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    TV-Tipp: Dieses Kriegsfilm-Meisterwerk brennt sich noch stärker ins Gedächtnis als sein Netflix-Remake
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Sein erster Kinofilm war Disneys „Aladdin“. Schon in der Grundschule las er Kino-Sachbücher und baute sich parallel dazu eine Film-Sammlung auf. Klar, dass er irgendwann hier landen musste.

    Netflix' Anti-Kriegsfilm „Im Westen nichts Neues“ räumte vor wenigen Monaten viele Oscars ab. Doch die erste Adaption des bewegenden, erschreckenden Stoffes geht noch mehr an die Nieren. Heute läuft sie im Free-TV – und zwar ohne Werbeunterbrechung!

    Der Anti-Kriegsfilm „Im Westen nichts Neues“ war in zahlreichen Ländern wochenlang nicht von der Spitze der meistgesehenen Filme auf Netflix zu verdrängen. Und dann gewann Deutschlands Oscar-Beitrag im Frühjahr 2023 obendrein vier Academy Awards (darunter die Trophäe für den besten internationalen Film). In sogleich fünf weiteren Oscar-Kategorien wurde der Film nominiert.

    All das sei dem Anti-Kriegsfilm, der von Björn Becher in der FILMSTARTS-Kritik gute 3,5 Sterne erhalten hat, auch gegönnt. Besonders erfreulich ist für den Verfasser dieses Artikels aber, dass im Fahrwasser dieses Netflix-Hits die starke, erste Adaption des Stoffes (für die es von uns übrigens die vollen 5 Sterne gibt) erneute Aufmerksamkeit geschenkt bekommt. So auch im TV: Heute, am 20. November 2023, läuft der Anti-Kriegsfilm-Klassiker Im Westen nichts Neues“ ab 20.15 Uhr bei arte.

    "Im Westen nichts Neues": Heute immersiv, damals intensiv

    „Das Original war besser“ ist eine in Remake-Besprechungen inflationär genutzte Floskel, und daher sei sie an dieser Stelle einfach vermieden. Zumal die erste „Im Westen nichts Neues“-Verfilmung und die aktuelle Netflix-Adaption des einflussreichen Romans von Erich Maria Remarque ihre Stärken in unterschiedlichen Bereichen ausspielen.

    Der vor dem Krieg, der ihn verherrlichenden Propaganda und dem Gräueltaten ausblendenden Adrenalinkick warnende Aspekt des Stoffes etwa schreit geradezu nach einer Neuverfilmung. Selbstredend können sich Filmfans, die offen für längst vergangene Kinojahrzehnte sind, weiterhin vollauf von dem preisgekrönten Klassiker aus dem Jahr 1930 einnehmen lassen.

    Aber machen wir uns nichts vor: Die Unmittelbarkeit dieser Verfilmung wirkt auf den Großteil des heutigen Filmpublikums nicht mehr so wie gedacht, sondern wegen der Schwarz-Weiß-Fotografie und des Mono-Klangs distanzierend. Allein schon deshalb hat das Remake eine Daseinsberechtigung, die es noch dazu gekonnt ausspielt: Die Szenen an der Front setzen auf eine enorme Immersion, um auf direktem, dreckigem Wege die Abscheulichkeit und Sinnlosigkeit des Krieges einzufangen.

    Das hat eine bleibende Wirkung und vermeidet zu großen Teilen die Fettnäpchen, in die viele aufregende und unglücklich-unterhaltsame Kriegsfilme tappen. Dennoch: Die ursprüngliche „Im Westen nichts Neues“-Filmvariante von Lewis Milestone hat Elemente, die dafür sorgen, dass sie sich noch vehementer im Gedächtnis festbeißt, und tragender Mitgrund ist, weshalb sie weiterhin einen überragenden Genrebeitrag darstellt.

    Denn „Im Westen nichts Neues“ von 1930 fängt scharf beobachtet die perfiden Mechanismen ein, die dazu führen, dass sich Leute voller Freude freiwillig zum Kriegsdienst melden, während des Krieges aus der Gesellschaft viel zu wenig Gegenwind kommt, und sich selbst die leidenden, geschundenen Soldaten selten dazu durchringen, das Töten einfach zu unterlassen. Das Anti-Kriegsdrama führt die Hirnwäsche und den Selbstbetrug der Involvierten vor, und das in einer scharf beobachteten, fesselnden Stimmigkeit, dass der erste „Im Westen nichts Neues“-Film einen noch stärker bleibenden Eindruck hinterlässt als sein gelungenes, aktuelles Remake.

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    Dies ist eine überarbeitete Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.

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