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    Ab heute direkt auf Disney+ statt im Kino: Schon Napoleon (!) wollte verhindern, dass diese Geschichte jemals erzählt wird
    Christoph Petersen
    Christoph Petersen
    -Chefredakteur
    Hat im letzten Jahr mehr als 900 Filme gesehen - und jede Minute davon genossen, selbst wenn der Film gerade nicht so gut war.

    Niemand geringeres als der französische Kaiser Napoleon Bonaparte wollte das gesamte Schaffen des Komponisten Joseph Bologne auslöschen. Trotzdem gibt es seine Geschichte ab heute auf Disney+ – und zwar als Spielfilm, der durchaus Kinoformat besitzt…

    Einen mächtigeren Feind als Napoleon Bonaparte konnte man zum Ausgang des 18. Jahrhunderts in Frankreich kaum haben – und tatsächlich ist es dem rassistischen Feldherren und Kaiser (fast) gelungen, das Schaffen des Geigenvirtuosen und Komponisten Joseph Bologne, Chevalier de Saint-Georges (1745-1799) aus dem kollektiven Gedächtnis zu löschen. Und zwar aus einem einzigen Grund: Joseph Bologne war nicht nur das Kind eines französischen Plantagenbesitzers, sondern auch einer versklavten Afrikanerin – und damit Schwarz.

    Zwar überlebten eine Reihe von Kompositionen die von Napoleon angeordnete Vernichtung – aber im selben Moment wurde die Bedeutung des Künstlers nachträglich doch soweit marginalisiert, dass er die folgenden Jahrhunderte hindurch meist nur als „der Schwarze Mozart“ eingeordnet wurde – dabei war es Joseph Bologne, der dem elf Jahre jüngerem Mozart als Vorbild diente, und nicht andersherum.

    Aber nun könnte das alles zumindest wieder ein wenig gerader gerückt werden – denn nun landet das Komponisten-Biopic Chevalier: The Untold Story, das im vergangenen Herbst beim Filmfestival in Toronto seine Weltpremiere gefeiert hat, in Deutschland nicht etwa in den Kinos, sondern direkt im Streaming-Abo bei Disney+:

    Der Plot von „Chevalier – The Untold Story“: Dank seines ungeheuren Talents an der Geige gelingt es Joseph Bologne (Kelvin Harrison Jr.), die soziale Leiter im Frankreich des 18. Jahrhunderts emporzusteigen – und das trotz seiner Herkunft und seiner Hautfarbe, die einen solchen Erfolg zu dieser Zeit eigentlich unmöglich machen.

    Als ihm trotz seiner Qualifikationen eine prestigeträchtige Stelle verwehrt wird, ist es seine Förderin Marie-Antoinette (Lucy Boynton), die eine Wette als Lösung des Problems vorschlägt: Wenn Joseph Bologne in wenigen Monaten eine bessere Oper als sein größter Konkurrent Christoph Willibald Gluck (Henry Lloyd-Hughes) komponiert, dann geht der Posten doch noch an ihn...

    Wie gut ist „Chevalier – The Untold Story“: Noch vor der Titeleinblendung gibt es eine Sequenz, in der Joseph Bologne den berühmten Wolfgang Amadeus Mozart (Joseph Prowen) auf der Bühne herausfordert – und ihn dort mit seiner Virtuosität und seinem Charme sogar ein wenig in den Hintergrund spielt.

    Ein kraftvoller Auftakt, der jedoch ein wenig mehr verspricht, als der restliche Film halten kann – der ist dann nämlich ein unbedingt erzählenswertes, aber nicht unbedingt originelles Biopic, das zwar hier und da mit einer poppigen Modernität aufwartet, aber insgesamt doch eben immer auch ganz schön staatstragend wirkt.

    Und so lautet das Fazit unserer 3-Sterne-Kritik zu „Chevalier – The Untold Story“ auch: „Napoleon wird es ärgern, aber ‚Chevalier – The Untold Story‘ ist trotz erzählerischer Schwächen ein Neugier entfachendes Porträt eines unzureichend gewürdigten Komponisten.“

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