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    Das Original gilt als der beste Film aller Zeiten - das brutalere Remake könnt ihr bei Amazon Prime Video streamen
    Björn Becher
    Björn Becher
    -Mitglied der Chefredaktion
    Yasujirō Ozu, Akira Kuroswawa, Takashi Miike oder Sion Sono. Das japanische Kino der Vergangenheit & Gegenwart beeindruckt Björn Becher immer wieder.

    Hunderttausende Filmfans aus aller Welt haben gewählt: „Harakiri“ ist der beste Film aller Zeiten. Streamen könnt ihr den Klassiker leider nirgends. Aber wir haben eine Alternative für euch: das ebenfalls grandiose Remake. Ein Streaming-Tipp!

    Auf letterboxd versammeln sich Filmliebhaberinnen und -liebhaber aus aller Welt. Auch das Gros der FILMSTARTS-Redaktion ist dort zu finden. Und auch ich bewerte alle geschauten Filme, egal ob ich sie zum ersten oder zum zehnten Mal schaue, auf der Seite und halte sie in meinem letterboxd-Tagebuch fest. Aus all den Wertungen bei letterboxd entsteht auch eine Liste der besten Filme aller Zeiten. Diese führt noch vor Klassikern wie „Die zwölf Geschworenen“, „Die Sieben Samurai“ oder „Der Pate 2“ seit geraumer Zeit das japanische Drama „Harakiri“ alias „Seppuku“ von Masaki Kobayashi an.

    Leider gibt es den nach dem Ritual für den Selbstmord eines Samurai (was im aktuellen Disney-Plus-Hit „Shogun“ ja auch eine wichtige Rolle spielt) nirgends zu streamen. Ohnehin wird der Klassiker in Deutschland recht stiefmütterlich behandelt. Denn es gibt ihn fürs Heimkino überhaupt nur als Beilage (!) auf der Special-Edition-Blu-ray-Veröffentlichung des Remakes „Hara-Kiri: Tod eines Samurai“ - und die ist schon seit einiger Zeit ausverkauft. Weil man „Harakiri“ daher momentan nur importieren kann, will ich in diesem Streaming-Tipp auf das Remake schauen. Denn auch dieses ist richtig gut – und ihr könnt es ganz bequem und sofort schauen.

    „Hara-Kiri: Tod eines Samurai“ ist nämlich aktuell sogar im Abo bei Amazon Prime Video verfügbar.

    Allerdings liegt das Rache-Drama dort nur in der deutschen Synchronisation vor. Falls ihr – wie ich – die japanische Originalfassung bevorzugt, müsst ihr zur Blu-ray- oder DVD des Films greifen. Auch die sind seit einiger Zeit ausverkauft, im Gegensatz zur Special Edition aber noch regelmäßig für einen vernünftigen Preis von wenigen Euro bei Ebay oder dem Amazon-Marktplatz zu finden.

    Oder ihr greift gleich zur noch regulär verfügbaren Takashi-Miike-Box, die neben „Hara-Kiri“ noch zwei weitere sehenswerte, brutale Samurai-Dramen des japanischen Regisseurs beinhaltet: der mit vielen Fantasy-Elementen angereicherte „Blade Of The Immortal“ sowie das Schlachten-Massaker-Remake „13 Assassins“.

    Doch nun noch ein paar Worte, worum es in „Hara-Kiri: Tod eines Samurai“ überhaupt geht und warum das sehenswert ist.

    Das ist "Hara-Kiri: Tod eines Samurai"

    Takashi Miike erzählt in seinem übrigens in 3D gedrehten Rache-Drama, das auch als allererster 3D-Film bei den Filmfestspielen von Cannes seine Premiere feierte, eine Geschichte aus einer Zeit, in welcher die Samurai überflüssig geworden sind. Denn es herrscht weitestgehend Frieden, niemand braucht die einstigen Krieger. Viele sind verarmt, der Seppuku, der Selbstmord ist eine letzte Chance, ehrenvoll aus der Welt zu scheiden. Doch viele nutzen den Seppuku-Wunsch auch als Vorwand und wollen in Wirklichkeit nur um Geld betteln.

