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    Diese wichtige Szene aus dem Netflix-Hit "Leave The World Behind" hat es erst in letzter Sekunde in den Film geschafft
    Michael Bendix
    Michael Bendix
    -Redakteur
    Schaut pro Jahr mehrere hundert Filme und bricht niemals einen ab. Liebt das Kino in seiner Gesamtheit: vom obskuren 70er-Jahre-Horrorfilm über Kunstfilme von Chantal Akerman bis hin zum neuesten "Mission: Impossible"-Blockbuster.

    „Leave The World Behind“ ist trotz seiner stattlichen Länge einer der Netflix-Filmhits des Jahres. Doch fast wäre der Film um einiges kürzer geworden – denn auf eine bedeutende Szene wollte Regisseur Sam Esmail zunächst verzichten...

    Leave The World Behind“ hat ganz offensichtlich einen Nerv getroffen: Seitdem er am 8. Dezember 2023 auf dem Streamingdienst Netflix veröffentlicht wurde, haben ihn nicht nur weltweit viele Millionen von Zuschauer*innen gesehen – auch hat der auf dem gleichnamigen Roman von Rumaan Alam basierende apokalyptische Thriller mit Julia Roberts, Ethan Hawke und Mahershala Ali zahlreiche Diskussionen entfacht, weil er es seinem Publikum nicht immer einfach macht: Nicht nur das „Friends“-Ende hat viele von euch mit offenen Fragen zurückgelassen.

    Im Mittelpunkt des Films stehen die Sandfords, eine typische US-amerikanische Kleinfamilie, bestehend aus dem Ehepaar Amanda (Roberts) und Clay (Hawke) sowie Tochter Rosie (Farrah Mackenzie) und ihrem älteren Bruder Archie (Charlie Evans). Um dem hektischen Großstadt-Leben für eine Weile zu entfliehen, mieten sie gemeinsam ein abgelegenes Urlaubs-Domizil auf Long Island an. Doch ein gigantischer Öltanker, der am Badestrand an Land läuft, ist nur das erste unheilvolle Vorzeichen einer ganzen Reihe von mysteriösen Ereignissen. Bald fällt der Strom aus, das Internet liegt lahm, im Fernsehen wird die Bevölkerung vor einer nicht näher definierten Bedrohung gewarnt – und dann stehen auch noch George (Ali) und seine Tochter Ruth (Myha’la Herrold) vor der Tür, die sich als Eigentümer*innen des Anwesens ausgeben...

    Diese wichtige Szene hätte Regisseur Sam Esmail fast aus dem Film geschmissen

    Mit über zweieinhalb Stunden hat „Leave The World Behind“ eine beachtliche Laufzeit, die er dazu nutzt, die zunächst schwelende Gefahrenlage immer weiter zu intensivieren – in deren Verlauf er Tempo und Rhythmus aber auch immer wieder ändert. So gibt es zum einen vergleichsweise schnell geschnittene Montagen, in denen sich die Figuren mit unheimlichen Flugblättern und aus dem Nichts auftauchenden Horden von Waldtieren konfrontiert sehen, aber auch eine sehr lange, sehr dialogreiche Szene, in der sich die skeptische Amanda und der geheimnisvolle George einander annähern.

    Mitten in der Nacht versuchen die beiden, das beängstigende Geschehen um sie herum einzuordnen. Einmal bemerkt George, dass viele Menschen ihre Schwierigkeiten damit hätten, vorgefasste Meinungen von der tatsächlichen Wahrheit zu trennen – einige von ihnen seien „unfähig [...], zu lernen, selbst wenn es auf ihre eigenen Kosten geht.“ Damit fasst er einen der zentralen Punkte des Films zusammen: Weil niemand seinen Ursprung kennt, reagieren alle unterschiedlich auf das apokalyptische Szenario – jeweils gelenkt von ihren eigenen Sichtweisen und Vorurteilen, die nicht zwingend mit der Realität übereinstimmen.

    Darum wollte Sam Esmail das Gespräch doch unbedingt im Film haben

    Doch fast hätte es die Szene gar nicht in den fertigen Film geschafft, wie Regisseur und Drehbuchautor Sam Esmail in einem Interview mit Collider verraten hat. „Dieser ganze Abschnitt wurde herausgeschnitten und war lange Zeit nicht im Film zu sehen, weil es in dieser Nacht in dem Haus nicht viel Action gibt, sondern vor allem eine Menge Introspektion und Dialog“, so der „Mr. Robot“-Schöpfer, der mit „Leave The World Behind“ erst seinen zweiten Langfilm gedreht hat. „Speziell die Szene mit George und Amanda ist unglaublich lang, weil sie viele verschiedene Gesprächswellen durchlaufen. Das wurde dann aus dem Film genommen, weil ich das Tempo gerade in diesem Abschnitt wirklich straff halten wollte. Aber irgendetwas nagte die ganze Zeit an mir, als wir den finalen Schnitt anfertigten.“

    Obwohl er sich bereits gegen die Szene entschieden hatte, arbeitete sie pausenlos in Esmail weiter: „Ich sah mir diesen Moment noch einmal an und dachte: ,Das ist zu wichtig für das Thema des Films, um es auf dem Boden des Schneideraums zu belassen.' Also haben wir die Szene wieder eingebaut. Natürlich habe ich danach oft gehört, dass der Film etwas zu lang und zu langsam sei, aber ich denke, man muss in erster Linie der Geschichte gerecht werden, und manchmal kann das Tempo dem im Weg stehen. Trotzdem ist die Geschichte König, die Geschichte hat Priorität, und ich fand, dass dieser Moment sehr gut getroffen hat, worum es in der Geschichte wirklich geht.“

    Wenn ihr wiederum wissen wollt, was der Autor der Buchvorlage über das bereits oben angesprochene kontroverse Ende zu sagen hat, könnt ihr direkt hier weiterlesen:

    "Leave The World Behind"-Autor verteidigt kontroverses Ende auf Netflix: Darum musste es von seinem Buch abweichen
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