Ich habe lange überlegt diese Kritik zu schreiben, da mir ehrlich gesagt, meine Zeit dafür zu wertvoll ist. Aber nachdem ich so hohe Anforderungen an diesen Film hatte und dann aber so dermaßen enttäuscht wurde, sehe ich es doch als nötig an, meinem Ärger ein bisschen Luft zu machen und eine Kritik über diesen Film zu schreiben. Da meine Kritik viel Spoiler enthält, wäre es am besten wenn sich Leute die den Film noch nicht gesehen haben am besten gar nicht weiterlesen.
Der Hauptkritikpunkt am neuen Batman ist eindeutig, dass es viel zu wenige Batman-Szenen gibt. Es dauert geschlagene 45 Minuten um überhaupt Batman das erste Mal zu sehen. Den ganzen Film über hat man auch irgendwie das Gefühl das Chris Nolan das Rad neu erfinden wollte und unbedingt alles anders machen wollte um ein weiteres filmisches Meisterwerk zu „schaffen“. Das hat eindeutig nicht funktioniert. Dafür hat der Film viel zu viele Schwächen. Der Film ist total überladen, zu lang, absolut unrealistisch und hat dazu auch noch jede Menge Logikfehler. Auch hat der Film viel zu viele Charaktere, deren Einführung und Entwicklung den Filmfluss unnötig hindern und teils sogar Langeweile aufkommen lassen. Unglaublich, aber leider wahr: Der Film hat mich stellenweise wirklich gelangweilt.
Außerdem wirkt der Film nicht besonders durchdacht und irgendwie nicht „komplett“. Es fehlt ein direkter und logischer Handlungsstrang, Nolan driftet einfach zu oft ab und lässt sich zu oft dazu verleiten sich mit belanglosem zu „beschäftigen“. Somit wirkt der Film sehr „unordentlich“ und zerfahren und genau deswegen kommt der Film auch nie so richtig in Fahrt, er „plätschert“ so vor sich hin. Das ist auch ein Hauptgrund warum der Film keine richtige Spannung aufbaut.
Außerdem wurden wirklich elementare Dinge absolut vernachlässigt bzw. sogar komplett weggelassen. In diesem Batman Teil gibt es zum Beispiel kein Batmobil (!!!). Chris Nolan’s Art Filme zu drehen und der Hype um seine Person in allen Ehren, aber ein Batman Film ohne Batmobil? Irgendwo hört dann das Verständnis auch auf. Auch gibt es kaum Batman typische Nachtszenen, fast alles handelt am helllichten Tage, gerade der Einsatz von vielen Nachtszenen hätte diesem Film viel mehr Atmosphäre verliehen.
Auch gibt viel zu wenige Batman-typische Faustkämpfe und auch am Einsatz von „Batman-Gadgets“ wurde unverständlicherweise gespart. Ein sehr realistisches „EMP-Gewehr“ am Anfang, ein paar „Knallfrösche“ die auf Bane geworfen wurden und „Mini-Betäubungs-Batarangs“ die von Batman auf die Vollstrecker/Henker geschossen wurden (in der Szene in der Comissioner Gordon und die anderen Polizisten auf das Eis gehen müssen). Das war’s, mehr gibt’s nicht. Kein Batman-Enterhaken, keine „Mantel-Flugszene“, kein „Röntgen-Blick“. Sehr mager.
Auch sind einige sehr unrealistische Szenen vorhanden die zum Teil eine unfreiwillige Komik entwickeln. Eine Szene die mich zum schmunzeln gebracht hat, war die Art wie der Typ im „Loch-Gefängnis“ Bruce Waynes Rückenverletzung behandelt bzw. „geheilt“ hat. Ein Faustschlag auf den rausgesprungenen Wirbel und schon ist wieder alles okay. Ach, wäre alles im Leben nur so einfach.
