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    Nicht bei Netflix oder Amazon: Hier gibt's den bisher besten Streaming-Film des Jahres – doch kaum jemand guckt ihn!
    Daniel Fabian
    Daniel Fabian
    -Redakteur
    Fasziniert und berührt werden, aber auch ein stückweit über sich selbst erfahren – darin besteht für Daniel die Magie des Kinos.

    Es ist wahrlich eine Schande, doch mit „Cha Cha Real Smooth“ droht gerade eines der Film-Highlights des Jahres gnadenlos in der Versenkung zu verschwinden. Dabei könnt ihr den Streaming-Tipp dank Probeabo sogar völlig kostenlos schauen.

    +++ Meinung +++

    Ich erlebe gerade ein Déjà-vu. Denn es ist ziemlich genau ein Jahr her, dass ich den meiner Meinung nach besten Film 2021 gesehen habe (oder je nach momentaner Stimmung einen der Top 3): „CODA“, der fast an mir vorübergezogen wäre, wenn da nicht die Liebeserklärung an den Film meines Kollegen Björn gewesen wäre. Klar, spätestens im Zuge der Oscarnominierungen wäre der Film ein paar Monate später wohl auch so auf meiner Watchlist gelandet, aber zu jenem Zeitpunkt war das Gehörlosen-Familiendrama ein regelrechter Geheimtipp, von dessen Existenz die Wenigsten wussten. Denn „CODA“ kam nie ins Kino und landete auch nicht bei Netflix, Amazon Prime Video oder Disney+, sondern exklusiv bei Apple TV+. Und so erfolgreich Apple iPhones, MacBooks und Co. auch an den Mann sowie die Frau bringt, in der Welt des Streamings spielt der Technik-Gigant nach wie vor die zweite Geige.

    Und das ist irgendwie ja auch völlig nachvollziehbar. Denn auch wenn man bereits reihenweise Stars für seine Eigenproduktionen gewinnen konnte, beschränkt sich das Sortiment bei Apple TV+ nach wie vor auf einen Bruchteil dessen, was die Konkurrenz zu bieten hat. Doch gleichzeitig ist das eben auch unendlich bedauernswert. Denn so entgehen vielen Film- und Serienfans regelrechte Schätze.

    Und deswegen möchte heute auch ich eine Liebeserklärung lostreten. Denn es gibt einen Film, der vor wenigen Wochen erst erschienen ist und trotz herausragender Kritiken nur einen Bruchteil seines potenziellen Publikums erreicht. Denn während der geradezu ungenießbare „The Man From Toronto“ und der allerhöchstens akzeptable „Der Spinnenkopf“ von Netflix die Streaming-Charts eroberten, blieb er weitestgehend unbeachtet. Die Rede ist von „Cha Cha Real Smooth“.

    » "Cha Cha Real Smooth" bei Apple TV+*

    „Cha Cha Real Smooth“ ist exklusiv beim Streaming-Dienst Apple TV+ verfügbar, den ihr eine Woche lang kostenlos testen könnt. Sollte euch dieser Artikel also Lust auf den Film machen, wählt für den gratis Testzeitraum aber am besten eine Woche aus, in der ihr auch die Zeit mitbringt, das ein oder andere zusätzliche Highlight auf der Plattform mitzunehmen. Unter anderem erwarten euch hier neben „CODA“ auch noch „Finch“ und „Greyhound“ mit Tom Hanks, die für drei Oscars nominierte Shakespeare-Verfilmung „Macbeth“ von Joel Coen, das malerische Animationsfilm-Abenteuer „Wolfwalkers“ und Serien wie das Sci-Fi-Epos „Foundation“, der mit sieben Emmys ausgezeichnete Comedy-Hit „Ted Lasso“ oder „See - Reich der Blinden“ mit DC-Star Jason Momoa.

    » Apple TV+ kostenlos testen*

    Darum geht's in "Cha Cha Real Smooth"

    Im Zentrum der Geschichte steht der frischgebackene Student Andrew (Cooper Raiff), der mit seinen 22 Jahren noch nicht so recht weiß, wer er eigentlich ist und wo er hin will im Leben. Wenigstens den nervigen Job in der örtlichen Mall kann er eines Tages aber sausen lassen, als ihm eine Laufbahn als sogenannter „Party Starter“ prophezeit wird. Denn fortan heizt er den Gästen – ob nun Kindern, ihren Eltern oder Großeltern – auf sämtlichen Bat- und Bar-Mitzwa-Feiern innerhalb der jüdischen Gemeinde ein.

