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    TV-Tipp: Dieser Sci-Fi-Blockbuster ist wunderschön, klug und heute aktueller denn je
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Sidneys Lieblingsfigur ist Donald Duck, sein erster Kinofilm war Disneys „Aladdin“ und bereits in der Grundschule las er eine Walt-Disney-Biografie. Wenn er könnte, würde er ins Disneyland auswandern, aber da das nicht geht, muss ihn seine Disney-Sammlung bei Laune halten.

    Die dystopische Vision einer zugemüllten, menschenleeren Erde trifft auf eine zärtliche, wortarme Liebesgeschichte, bissige Satire auf verantwortungsloses Luxusleben und eine dringliche Mahnung daran, ökologisch zu denken: Heute läuft „WALL·E“ im TV!

    Pixar beschenkte sein Publikum mit einer Vielzahl an Filmen, die Jung und Alt auf unterschiedlichen Ebenen ansprechen, aber gleichermaßen begeistern. Sei es „Oben“ über einen trauernden Rentner, der mit seinem Haus in den Dschungel fliegt. Oder „Ratatouille“: Eine Komödie über eine in der Haute Cuisine agierende Ratte, die den Wert der Hingabe lobpreist.

    Doch der wohl außergewöhnlichste und für den Verfasser dieser Zeilen definitiv stärkste Pixar-Film ist „WALL·E“: Stummfilm-Hommage, Sci-Fi-Dystopie und Liebesgeschichte werden zu einem einzigartigen Animationsfilm vereint. Der Disney Channel zeigt „WALL·E“ heute, am 3. Februar 2024, ab 20.15 Uhr. Außerdem ist „WALL·E“ bei Disney+ im Abo enthalten:

    "WALL-E": Liebe braucht nicht viele Worte

    Die Menschheit hat die Erde zugrunde gerichtet. Selbst die Müllroboter, die den Planeten wieder bewohnbar machen sollten, sind Schrott. Nur WALL·E, der dank seiner Fundstücke Persönlichkeit entwickelte, erledigt wacker und neugierig seinen Dienst. Als das neuartige Roboter-Modell EVE auf die Erde kommt, ist WALL·E fasziniert. Man könnte sagen: Er hat sich Hals über Kopf verliebt! EVE ist aber damit beschäftigt, Anzeichen zu suchen, dass sich die Erde erholt hat und wieder menschenwürdiges Leben gestattet...

    „WALL·E“ nahm im Kino über 530 Millionen Dollar ein und ist der neuntgrößte Blockbuster des Jahres 2008. Ein Triumph für einen mit Musicalsongs der 1960er bestückten Genremix, der als Stummfilm-Hommage beginnt, die detailliert die Folgen mangelnder Nachhaltigkeit aufzeigt! Aus präzisem Slapstick mit melancholischen Zwischentönen über Einsamkeit und Sehnsucht wird dann eine hinreißende Liebesgeschichte. Die wird in herzzerreißend-niedlichen Sequenzen geschildert, in denen der verspielte Roboter mit Sammeltrieb zu schüchtern ist, sich seiner neuen, hyperfokussierten und kraftvoll-grazilen Bekanntschaft zu öffnen.

    Regisseur/Autor Andrew Stanton, Autor Jim Reardon und Sounddesigner Ben Burtt (der Kopf hinter all euren liebsten „Star Wars“-Klängen) lassen dabei Wortfetzen sowie Klirr-, Surr- und Zisch-Geräusche größere Emotionen sprechen als es zahlreiche Romanzen mit Hunderten Seiten Dialog vermögen. Und wenn man denkt, melancholisch-liebevoller geht es nicht mehr, erfindet sich „WALL·E“ noch einmal neu!

    Ein Meisterstreich, der aktueller wird

    Der „Findet Nemo“-Regisseur tauscht den kantigen, grau-metallisch-braunen Dreck der ausgebeuteten Erde gegen strahlende Flächen mit sanften Rundungen und buntem Farbspektrum – das jedoch durch dominant-klinisches Weiß seine Vitalität verliert: WALL·E und EVE betreten die Axiom, ein XXL-Raumschiff, das geführt wird wie ein Kreuzfahrtschiff.

    Von ausgelassenem Luxus-Spaß ist dort jedoch nichts zu spüren: Die Menschen haben dank technischer Fortschritte zwar überlebt, ein erfülltes Leben führen sie indes nicht. Sie kommunizieren digital-distanziert über Belanglosigkeiten. Sie leben aneinander vorbei, eingeengt in sprichwörtlichen Blasen. Frei von Kunst und Wissen – uninspiriert, stets unbewusst konsumierend.

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    Die nun auch auf Dialoge setzende Dystopie verteilt zielgenaue Seitenhiebe auf Konsumgier, Turbokapitalismus und sich in alle Lebensbereiche sowie die Politik einmischende Megakonzerne. „WALL·E“ verliert sich allerdings nicht in Zynismus. Stattdessen verleihen liebenswert-dickköpfige Figuren und poetische Szenen dem Geschehen anspornenden Beiklang. Ein Kunstwerk für sich ist etwa die Passage, in der WALL·E und EVE zu Thomas Newmans zart-himmlischen Klängen ein schwereloses Liebesballett tanzen, während der Axiom-Kapitän aus seiner Bräsigkeit erwacht und Wissensdurst entwickelt.

    Trotz des stilistischen Bruchs zwischen den „WALL·E“-Sinnhälften offenbart sich letztlich ein kluges, wunderschönes Gesamtwerk: Es geht durchweg um die Differenz zwischen einem aufmerksamen, herzlichen Mit- und Füreinander einerseits und einem träg-kurzsichtigen Dasein andererseits. Das zeigt sich eindringlich durch Kamerafahrten entlang der zerrütteten Erde, aber auch auf der Axiom, wo bequeme, unpersönliche Kommunikation jegliches gehaltvolles Miteinander und Wertschätzen von Kunst ablöst.

    Der apathischen Axiom-Dauerberieselung steht die Wertschätzung gegenüber, die WALL·E für seine geliebten Fundstücken aufbringt: Sie formt ihn charakterlich, inspiriert ihn dazu, auch auf kleinste Signale seines Gegenübers zu achten, und lässt ihn selbst zur Inspiration werden. Also ganz gleich, ob es um Wissen, Kunst, unsere Umwelt oder unser Umfeld geht:

    „WALL·E“ unterstreicht das Schöne im Leben und verdeutlicht mit immensem Nachklang sowie zunehmender Aktualität, dass nicht zügelloser Konsum inklusive Selbstsucht der korrekte Kurs ist – sondern Gemeinschaftssinn, und somit vorausschauende, beseelte Rücksichtnahme.

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