Oder die obligatorische Liebesszene (die unbedingt noch in den Film musste), in der Bruce Wayne und Miranda Tate am Kamin liegen und Sie schon nach dem ersten Sex den Satz raushaut „Lass uns von hier weggehen, Bruce“. Diese Liebesszene war so dermaßen übertrieben und unrealistisch, das ich nur noch den Kopf geschüttelt habe. Absolut realitätsfremd und irgendwie erzwungen, so nach dem Motto „Hey, wir müssen noch unbedingt eine Liebesszene einbauen“.
Auch wenn Chris Nolan als Messias einer neuen Filmära gepriesen wird, so ganz innovativ ist sein Werk nicht, es gibt viel zu viele Parallelen zu anderen Film, ich will nicht sagen das gezielt abgekupfert wurde, aber inspirieren lassen hat er sich schon.
Anhand von drei Beispielen will ich das mal verdeutlichen: Dieses „Loch-Gefängnis“ und das alle dortigen Insassen entkommen wollen, aber immer wieder scheitern, gab es schon bei „Die Chroniken von Riddick“. Das „Aufeinanderstürmen“ der Polizisten und Verbrecher erinnerte mich sehr an „Braveheart“. Das die Bösen einen kompletten Stadtteil übernehmen, ist inspiriert von „Transformers 3“ (Dort übernehmen die Decepticons Manhattan).
Auch sind mehrere Logikfehler vorhanden. Am Anfang des Films kann sich Bruce Wayne ohne Krückstock kaum auf den Beinen halten (Szene mit Selina Kyle – wo sie ihm den Krückstock wegtritt und er sofort hinfällt), weil er keinen Knorpel mehr in den Knien hat. Um wieder Batman sein zu können, bekommt er ein „Batman-Gadget“ das sein Knie streckt und somit einen „künstlichen“ Knorpel erzeugt. Nachdem ersten Kampf mit Bane, kommt Batman in das „Loch-Gefängnis“. Dort kann er nicht nur ohne diese Gadget problemlos gehen, nein, sogar einen „olympiareifen“ Weitsprung schafft er ohne weiteres. Auch wirkt es sehr unrealistisch, das nachdem er aus dem „Loch-Gefängnis“ gestiegen ist, dort ein ordentlich zusammengelegtes Seil darauf wartet runtergeschmissen zu werden um somit den anderen Häftlingen die Flucht zu ermöglichen. Dann geht es um die Szene in der Bane und seine Männer die Gotham City Börse überfallen, anschließend Geiseln nehmen und dann plötzlich mit Motorrädern aus der Börse geschossen kommen und fliehen. Die alles entscheidende Frage ist nun: Woher kamen diese Motorräder?!?
Auch ist Bruce Wayne’s plötzliche Pleite absolut unrealistisch und überzogen, das ihm gleich am ersten Tag seiner „Pleite“ der Strom abgestellt wird, ist absolut unrealistisch. Ich meine der Typ ist/war Milliardär, der bräuchte nur zwei Armbanduhren verkaufen, um den Strom der nächsten fünf Jahre im Voraus zu bezahlen.
Was mich auch sehr gestört hat, ist das es meiner Meinung nach keinen richtigen Endkampf gab. Der Kampf zwischen Bane und Batman war zu offensichtlich und für ein „Grande Finale“ viel zu „normal“, absolut nichts was in Erinnerung bleibt. Meiner Meinung nach wurde hier enormes Potential verschenkt. Wenn man Batman schon einen körperlich ebenbürtigen Endgegner gegenüberstellt, sollte man da einen richtig hammerharten „Endfight“ inszenieren. Was mir auch sauer aufstößt, ist das Ende von Bane. Diesen würdelosen Abgang hat ein Batman-Bösewicht definitiv nicht verdient.
Auch merkt man dem Film den Drehort-Wechsel an. Während Batman Begins und TDK hauptsächlich in Chicago gedreht wurden, wurde dieser Teil hauptsächlich in New York gedreht. Das wäre nicht weiter schlimm, aber nun ist New York leider so dass diese Stadt einen extrem hohen Wiedererkennungswert hat. So kommt es einem daher vor, als ob es sich um ein anderes „Gotham City“ handelt. Auch wenn es kleinlich wirkt, es stört die Atmosphäre ungemein und man hat zu dem Gotham City das man aus den zwei vorherigen Teilen „kannte“ keinen Bezug mehr.