    Apple TV+

    Doch dann lernt er im Zuge der Feierlichkeiten die junge Mutter Domino („Fifty Shades Of Grey“-Star Dakota Johnson) und ihre autistische Tochter Lola (Newcomerin Vanessa Burghardt) kennen. Er verbringt immer mehr Zeit mit den beiden, wird schließlich sogar zu einer wichtigen Vertrauensperson für Lola, die sonst niemanden an sich ran lässt – und kommt schließlich auch Domino näher, deren Verlobter Joseph (Raúl Castillo, „Army Of The Dead“) kaum zuhause ist…

    Das pure Leben

    „Cha Cha Real Smooth“ ist intimes, nahbares Gefühlskino ganz ohne Kitsch und Klischee, wie man es nur noch selten erlebt. Und das nicht ohne Grund. Denn der gerade einmal 25-jährige Cooper Raiff übernahm nicht nur Hauptrolle sowie Regie, sondern hat vor allem auch die Geschichte erdacht. Und wie auch schon sein Vorgängerfilm, das Coming-of-Age-Drama „Shithouse“, in dem er sich als College-Neuling nur schwer an sein neues Leben gewöhnt, zog „Cha Cha Real Smooth“-Macher Cooper Raiff die Inspiration für seinen Film aus seinen eigenen Erfahrungen, seinem eigenen Leben – und vor eben jenem Leben sprüht „Cha Cha Real Smooth“ in jeder einzigen, noch so unscheinbaren Szene.

    Raiff hat ein unglaubliches Gespür dafür, wenn es darum geht, nicht nur in jeder Situation nachvollziehbare, sondern auch stets greifbare Figuren auf die Leinwand (bzw. wie in diesem Fall auf den Bildschirm) zu zaubern. Die Menschen in der Welt von Regisseur Raiff sehen nicht aus wie aus dem Katalog, sie wissen nicht immer, was als nächstes zu tun ist – vor allem aber nehmen sie sich die Freiheit, sie selbst zu sein, mit all ihren Ecken und Kanten. 

    Sie lassen sich nicht einfach in irgendwelche Schubladen der gesellschaftlichen Konformität stecken, in die wir Menschen vielleicht auch selbst mal automatisch platzieren, ohne dass es uns überhaupt auffällt. Dazu tragen oft auch Filmschaffende bei, die uns mit ihren nach Schema F handelnden Figuren unterbewusst darauf konditionieren, in einer ähnlichen Situation auch selbst so zu handeln, wie es unsere Kinoheld*innen tun. Denn: Wenn Menschen auf der Leinwand immer und immer wieder erfolgreich dieselben Verhaltensmuster an den Tag legen, dann müssen die doch auch im wahren Leben funktionieren. Oder?

    Raiff aber erzählt keine Geschichte nach jenem Muster, baut beim Publikum nicht bloß Hoffnungen auf, die den einzigen Zweck haben, im Laufe des Films irgendwann erfüllt zu werden. Der Mittzwanziger will das wahre Leben zeigen, keine künstliche Parallelwelt. Und so geht die Authentizität bei „Cha Cha Real Smooth“ sogar so weit, dass sie einen in bestimmten Momenten gar überrascht und regelrecht den Boden unter den Füßen wegreißt – eben weil man so in einem „Hollywood-Film“ nicht mit ihr rechnen würde (was er zumindest in Anbetracht der bis in die Nebenrollen durchaus namhafte Besetzung ist).

    Auch wenn sich „Cha Cha Real Smooth“ am Ende wie eine 100-minütige Umarmung anfühlt, stecken die Figuren nicht bloß voller Hoffnung und Güte, sondern sind auch mal wütend, sehnsüchtig oder traurig – und handeln dann eben nicht so, wie es die Charaktere in einer Kino-RomCom (natürlich) tun würden, sondern antworten oft mit dem genauen Gegenteil. Und das Verrückte daran ist: Damit kommen sie unserer realen (Gefühls-)Welt nicht nur viel näher, sondern treffen den Nagel präzise auf den Kopf.

    „Cha Cha Real Smooth“ ist die perfekte romantische Comedy für alle RomCom-Verweigerer, der ultimative Coming-of-Age-Film – egal ob ihr bereits wisst, wer ihr seid oder ob ihr noch auf der Suche seid – und ein ebenso herzerwärmender wie tieftrauriger Film, der das Leben in all seinen Facetten zelebriert, sowohl in den schönen als auch in den schmerzhaften. Vor allem aber legt er eine Wahrheit auf unerschrocken-ehrliche Art und Weise dar, die wir im Grunde alle kennen und dennoch eine völlig neue Bedeutung bekommt, wenn sie einem derart vor Augen geführt wird.

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