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    "Caos Calmo" : Grimaldi und Golino im Interview

    Antonio Luigi Grimaldi und Valeria Golino sprachen mit uns im Rahmen der Berlinale über "Caos Calmo" und die italienische Filmwirtschaft.

    Was denken Sie über die Themen von "Caos Calmo" ?

    : Ich finde den Inhalt des Buches, mit seinen verschiedenen Standpunkten, sehr interessant. Das Gleiche gilt natürlich für den Film, das war übrigens einer der Gründe, warum ich an dem Projekt interessiert war. Zuerst ist da der Verlust, der Schmerz und schließlich das Ausbleiben des Schmerzes. Dann natürlich das Thema, Urlaub von seinem Leben zu nehmen. Diese zwei Themen wurden wirklich sehr gut in dem Buch behandelt, darum wollte ich in dem Film mitwirken, mit einer kleinen Rolle.

    Warum wollten Sie Polanski in Ihrem Film sehen, und war es schwierig Ihn für das Projekt zu gewinnen ?

    : Nun, sowohl dem Produzenten, wie auch mir, wie auch dem Drehbuchschreiber war es von Anfang an klar, dass wir für die Rolle des Steiner einen schwergewichtigen Regisseur finden sollten. Nicht einen Schauspieler, weil diese Rolle eben so viel Gewicht hat. Darüber hinaus musste es jemand sein, der unserem Paroli bieten, oder ihn auch ein bisschen in Verlegenheit bringen kann. Er sollte nicht nur den Pietro, sondern auch Nanni Moretti beeindrucken. Es musste also ein Regisseur von außerhalb von Italien sein weil innerhalb Italiens kann doch niemand Nanni Moretti das Wasser reichen. erschien uns am geeignetsten. Er bekam das Drehbuch zugesendet. Er fand es gut und hat sofort eingestimmt. Es war also nicht schwierig ihn zu gewinnen und dann anschließend zu führen.

    Wie sehen Sie Lara, Ihre im Film verstorbene Schwester ?

    : Ich sehe sie wie eine Frau, der es gut geht. Sie hatte ein schönes Leben, sie hatte keine großen Geheimnisse. Sie hatte ein großartiges Kind, sie liebte ihren Mann, sie war nicht unglücklich. Mein Charakter, Marta, denkt genau das Gegenteilige, dass sie unglücklich und alleine war. Ich denke nicht so.

    War es schwierig für die Schauspieler, die Sexszene zu drehen ?

    : Diese Szene wurde nur im kleinen Kreis gedreht, wir sind dann ja auch alle hinaus gegangen. Nur der Kameramann ist mit den Darstellern im Raum geblieben. Es war dann aber nicht so schwierig, weil wir die Einzelheiten schon lange vorher mit den Darstellern besprochen haben. Wir hatten die ganze Szene ja auf sieben Einstellungen reduziert, um sie eben möglichst schnell zu bewältigen. Wir haben dafür nicht länger als einen halben Tag gebraucht.

    Wie lange brauchen Sie dafür um sich in einen Charakter wie Marta hineinzuversetzen ?

    : Zwei Minuten. Ich sage es nicht aus Stolz ! Wenn ich etwas Spezifisches, Technisches zu spielen habe wie zum Beispiel einen Akzent, wo man recherchieren muss um bereit zu sein, dann brauche ich schon länger. Aber ansonsten bin ich sehr faul, also ich denke ein wenig darüber nach, aber mache daraus keine Arbeitsmethode wie andere Schauspieler, für die das sehr viel bringt. Ich mache das nicht. Ich nehme meine Rollen nicht mit nach Hause. Also, verstehen Sie mich jetzt nicht falsch, ich bereite meine Rollen schon vor, aber es nimmt mir nicht mein ganzes Leben ein.

    Wie geht es der italienischen Filmwirtschaft ?

    : Nun, das Problem mit der italienischen Filmwirtschaft ist, dass eigentlich die industrielle Basis seit den 70er Jahren weggebrochen ist. Es ist einfach nicht mehr diese breite Masse an Durchschnittsproduktionen da, die dann natürlich zur Komödie führte. Ich beziehe mich hier jetzt auf dieses leichtere Genre, Namen wie Risi oder Monicelli sind hier zu nennen. Da dieses Mittelfeld fehlt, fehlt auch die wirtschaftliche Basis um dann solche herausragenden Leute wie Fellini herauszubringen, die vielleicht an den Kinokassen weniger Erfolg haben, die aber auf dem Erfolg anderer aufruhen. Die einzige Hoffnung, die man heute haben kann ist, dass sich die Spielfilmproduktion im Fernsehen in Italien sehr gebessert hat. Wir haben eine breite Masse an Fernsehproduktionen die besser sind als was wir in der Vergangenheit gesehen haben und die vielleicht, falls sie Erfolg hat, anknüpfen kann an jene breite industrielle Basis der volkstümlichen Komödien aus den früheren Jahrzehnten, die eben den großen Erfolg jener herausragender Regisseure gemacht haben.

    Geht der Zustand der italienischen Filmwirtschaft nicht auch einher mit den ständigen Regierungswechseln ?

    : Ja, jede Regierung die an die Macht kommt wechselt alle Machtpositionen aus. Nicht nur die Minister sondern auch die Abteilungsleiter, die Direktoren und alle Führungskräfte in den Staatunternehmen werden ausgetauscht. Das führt natürlich ständig zu einer Verwirrung, keiner kann planen. Die Direktoren wissen einfach nicht, was sie in vier, fünf Jahren machen sollten. Was uns noch mehr bekümmert ist, dass dieses kürzlich eingebrachte Kinogesetz jetzt wieder auf Eis gelegt wurde. Mit diesem Kinogesetz, das für die Filmindustrie auch gewisse Steuerbegünstigungen brachte, hätte man sehr gut arbeiten können. Über Jahre hinweg haben wir uns für dieses Gesetz eingesetzt. Jetzt mit der neuen Regierung ist wieder alles auf Eis gesetzt. Wir müssen wieder von null anfangen.

    Das Interview wurde von Barbara Fuchs im Rahmen eines runden Tischs im Februar in Berlin geführt.

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