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    Vergesst "Der Exorzist: Bekenntnis": Die viel bessere Fortsetzung ist 1990 erschienen - mit unvergesslichem Jump Scare!
    Pascal Reis
    Pascal Reis
    -Redakteur
    Ob "Rosemaries Baby", "Halloween", "Cannibal Holocaust" oder "Scream": Pascal liebt das Horrorkino in seiner ganzen verstörenden Schönheit.

    FILMSTARTS-Redakteur Pascal Reis war von „Der Exorzist: Bekenntnis“ mehr als enttäuscht. Ans Herz legen möchte er viel lieber eine andere Fortsetzung zu William Friedkins Ultraklassiker – nämlich „Der Exorzist III“ aus dem Jahre 1990...

    Das Gefühl, mit dem ich den Kinosaal nach der Vorstellung von „Der Exorzist: Bekenntnis“ verlassen habe, werde ich wohl noch eine ganze Weile mit mir herumtragen. Meine tiefe Verstörung dahingehend, wie unbeholfen, verquer und fast schon fragwürdig „Der Exorzist“ von William Friedkin hier fortgeführt wurde, hat mir wirklich wehgetan. Viel, viel besser hat es ein anderes „Der Exorzist“-Sequel aus dem Jahre 1990 gemacht.

    Die Rede ist „Der Exorzist III“, bei dem William Peter Blatty auf dem Regiestuhl Platz genommen hat. Eine besondere Personalie, denn Blatty hat auch die Romanvorlage zu „Der Exorzist“ geschrieben – und beim Meisterwerk von 1972 ebenfalls das Skript verfasst (so wie er es auch wieder bei Teil 3 getan hat). Tatsächlich lassen sich „Der Exorzist III“ und „Der Exorzist: Bekenntnis“ bis zu einem gewissen Grad miteinander vergleichen, denn beide bemühen ein kriminalistisches Narrativ, um dem übersinnlichen Schrecken auf die Spur zu kommen.

    Falls ihr „Der Exorzist III“ bislang noch nicht gesehen habt, könnt ihr euch den Film bei Amazon Prime Video kostenpflichtig leihen oder auf die im Mai diesen Jahres erschienene Blu-ray-Auflage ausweichen. In dieser Special Edition ist nicht nur die Kinofassung enthalten, sondern auch der Director's Cut.

    Darum geht’s in "Der Exorzist III"

    Die Einwohner*innen von Georgetown, einem Stadtviertel in Washington, werden von einer grausamen Mordserie in Angst und Schrecken versetzt. Das Muster des Täters hat auffällige Parallelen mit dem des sogenannten Gemini-Killers, der seine Opfer auf ähnliche Weise verstümmelte: Allen Opfern wurde der rechte Zeigefinger und Kopf abgetrennt und ein Zodiac-Symbol in die linke Handfläche geritzt.

    Allerdings wurde der berüchtigte Mörder schon vor 15 Jahren zum Tode verurteilt und hingerichtet. Lieutenant William F. Kinderman (George C. Scott) untersucht die schrecklichen Morde und steht vor einem Rätsel, bis ihn die Ermittlungsarbeit am Mord eines katholischen Priesters in eine psychiatrische Anstalt führt. Dort stößt er auf einen namenlosen Patienten, der offenbar von der Seele des Gemini-Killers besessen ist...

    Ein atmosphärisches Schauerstück

    Ja, auch „Der Exorzist III“ kann nicht im Geringsten mit der Klasse des Originals mithalten, dafür ist der Horrorfilm letztlich dann doch etwas zu unausgereift und inkohärent erzählt. Im Gegensatz zu „Der Exorzist: Bekenntnis“ gelingt es William Peter Blatty aber auf sehr stimmungsvolle Art und Weise, eine dichte Atmosphäre zu erschaffen, die in ihrer Sogwirkung immerhin bisweilen an William Friedkins Meisterwerk erinnert.

    Ähnlich wie „Der Exorzist: Bekenntnis“ ist „Der Exorzist III“ erst einmal als Krimi angelegt, in dem William F. Kinderman (im ersten Teil noch vom 1976 verstorbenen Lee J. Cobb verkörpert) einen Mörder jagt, dessen Motive offenbar okkulten, wenn nicht sogar dämonischen Ursprungs sind. Blatty, der hier seinen Roman „Legion“ verfilmt hat (im inzwischen auch in Deutschland erhältlichen Director's Cut trägt der dritte „Exorzist“ auch diesen bewusst vom Franchise abgrenzenden Titel), unternimmt nicht den Versuch, das Original in Sachen Besessenheitsspektakel überbieten zu wollen, sondern setzt durchweg auf das schwelende Klima einer ungreifbaren Bedrohung.

    Die stimmungsträchtige Wirkung, die sich daraus ergibt, ist weniger erzählerischer denn formaler Natur. Wenn man sich vor Augen hält, dass der Schriftsteller Blatty hier erst seinen zweiten Film in Szene gesetzt hat, ist es schon beachtlich, wie routiniert, unaufgeregt und im besten Sinne klassisch die Inszenierung letztendlich doch ausgefallen ist. Und das, obwohl Blatty viele Probleme mit der Produktion hatte – einschließlich des Umstandes, dass er nie einen „Der Exorzist“-Film drehen wollte und auf Druck der Führungsetagen von Warner Bros. in diese Richtung gedrängt wurde.

    Herausgekommen ist dennoch ein packendes, seinen Horror schleichend verbreitendes Gruselstück – welches aber den für mich wohl besten Jump Scare der Filmgeschichte bereithält. Wer den Film an dieser Stelle noch nicht gesehen haben sollte, braucht keine Sorge haben, dass ich euch diesen nun offenbare (nur eine Andeutung: Krankenhausflur!). Allerdings ist die Szene, was die Kameraeinstellung und den Spannungsaufbau angeht, symptomatisch für die Klasse von „Der Exorzist III“, der es sich redlich verdient, mehr Anerkennung zu erfahren.

    Unfassbar: In William Friedkins Horror-Klassiker "Der Exorzist" spielt ein echter Killer mit – und es kam erst Jahre später raus!

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