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    12.000 Statisten, 23 Tonnen Schwarzpulver und 40.000 Liter Kerosin: Das ist die größte Kriegssequenz der Filmgeschichte!
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Sein erster Kinofilm war Disneys „Aladdin“. Schon in der Grundschule las er Kino-Sachbücher und baute sich parallel dazu eine Film-Sammlung auf. Klar, dass er irgendwann hier landen musste.

    Siebenstündiger Oscar-Gewinner und Stoff, aus dem Legenden der Superlative sind: „Krieg und Frieden“ ist eine überwältigende Materialschlacht, die ihresgleichen sucht. Teil des Spektakels: die wohl aufwändigste Filmschlacht aller Zeiten.

    Die Filmgeschichte ist reich an aufwändigen, kostspieligen Kampf- und Schlachtsequenzen. Legendär sind etwa die Schlacht von Helms Klamm in „Der Herr der Ringe: Die zwei Türme“ oder die D-Day-Sequenz in „Der Soldat James Ryan“, die ein Budget von zwölf Millionen Dollar verschlungen haben soll.

    Doch diese Szenen verblassen im Vergleich mit der Schlacht bei Borodino, wie sie im Leinwandepos „Krieg und Frieden“ von Regisseur Sergey Bondarchuk dargestellt wird! Diese Sequenz könnte bereits für sich stehend als massives Kriegs-Epos durchgehen und wird gelegentlich als teuerste Filmsequenz der Geschichte bezeichnet.

    Die Kostenfrage ist zwar hoch umstritten, allerdings man muss ja nicht immer Geld allein reden lassen. Denn die restlichen Eckdaten rund um diese Szene sind schon überwältigend genug: Für die einstündige (!) Sequenz wurden über 12.000 Statisten vor die Kamera geholt, 23 Tonnen Schwarzpulver verschossen und 40.000 Liter Kerosin sowie 10.000 Rauchgranaten abgefackelt. So etwas gibt es höchstwahrscheinlich nie wieder!

    "Krieg und Frieden": Unglaublicher, nervenzehrender Aufwand

    Leo Tolstoys literarischer Meilenstein „Krieg und Frieden“ wurde zahlreiche Male adaptiert. Unter anderem verfilmte ihn Hollywood-Legende King Vidor 1956 mit Audrey Hepburn und Henry Fonda. 1975 wagte sich Woody Allen mit „Die letzte Nacht des Boris Gruschenko“ an einer satirischen Verdichtung des Stoffs, und 2016 präsentierte die BBC eine Miniserie, die auf dem Romanklassiker basiert.

    Aber mit seiner fast siebenstündigen Leinwandadaption schoss Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller Bondarchuk den Vogel ab: Im fesselnden, intensiven Detail schildert das 1966 und 1967 in vier Teilen veröffentlichte Epos, wie sich Russlands Adel für den Krieg gegen Napoleons Frankreich wappnet, das Land militärische Erfolge feiert und blutige Rückschläge erleidet.

    Zwischen dem bitteren, kriegerischen Prunk streut Bondarchuk wiederholt Augenblicke ein, die sich zwischenmenschlichem Leid widmen, sowie flüchtige Momente der (sich einem Ende nähernden) Freude: Der Regisseur macht eindringlich klar, dass man Frieden nicht als Selbstverständlichkeit hinnehmen sollte. Das macht er mit entsprechendem Aufwand in den verschiedenen Kampfszenen deutlich.

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    Diese immensen Anstrengungen wurden unter anderem mit dem Oscar für den besten internationalen Film belohnt, hatten aber auch ihre Folgen: Bondarchuk erlitt während der Produktion zwei Herzinfarkte – einen davon während der Arbeiten an der epochalen Schlacht bei Borodino.

    Nie dagewesener Aufwand – Kosten auf Rekordniveau?

    Ursprünglich war geplant, die Schlacht bei Borodino an historischen Originalschauplätzen zu drehen, allerdings nahm man von diesem Plan aufgrund der vielen Denkmäler vor Ort Abstand. Also wurde der kleine Ort Dorogobusch unter großem Aufwand ins Borodino der Napoleon-Ära verwandelt, wozu Zehntausende Kubikmeter an Erde bewegt werden mussten.

    Neben den schon erwähnten 23 Tonnen Schwarzpulver, 40.000 Liter Kerosin und 10.000 Rauchgranaten wurden für die Filmschlacht etwa 800 Pferde verwendet. Zudem ist die Schätzung von 12.000 Statisten eher konservativ: Filmhistoriker Fedor Razzakov geht sogar von über 13.000 Soldaten aus, die als Statisten rekrutiert wurden.

    Das Guinness-Buch sorgte jedoch für jahrzehntelange Verwirrung, da es in seiner Ausgabe aus dem Jahr 1979 behauptete, dass 120.000 Statisten in der Schlachtsequenz bei Borodino zu sehen sind – ein Tippfehler, der seither häufig wiederholt wurde.

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    Höchst umstritten ist zudem der Kostenpunkt des gesamten filmischen Unterfangens: Die New York Times berichtete 1968, dass der Film umgerechnet 100 Millionen Dollar kostete – eine Behauptung, die die Publikation seither mehrmals wiederholte, etwa 2019, als sie inflationsbereinigt ein Budget von 700 Millionen Dollar kolportierte. Looper gab allein der Borodino-Sequenz basierend darauf einen Kostenpunkt von umgerechnet und inflationsbereinigt 100 Millionen Dollar.

    Die Filmschaffenden selbst sprachen Ende der 1960er wiederum von einem Budget von unter zehn Millionen Dollar. Ob sie nun absichtlich niedrigere Kosten nannten, um dem Westen vorzumachen, in der Sowjetunion könnte man mehr Pomp für weniger Geld leisten, oder die US-Medien damals den Klassenfeind durch aufgebauschte Ziffern als verschwenderisch darstellen wollten, lässt sich heute kaum nachvollziehen.

    Fest steht aber, dass „Krieg und Frieden“ selbst gemäß der niedrigeren Budgetschätzung der teuerste sowjetische Kinofilm der Geschichte ist. Und dass niemals wieder derselbe, rein praktikable Aufwand für einen Film betrieben wird, ist auch so gut wie garantiert.

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