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    Heimkino-Geheimtipp: In dieser herrlichen Horrorkomödie werden Mann & Frau in den Fernseher gesaugt
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Er findet Streaming zwar praktisch, eine echte Sammlung kann es für ihn aber nicht ersetzen: Was im eigenen Regal steht, ist sicher vor Internet-Blackouts, auslaufenden Lizenzverträgen und nachträglichen Schnitten.

    Ein Teil irrwitzig-kreative Horrorkomödie, ein Teil abgedrehte Mediensatire: Der spritzige 90er-Spaß „Stay Tuned“ ist ein teuflisch vergnüglicher Trip in die Hölle, die sich Fernsehprogramm schimpft.

    NSM Records

    +++ Meinung +++

    Das Fernsehprogramm kann der reinste Horror sein – und manche Filme unterstreichen das wortwörtlich. In Wes Cravens „Shocker“ etwa wird ein zum Tode verurteilter Mörder zu purer Elektrizität und reist bevorzugt via TV-Programm zu seinen Opfern. Das absurde Zappen durch die verschiedenen TV-Programme ist für mich eindeutig der Höhepunkt des Films. Und genau den hat sich ein anderer Film genialerweise genommen, um ihn in voller Länge auszuloten:

    In „Stay Tuned“ wird ein Ehepaar von einer dämonischen Satellitenschüssel ins Fernsehprogramm gesogen, wo es teuflisch-fiese Parodien von Shows, Filmen und Serien durchleiden muss. Das Ergebnis ist absonderlich, böse und auf beste Weise albern, weshalb ich den Film als Teenie begeistert eingeschaltet habe, wann immer er im Fernsehen lief. Leider hatte er sonst kaum Fans, weshalb es lange Zeit schwer war, sich ihn für's Heimkino zu besorgen. Diese Zeiten sind jetzt aber vorbei!

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    Nachdem „Stay Tuned“ Ende 2020 als limitiertes Mediabook erschienen ist, bekommt er nun endlich eine größere, reguläre Auflage als Standard-DVD und Standard-Blu-ray. Das reduziert hoffentlich die Hemmschwelle bei Filmfans, sich diesen eher unbekannten Gruselspaß anzuschauen!

    "Stay Tuned": Fegefeuer Fernseher

    Der glücklose Roy Knable (John Ritter) ist fernsehsüchtig – sehr zum Ärger seiner Frau Helen (Pam Dawber), die bereits mit der Scheidung liebäugelt. Eines Abends steht der Fernsehverkäufer Spike (Jeffrey Jones) vor der Matte des Ehepaares und lässt ihm „zur Probe“ ein High-Tech-Heimkino da, mit dem sich 666 Programme empfangen lassen.

    Was Roy und Helen nicht erkennen: Spike ist ein Abgesandter des Teufels und das Heimkino eine diabolische Falle. Es saugt das Paar in den Fernseher, wo das Paar 24 Stunden als Teil des Höllenprogramms durchstehen muss oder seine Seele an den Teufel verliert..

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    Wer „Gremlins“ liebt, geschweige dessen wahnwitzige Fortsetzung, dürfte zur Zielgruppe von „Stay Tuned“ zählen. Denn Regisseur Peter Hyams versucht sich an einem ähnlichen „Alles geht, nichts muss!“-Clash aus diabolischer Freude an Zerstörung, Monstrositäten und Chaos einerseits, und kindischen Wortspielen, Slapstick und Cartoon-Erzähltempo andererseits. Zwar erreicht „Stay Tuned“ nicht die Höhen, die Joe Dante in seinen „Gremlins“-Filmen erzielt, aber es wäre keine Schande, „Stay Tuned“ als ansehnliche, überaus amüsante Fingerübung darin zu bezeichnen, Dantes Stil zu imitieren.

    Zumal „Stay Tuned“ eines mit „Gremlins 2“ gemeinsam hat: In beiden Filmen übernimmt vorübergehend Cartoon-Legende Chuck Jones das Zepter, also der Animator, der unzählige Kurzfilme mit Bugs Bunny, Daffy Duck & Co. verantwortete, die für ihren Ideenreichtum, ihr Tempo und ihre Irreverenz berühmt sind. Kein Wunder, dass ich alter Zeichentrickfan damals so gebannt war von „Stay Tuned“...

    Doch auch für Filmfans ohne Cartoon-Faible hat „Stay Tuned“ allerhand in petto: Die in die Story eingebundenen Parodien auf „Der Exorzist“, „Rosemaries Baby“, „Eine schrecklich nette Familie“, „Für eine Handvoll Dollar“ und viele, viele weitere Produktionen schwingen spaßig von Kalauerfeten über bissige Persiflagen bis hin zu kreativen Albernheiten. Und die Sets haben einen rauen, schrägen Charme, genauso wie die gewitzt-grotesken Effekte.

    Man merkt, dass Tim Burton im Gespräch für den Regieposten war, und ebenso ist durchweg spürbar, dass die Grundidee der Drehbuchautoren Jim Jennewein und Tom S. Parker war: Was, wenn Monty Python „Tanz der Teufel“ gemacht hätte? Und heutzutage wird „Stay Tuned“ sogar gleichzeitig zu Nostalgiefutter für Zapping-Zeiten sowie zur mahnenden Erinnerung, weshalb die Abhängigkeit vom linearen Fernsehen ganz schön ärgerlich war.

    Neu im Heimkino: In diesem bitterbösen (und verdammt blutigen!) FSK-18-Kannibalenfilm landen Veganer auf der Speisekarte

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