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    Die Poetin
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    Kinobengel
    Kinobengel

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    4,5
    Veröffentlicht am 8. Mai 2014
    Der in Rio de Janeiro geborene Regisseur Bruno Barreto („Flight Girls“) hat mit „Die Poetin“ ein Stück Heimat nach dem historischen Roman „Flores raras e banalíssimas“ von Carmen L. Oliveira verfilmt.

    New York City, 1951: Die US-amerikanische Lyrikerin Elizabeth Bishop (Miranda Otto) stößt auf ehrliche Kritik ihres Freundes, dem Dichter Robert Lowell (Treat Williams). Sie braucht eine Auszeit und wird von ihrer Freundin Mary (Tracy Middendorf) eingeladen, die in Brasilien mit der Architektin Lota de Macedo Soares (Glória Pires) zusammen lebt. Zwischen der zurückhaltenden, abwehrenden und zunächst arrogant wirkenden Elizabeth und der dominanten Lota enwickelt sich mehr als Mary lieb ist.

    Die Story um zwei besondere Frauen ist - wie der Originalitel der Romanvorlage verrät - einfach gestrickt: Die tatsächlichen Ereignisse aus Bishops Werdegang wie der Brasilien-Trip und das Verhältnis mit Soares sind nicht mit überbordenden Besonderheiten ausgeschmückt. Sicherlich ist viel Geld im Spiel, welches die Selbstverwirklichung ermöglicht. Das Entscheidende ist jedoch, dass diese beiden seltenen Pflanzen auf Barretos Spielwiese der Filmästhetik wachsen und ein künstlerisches Miteinander bilden.

    Selten sieht der Zuschauer eine derart schön fotografierte Geschichte. Die optische Nähe zu „A Single Man“ von Tom Ford ist unübersehbar. Trotzdem sagt Elizabeth Bishop: „Pessimisten werden nie enttäuscht“. Beziehungsprobleme stehen im Blumenbilderrahmen nicht außer Acht und sind berührend. Die Dichterin ist sensibel, greift gern zu Whisky und Cachaca, „weint auf Englisch“. Sie hat Schwierigkeiten mit Brasilien und der Einstellung der resoluten, scheinbar unverletzbaren Architektin, die aus einer Politikerfamilie kommt und diese Verbindung für ihre beruflichen Vorhaben wie die Schaffung des berühmten Flamengo Parks nutzt. Und immer wieder kitten Versöhnung, berufliche Erfolge und die angenehmen Seiten des Lebens das homosexuelle Verhältnis. So darf neben den vielen gelungenen Szenen das wohl bewundernswerteste Haarewaschen mit anschließender Entdeckung von Kometenschweifen auf der Leinwand erfahren werden. Der Kamera entgeht ebenso wenig das meisterliche Spiel der Miranda Otto („Der schmale Grat“, „Herr der Ringe“, „Als das Meer verschwand“), die jede Empfindung, jede noch so kleine Gefühlsregung der emotionalen Elizabeth Bishop auf das Publikum überträgt. Überhaupt ist Frauenpower angesagt: Die herb attraktive Glória Pires zeigt mit starker Präsenz die herrschende Lota ebenso wie deren Zusammenbruch. Tracy Middendorf ist aus vielen in Deutschland laufenden TV-Serien bekannt (auch „Mission Impossible III“). Mit ihrem markanten Gesicht ist sie die richtige Besetzung für Mary, die den Wünschen ihrer großen Liebe ergeben ist, aber doch gegen die Dreierbeziehung arbeitet.

    Und dann ist einiges an Dasein geschehen und vergangen, vieles wurde geregelt. Einige größere Zeitsprünge gegen Ende der Erzählung sind gezielt dazwischen gesetzt und bedürfen keiner Ergänzung. Diese Komposition in Bildern aus erfüllendem Miteinander, Reibereien, Alkohol und Eifersucht, Dichtung und Bauwerken ist mehr als sehenswert.
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