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    Das größte Problem von "Mother/Android" auf Netflix: Darum ist der zentrale Twist des Sci-Fi-Thrillers ein totaler Reinfall!
    Christoph Petersen
    Christoph Petersen
    -Chefredakteur
    Hat im letzten Jahr mehr als 900 Filme gesehen - und jede Minute davon genossen, selbst wenn der Film gerade nicht so gut war.

    Nach etwa zwei Dritteln der Laufzeit des Science-Fiction-Survival-Thrillers „Mother/Android“ überrascht Regisseur Mattson Tomlin sein Publikum mit einer plötzlichen Wendung. Aber die ist in unseren Augen leider ein ziemlicher Schuss in den Ofen...

    Netflix / Hulu

    +++ Meinung + Spoiler +++

    Regisseur und Drehbuchautor Mattson Tomlin hat seinen Science-Fiction-Thriller „Mother/Android“ in einer Welt angesiedelt, in der Androiden, die den Menschen als Haushaltshilfen dienen, von einer Sekunde auf die andere einen gewaltsamen Aufstand proben. Ein an sich spannendes Szenario, das Tomlin nach einem intensiv-vielversprechenden Einstieg aber erst mal links liegen lässt. Stattdessen begleiten wir die im neunten Monat schwangere Georgia (Chloë Grace Moretz) und ihren Freund Sam (Algee Smith) bei der Flucht durch die Wälder.

    Schon nach wenigen Minuten fühlt sich „Mother/Android“ deshalb an wie jeder andere dystopische Survival-Thriller auch, mit denen wir aktuell fast schon im Wochenrhythmus bombardiert werden. Spätestens seit dem Erfolg von „The Walking Dead“ sind solche Stoffe halt schwer angesagt – und irgendwo im Wald zu drehen spart auch eine Menge Budget. Da spielt es auch kaum noch eine Rolle, dass es diesmal um Androiden und nicht um Zombies oder Aliens geht…

    Endlich ein Twist ...

    Tatsächlich Schwung in die Sache kommt dann erst, wenn Georgia nach einem Androiden-Angriff ihren Freund aus den Augen verliert, aber dafür auf den in einem Wohnwagen im Wald hausenden Einsiedler Arthur (Raul Castillo) trifft. Der hat nämlich früher selbst als Ingenieur für einen der Hersteller der Androiden gearbeitet – und inzwischen einen Anzug entwickelt, der Menschen für die Androiden unsichtbar macht. Mit diesem schleicht sich Georgia dann auch direkt in ein nahegelegenes Haus, wo die Androiden den Vater ihres ungeborenen Kindes gefangen halten.

    Aber dann stellt sich heraus, dass – Twist! – Arthur selbst ein Androide ist. Seine Unsichtbarkeits-Erfindung funktioniert gar nicht – die anderen Androiden haben nur so getan, als könnten sie Georgia nicht sehen, um sie in Sicherheit zu wiegen und weiter von Arthurs guten Absichten zu überzeugen. So kommt es dazu, dass Arthur und seine Androiden-Kumpels mit der hochschwangeren Georgia im Schlepptau durch die strengen Sicherheitsschranken kommen und so die menschliche Hochsicherheitsburg Boston stürmen können (ist das dort installierte EMP erst einmal abgeschaltet, ist der Krieg so gut wie verloren).

    ... und dann geht er voll in die Hose!

    Auf dem Papier ist der Twist echt okay. Aber in der Praxis funktioniert er nicht – und das aus gleich zwei Gründen: Zum einen kriegen wir als Publikum Arthurs Plan, mit Georgias Hilfe an den Sicherheitskontrollen vorbeizukommen, selbst nicht zu sehen – wir kriegen es lediglich rückblickend von einer Polizisten-Figur erzählt, wenn Georgia schließlich in einem Krankenhaus in Boston wieder zu sich kommt. Es kann gut sein, dass diese Entscheidung mit Budgetbeschränkungen zu tun hat – aber es kann doch nicht sein, dass einem die ohnehin wenigen spannenden Momente der Geschichte von „Mother/Android“ nur nacherzählt werden. Dafür braucht man keinen Film gucken.

    Zum anderen hat der Plan aber in seinen Details wenig Sinn: Erstens haben wir vorher, als das Paar kurzzeitig in einem militärischen Camp im Wald untergekommen ist, bereits mitbekommen, wie wenig Rücksicht dort auf Georgias Schwangerschaft genommen wurde – warum also konnte Arthur darauf zählen, dass die Sicherheitsleute in Bosten sie einfach so durchwinken würden, neunter Monat hin oder her? Außerdem ist Georgia zu dem Zeitpunkt, als der Androiden-Tross mit ihr an der Sicherheitskontrolle ankommt, offenbar bereits ohnmächtig. Aber wenn man ihre aktive Mithilfe ohnehin nicht braucht – wozu dann der ganze Aufwand mit der vermeintlichen Unsichtbarkeits-Jacke, um sie in falsche Sicherheit zu wiegen?

    Ich liebe Twists in Filmen. Aber doch bitte nicht derart lieblos und kein bisschen zu Ende gedacht – so wirkt die überraschende Wendung schlichtweg unverdient.

    „Mother/Android“ steht in Deutschland seit dem 7. Januar 2022 bei Netflix für Abonnent*innen zur Verfügung.

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