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    "Stilles Chaos" : Interviews

    Allocine hat Regisseur Antonello Grimaldi und Schauspielerin Valeria Golino im Rahmen der Berlinale 2008, wo "Caos Calmo" im Wettbewerb lief, getroffen um mit ihnen über das Drama aus Italien zu sprechen.

    Allocine: Wie denken Sie über die Themen von "Caos Calmo" ?

    : Ich finde den Inhalt des Buches, mit seinen verschiedenen Standpunkten, sehr interessant. Das Gleiche gilt natürlich für den Film, das war übrigens einer der Gründe, warum ich an dem Projekt interessiert war. Zuerst ist da der Verlust, der Schmerz und schließlich das Ausbleiben des Schmerzes. Dann natürlich das Thema, Urlaub von seinem Leben zu nehmen. Diese Themen wurden sehr gut in dem Buch behandelt, darum wollte ich mit einer kleinen Rolle in dem Film mitwirken.

    Warum wollten Sie Roman Polanski als Darsteller in Ihrem Film ?

    : Sowohl dem Produzenten, wie auch mir und dem Drehbuchautor war es von Anfang an klar, dass wir für die Rolle des "Steiner" einen schwergewichtigen Regisseur finden müssen und keinen Schauspieler. Darüber hinaus musste es jemand sein, der unserem Parole bieten, oder ihn auch ein bisschen in Verlegenheit bringen kann. Er sollte nicht nur den "Pietro", sondern auch beeindrucken. Es musste also ein Regisseur von außerhalb sein weil innerhalb Italiens kann doch niemand das Wasser reichen. erschien uns am geeignetsten. Er bekam das Drehbuch zugesendet. Er fand es gut und hat sofort eingestimmt.

    Wie lange brauchen Sie um sich in einen Charakter wie Marta hineinzuversetzen ?

    : Zwei Minuten. Ich sage das nicht aus Stolz. Wenn ich etwas Spezifisches, Technisches zu spielen habe wie zum Beispiel einen Akzent, wo man recherchieren muss um bereit zu sein, dann brauche ich schon länger. Aber ansonsten bin ich sehr faul und denke ein wenig darüber nach, aber mache daraus keine Arbeitsmethode wie andere Schauspieler, für die das sehr viel bringt. Ich bereite meine Rollen zwar vor, aber es nimmt mir nicht mein ganzes Leben ein.

    War es schwierig für die Schauspieler die Sexszene zu drehen ?

    : Diese Szene wurde im kleinen Kreis gedreht. Nur der Kameramann ist mit den Darstellern im Raum geblieben. Es war nicht schwierig weil wir die Einzelheiten schon lange vorher mit den Darstellern besprochen hatten. Wir hatten die ganze Szene auf sieben Einstellungen reduziert, um sie eben möglichst schnell zu bewältigen. Wir haben dafür nicht mehr als einen halben Tag gebraucht.

    Wie sehen Sie Lara, ihre im Film verstorbene Schwester ?

    : Ich sehe sie wie eine Frau, der es gut geht. Sie hatte ein schönes Leben und keine großen Geheimnisse. Sie hatte ein großartiges Kind, sie liebte ihren Mann, sie war nicht unglücklich. Mein Charakter, Marta, denkt genau das Gegenteilige, also dass sie unglücklich und alleine war.

    Wie geht es der italienischen Filmwirtschaft ?

    : Das Problem mit der italienischen Filmwirtschaft ist, dass eigentlich die wirtschaftliche Basis seit den 70er Jahren weggebrochen ist. Es gibt nicht mehr diese breite Masse an Durchschnittsproduktionen von Komödien. Da dieses Mittelfeld fehlt, fehlt auch die wirtschaftliche Basis um dann solche herausragenden Leute wie Fellini herauszubringen, die vielleicht an den Kinokassen weniger Erfolg haben, aber auf dem Erfolg anderer aufruhen. Die einzige Hoffnung, die man heute haben kann ist, dass sich die Spielfilmproduktion im Fernsehen sehr gebessert hat. Wir haben eine breite Masse an Fernsehproduktionen die besser sind als was wir in der Vergangenheit gesehen haben. Falls sie Erfolg haben, könnten sie anknüpfen an jene breite industrielle Basis der volkstümlichen Komödien aus den früheren Jahrzehnten die eben den großen Erfolg jener herausragender Regisseure gemacht haben.

    Geht der Zustand der italienischen Filmwirtschaft nicht auch einher mit den ständigen Regierungswechseln ?

    : Ja, jede Regierung die an die Macht kommt wechselt alle Machtpositionen aus. Nicht nur die Minister sondern auch die Abteilungsleiter, die Direktoren, alle Führungskräfte in den Staatunternehmen werden ausgetauscht. Das führt natürlich ständig zu einer Verwirrung und keiner kann planen. Die Direktoren wissen einfach nicht, was sie in vier, fünf Jahren machen werden. Was uns noch mehr bekümmert ist, dass dieses kürzlich eingebrachte Kinogesetz jetzt wieder auf Eis gelegt auf. Ein Gesetz, das für die Filmindustrie auch gewisse Steuerbegünstigungen brächte, mit denen man sehr gut hätte arbeiten können. Über Jahre hinweg haben wir uns für dieses Gesetz eingesetzt, jetzt mit der neuen Regierung ist alles auf Eis gesetzt. Wir müssen wieder von null anfangen.

    Das Interview wurde von Barbara Fuchs im Rahmen eines runden Tisches im Februar 2008 in Berlin geführt.

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