    Ein mächtiger Lord hat deswegen ein Exempel statuiert. Bei ihm musste der auf ein paar wenige Taler als Almosen spekulierende junge Krieger Motome Chijiiwa die Selbsttötung grausam durchziehen, obwohl er so arm war, dass er nicht mal mehr über ein richtiges Schwert verfügte. Da ihm eine Leihgabe für den Akt verweigert wurde, musste er sich den Bauch mit seinem stumpfen Bambusschwert aufschlitzen, litt so grausam, dass er es nicht selbst beenden konnte und wurde deswegen unehrenhaft geköpft.

    Motomes Geschichte erzählt der Lord dem Samurai Hanshiro Tsugumo (Ichikawa Ebizō), als dieser ebenfalls mit dem Wunsch, sich zu töten bei ihm am Hof vorstellig wird. Er hält auch Hanshiro für einen Bettler, will ihn so entmutigen und wegschicken. Doch Hanshiro besteht darauf, seinen Wunsch umzusetzen. Was der mächtige Lord nicht ahnt. Sein neuer Gast kannte die Geschichte von Motome bereits. Diese und nicht der Selbstmord ist sogar der primäre Grund, warum er an den Hof gekommen ist...

    Hara-Kiri - Tod eines Samurai
    Hara-Kiri - Tod eines Samurai
    Starttermin 22. Mai 2012 | 2 Std. 05 Min.
    Von Takashi Miike
    Mit Ebizô Ichikawa, Eita, Koji Yakusho
    Pressekritiken
    3,8
    User-Wertung
    3,1
    Im Stream

    Wie schon Masaki Kobayashi vor ihm nutzt Takashi Miike das grausame Ritual, um eine melodramatische Rache-Geschichte zu erzählen, die auf viele Arten zu begeistern weiß. Es entfaltet sich eine vielfältige Geschichte um die Frage, was Ehre wert ist, wenn man nicht genug Geld hat, um jene Menschen zu beschützen, die einem besonders nahe sind. Das lässt keinen kalt, auch wenn man das Original schon kennt, welches quasi dieselbe Geschichte erzählt, die Miike auch nicht groß verändert hat.

    Was anders ist, ist seine Inszenierung mit einer deutlich dynamischeren Kameraführung als im Original. Das und die Darstellung von Figuren im Raum ist auch der Produktion in 3D geschuldet, funktioniert aber auch in 2D im Heimkino weiter ganz hervorragend. Denn Miike lenkt so die Gefühle des Publikums mehr, betont die melodramatischen Aspekte der Geschichte stärker. Sein Remake entfaltet trotz der 1:1-Adaption der Geschichte so seinen ganz eigenen Reiz.

    Nur schwer zu ertragen: die Darstellung des Selbstmord-Rituals

    Grausam ist in beiden Fällen die Umsetzung des Selbstmord-Rituals im Mittelpunkt. Da muss man sich fast schon zwingen, hinzusehen. Dahinter steckt aber zu keinem Zeitpunkt ein voyeuristischer Aspekt oder gar ein Schock-Effekt um des Schockieren willens. Die brutale Darstellung führt uns nur vor Augen, wie schlimm die Durchführung des ja historisch überlieferten Rituals gewesen sein muss, wie verzweifelt und am Ende ein Mann wohl ist, wenn er sich sogar darauf einlässt, es mit einem stumpfen Bambusschwert zu versuchen.

    Bei Miike ist das durch die dynamischere Kameraführung und die modernen Effekte noch einmal eine Spur brutaler - was auch für eine große Actionszene am Ende des Films gilt. Dabei spielt auch eine Rolle, dass der neue Film natürlich in Farbe gedreht wurde, das Original ist in Schwarz-Weiß.

    Wenn ihr an das Original kommt, schaut es das natürlich unbedingt an – es führt nicht umsonst die letterboxd-Rangliste der besten Filme aller Zeiten an. Doch bekommt ihr auch mit dem Remake ein hochklassiges und sehenswertes Drama geboten.

    Einzigartiges Epos mit Kultfaktor heute Abend streamen: Einen solchen Mix aus Horror, Action & Abenteuer gibt es kein zweites Mal

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