Die Szene in der Bane im Stadion erklärt dass sich eine Atombombe in dem Stadtbezirk befindet, ist mir zu unglaubwürdig. Ein unheimlicher, maskierter „120 KG Koloss“ verkündet (nachdem er das ganze Spielfeld weggebombt hat), dass sich in ihrem Stadtteil eine Atombombe befindet und alle Menschen gehen ohne Panik und absolut gesittet nach Hause?!? Das passt nicht zur Natur des Menschen. Auch wenn er gesagt hat, dass sich die Bombe zündet sobald auch nur einer versucht zu fliehen (aus dem Stadtbezirk – nicht aus dem Stadion), passt das nicht zur Natur des Menschen. Ein Mensch denkt in Paniksituationen (und man ist nach einer Explosion in Panik) nicht rational, man gibt sich seinem Überlebensinstinkt hin und würde weglaufen.
Was mich auch noch sehr gestört hat, ist der „Wohnort“ von Bane’s Armee. Keine Kanalisation der Welt kann eine so große „Untergrundarmee“ bzw. „Zweitgesellschaft“ beherbergen, ohne das es jemand bemerkt und schon gar nicht kann unbemerkt mit TNT vermischter Beton in irgendwelchen Baustellen verwendet werden.
Auch ist es sehr unglaubwürdig, dass alle(!) Polizisten der Stadt bei der Stürmung der Kanalisation eingesetzt wurden und somit die Stadt praktisch schutzlos ist. Was aber ist mit den Polizisten die an dem Tag frei hatten, krank waren, auf Fortbildung/Seminar waren oder aufgrund von anderen polizeilichen Tätigkeiten verhindert waren?
Außerdem fand ich die „Braveheart-Szene“ mit dem aufeinander zu rennen, sehr befremdlich. Erst mal erinnerte es mich zu sehr an ein Mittelalter-Epos als an einen Batman-Film und zweitens fand ich es sehr unrealistisch dass die Polizisten ohne Waffen (!!!), auf die mit vollautomatischen Sturmgewehren bewaffneten „Bösen“ zustürmen. Heldentum in allen Ehren, aber in so einen offensichtlichen Selbstmord rennt niemand.
Ein weiterer Logikfehler ist die Szene kurz vor der Befreiung der Polizisten, da wo der junge Polizist (Joseph Gordon-Levitt) dem asiatischen Polizisten in der Kanalisation die handgeschriebene Nachricht zukommen lässt, sich bereit zu machen. Dieser Polizist ist seit mehreren Wochen in der Kanalisation, hat aber einen gepflegten 3mm Kurzhaarschnitt und ist tadellos rasiert. Insgesamt wirkten mir alle Polizisten viel zu frisch, dafür dass sie wochenlang in der Kanalisation gelebt haben.
Kurz gesagt, der Film leidet unter dem typischen Hollywood-Problem bei Fortsetzungen, man versucht Qualität durch Quantität zu "schaffen". Nach dem Motto "Viel, hilft viel", nur leider geht das wie immer nicht auf, der Film ist einfach zu überladen, inkosequent und stellenweise absolut langweilig. Es ist einfach schade wie die moderne Batman Saga endet, meiner Meinung nach hätte man nach dem Meisterwerk "The Dark Knight" keinen weiteren Batman Film mehr bringen sollen, dieses Niveau zu toppen bzw. zu halten wäre schlichtweg unmöglich gewesen, eine weitere Fortsetzung konnte also nur nach hinten gehen.
Alles in allem eine herbe Enttäuschung und daher ein sehr ernüchterndes Fazit:
Sehr unrealistisch, absolut keine Spannung, Film plätschert vor sich hin und wirkt nicht ganz zu Ende gedacht, unnötig viele Logikfehler, kein würdiges Ende der Nolan’schen Batman Trilogie.
Schulnote: 4-