abgeguckt, das dem „Der Mann, der lacht“-Publikum einst das Blut in den Adern gefrieren ließ. In Deutschland kam die Romanadaption nur zensiert ins Kino, jedoch feierte sie dieses Jahr ihr Uncut-Heimkino-Debüt mit aufwändig restauriertem und rekonstruiertem Bild:

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    „Der Mann, der lacht“ gibt's als streng limitierte Collector's Edition im 4-Disc-Mediabook. Von jedem Motiv existieren jeweils 333 Exemplare. Jedes Mediabook enthält den Film auf DVD und Blu-ray in der rekonstruierten deutschen Fassung sowie in der englischen Originalfassung. Bei beiden Versionen habt ihr die Wahl zwischen zwei Tonspuren – dem Original-Mono-Ton von 1928 und einer unkomprimierten Stereo-Aufnahme, die das Berklee Silent Film Orchestra 2018 eingespielt hat.

    Wicked Vision
    Vorbild für den Joker: Der Mann, der lacht

    Und falls ihr Blut geleckt habt, könnt ihr noch tiefer in die Materie absteigen. Etwa mit dem Roman Der lachende Mann“* von Victor Hugo, auf dem der Film basiert. Oder mit dem Comic „Batman/Joker: Der Mann, der lacht“*, der die Einflüsse des unvergesslichen Klassikers auf den DC-Superschurken intensiv auskostet.

    "Der Mann, der lacht": 91 Jahre vor Joaquin Phoenix' "Joker"

    England anno 1690: Lord Clancharlie kehrt aus dem Exil zurück, um endlich seinen Sohn Gwynplaine (Conrad Veidt) zu sehen. Kaum in seiner Heimat angekommen, wird der Adlige vom grausamen König James II. (Sam De Grasse) zum Tode verurteilt. Vor seiner Hinrichtung wird dem Lord eine grausame Botschaft überreicht: Der König beauftragte den Chirurgen Dr. Hardquannone (Georg Siegmann) damit, Gwynplaine auf immer und ewig zu entstellen…

    Daraus entwächst ein hochemotionales Abenteuer rund um einen Mann, der gezwungen ist, unablässig zu grinsen, und sich unglücklich in eine blinde Frau namens Dea (Mary Philbin) verliebt. Die fesselnden Performances und die eindringliche Bildsprache sorgten dafür, dass der Film in die Geschichte einging, obwohl seine Vorlage von Literaturhistoriker*innen oft als eines der schwächeren Werke Hugos tituliert wird.

    Ein Element, das seinerzeit für sich aufstellende Nackenhaare sorgte, sticht heute sogar noch deutlicher hervor: Veidts unheimliche Aufmachung diente den Erfindern des Jokers als Inspirationsquelle für seinen Look. Spätere Generationen an Kreativen kehrten für einzelne Geschichten sogar für deutlichere Parallelen zur Quelle zurück.

    Einer der verstörendsten FSK-18-Horrorfilme der 2000er kehrt ins Heimkino zurück: Stephen King bezeichnete ihn einst als "schockierendsten Film seit 20 Jahren"

    Doch auch ohne den Joker-Aspekt bleibt dieses aufreibende, herzzerreißende Meisterwerk bemerkenswert: Inszeniert wurde es vom früheren Szenenbildner Paul Leni, der mit seinen markanten, verwinkelten Bühnenbauten das Kino der Weimarer Republik prägte. Auch seinen US-Filmen wie „Der Mann, der lacht“ ist anzusehen, welch außerordentliches Verständnis Leni für die nachdrückliche Wirkung ausgefallener Sets hatte.

    1929, also ein Jahr nach seiner Weltpremiere, gelangte „Der Mann, der lacht“ in die deutschen Kinos, wo der Hybrid aus Gesellschaftskommentar, Psychodrama, tragischer Liebesgeschichte, Mantel-und-Degen-Abenteuer und expressionistischem Horror Probleme mit der Zensur bekam. Die deutsche Fassung wurde Jahre später vom NS-Regime zerstört, weshalb die extra für den hiesigen Markt aufwändig erstellten Bildelemente verschollen sind.

    Für die Collector's Edition begab sich das Label Wicked Vision auf Spurensuche im Bundesarchiv und nutzte dort hinterlegte Zensurkarten, um die Bildelemente akkurat nachzubauen. Diese sind in der rekonstruierten deutschen Fassung zu sehen, die außerdem die Zensuren und Kürzungen der deutschen Kinoerstaufführung rückgängig macht. Die hiesige Version von „Der Mann, der lacht“ ist also 93 Jahre nach ihrer Premiere erstmals vollständig!

    Tipp: Viele Jahre verschollen geglaubter Klassiker des deutschen Kinos feiert historische Heimkino-Premiere

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