Kurz innehalten, ein Schluck Wasser trinken. Ungefähr 8 Stunden Batman gehen an mir nicht spurlos vorbei. Aber es erleichtert die Einordnung von "The Dark Knight Rises" erheblich, die Triologie in Anfang und Vollendung zu sehen. Festzuhalten bleibt, und das ohne hier zu spoilern, "The Dark Knight" bleibt unveränderte Spitze der Triologie, doch in Hinblick auf dieses Gesamtwerk sei auch hinzugefügt, "Danke", Herr Nolan für eine vollständig abgeschlossene, und für einen Comic noch nie so reale und komplexe Reihe, die es schafft, drei Filme zu verbinden und trotzdem jeden als Einzelwerke, die sich in ihrer Machart in einer Vielzahl von Themen und Motiven unterscheiden, stehen zu lassen.
Von Filmstarts mit einer Vielzahl von Trailern, Plakaten und Nachrichten bombadiert, ließ es sich wirklich nicht vermeiden, den Film nicht in den Himmel zu loben. Vorab wohlgemerkt, und das sich Ernüchterung einstellen könnte, war von vielen zwar prognostiziert, ging dann aber teils in den Lobeshymnen wieder unter. Auch ich hatte mit vielen Ansichten diesbezüglich zu kämpfen und war mögliche Szenarien im Kopf durchgegangen. Ich hätte filmisch eine Menge erwartet, aber wie so oft, wird man von Nolan auch schonmal vor den Kopf gestoßen. Der Grundton ist trist und Bruce Wayne ist ziemlich angeschlagen, die ganze Machart unterscheidet sich fundamental von seinen Vorgängern. Nolan webt neue Denkmuster, führt neue Figuren ein und verliert natürlich auch nicht den Überblick für seine Fertigkeiten. Inszenatorische Perfektion auf den Punkt, nur wirkt es diesmal, als wäre es in einigen Szene unbedingt nötig und erzwungen. Sowieso scheint er mir mit dem Kopf diesmal nicht völlig dabei gewesen zu sein. Seine Gedankenkonstrukte und Auflösungen sind bei Weitem nicht so komplex wie bei seinem Vorgänger und auch die Geschichte führt zu viele Themen ein, als das sie wirklich stringent wirkt. Kongeniale Manöver und Taktikspielchen von Protagonist und Antagonist sucht man meist vergebens. Positiv hervorzuheben ist dabei jedoch, dass er sich nicht in Trauer und pathetischen Klagen verliert, die bei der Gebrochenheit, die der Film vermittelt, hätte enstehen können. Nein, vielmehr greift der Film nicht nur auf Batman's, sondern auch auf die Psyche der Zuschauer ein, noch nie war ein Comic so dermaßen seiner Vorlage entfremdet und noch nie so emotional und ehrlich. Man kämpft ein wenig mit Wayne/Batman durch den Film, bei jeder Verletzung, die er davonträgt, bei jeder schwere Entscheidung, die ihm obliegt.
Visuell lässt sich Nolan wieder nichts zu Schulden kommen. Kombiniert mit einem aufrüttelnden Soundtrack lässt er atemberaubende, diesmal aber auch vereinzelnt grausam – traurige Bilder auf die Zuschauer los. Dass der Film dabei die Altersfreigabe ab 12 erhalten hat, ist für mich nicht ganz ersichtlich. Vor allem aufgrund der Thematik; trostlose Orte, zusammengekauenrde Menschen, Heerscharen auf den Straßen, eine Stadt am Abgrund, vielmehr will ich jetzt auch nicht hinzufügen.
Fakt ist, der Film wird stark polarisieren und die Meisten, vor allem Jüngeren, mit Unverständnis und teils auch sicherlich Enttäuschung zurücklassen.
Wo wir beim Thema Polarisation sind: Bane's Syncro. Das wievielte Mal jetzt nachbearbeitet worden ist, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Das Endergebnis ist aber nicht wirklich befriedigend, außer wenn man sie wie ich als Groteske zu seiner enormen Gestalt erklärt. Doch wirkt auch im Bezug auf Bane, trotz einiger beeindruckender Kampf- und Präsenzszenen, einiges unausgereift. Selina Kyle alias Anne Hathaway, die ich in Trailern schon als absolutes Desaster abgestempelt hatte, beweist mir, vor allem zu Anfang, das komplette Gegenteil. Im Laufe der enormen Spielzeit aber wird ihre Hintergrundgeschichte dann leider zu wenig beleuchtet und sie verfällt in die Rolle der lasziven Sprücheklopferin. Über weitere Rollen – und Nebenrollen kann nicht gestritten werden, spulen alte Bekannte die Leistungen der Vorgängerfilme ab, lediglich Cotillard, über die ich nicht viel verraten will, stößt zum Cast ergänzend, aber auch nicht gerade meisterlich hinzu.
Fazit: Alles in allem habe ich das Gefühl, nur die Hälfte gesehen zu haben. Für die vielen Themen, Motive und Figuren fehlte trotz enormer Spielzeit, jetzt kommt's, die Zeit. Nolan's Gerüst ist nicht wohl kalkuliert und wer hätte das bei ihm schon für möglich gehalten? Dennoch sind einige beklemmende emotionale Momente (wir sehen Menschen trauern, bei denen wir es nie für möglich gehalten hätten) und düstere Widerstandsszenarien beeindruckend und ergeben, gepaart mit andersartigen Schauwerten und einem, für mich, zufriedenstellenden Ende einen immer noch hochklassigen Film. Es ist nur schade um die verpasste Chance und substanziell vermittelt der Film trotz der Länge weniger als seine Vorgänger. Somit ist es ein unkonventioneller Endteil für eine, so oder so, unkonventionelle Triologie. Und das ist im Blockbustergenre das größte Kompliment, was man dem Team um Nolan machen kann.