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    Die Maske
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    Filmdoktor
    Filmdoktor

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    3,5
    Veröffentlicht am 8. November 2020
    Eine böse Allegorie über Ausgrenzung und Heuchelei - sowie die größte Christus-Statue -

    Der Mittzwanziger Jacek wird in dem kleinen Ort in Südpolen weitgehend akzeptiert, obwohl er sich nicht anpassen will: Mit seinen langen Haaren, der Metallica-Kutte und der Vorliebe für Heavy Metal macht Jacek klar, dass er keine bürgerliche Existenz anstrebt. Er lebt mit Eltern und erwachsenen Geschwistern noch auf dem heimischen Bauernhof, hilft in der Landwirtschaft und arbeitet außerdem mit am größten Projekt der Kleinstadt: Der Bau der weltweit höchsten Christus-Statue (höher als der Christus über Rio de Janeiro!). Jacek hat sich zudem in die ebenfalls flippige Dagmara verliebt und macht ihr einen Heiratsantrag, das Glück scheint perfekt.
    Von einem auf den anderen Tag ändert sich alles: Jacek stürzt bei den Bauarbeiten zur Statue vom Gerüst, aber sein Leben kann durch eine Gesichtstransplantation wie durch ein Wunder gerettet werden. Endlich aus dem Krankenhaus entlassen und von der Presse gefeiert, will Jacek sein altes Leben zurück, aber weder die Familie - mit Ausnahme seiner Schwester - noch die Dorfbewohner oder Dagmara wollen etwas mit dem "Monster" zu tun haben.

    Die Regisseurin Malgorzata Szumowska hatte sich in ihren Filmen "Im Namen des ..." (2013) und "Body" (2015) bereits an den Themen Körperlichkeit, katholische Kirche/Frömmigkeit und dem insgesamt kalten gesellschaftlichen Klima in Polen abgearbeitet. In "Die Maske" tritt die Heuchelei, die hinter der frommen Oberfläche vieler Menschen steckt, noch deutlicher zu Tage. Selbst in der Beichte (und alle scheinen regelmäßig beichten zu gehen) machen die Menschen aus Abneigung und Intoleranz keinen Hehl. Die riesige Christus-Statue (die es im polnischen Świebodzin tatsächlich gibt) wirkt wie das protzige Mahnmal einer Gesellschaft, die äußerlich gottesfürchtig sich darstellt, innerlich aber längst vom materialistisch-egoistischen Lebensstil geprägt wird. Sinnbildlich beginnt der Film mit einer "Schlacht" um Flachbildfernseher zu Rabattpreisen in einem Supermarkt.

    Viele Szenen wirken satirisch und überzeichnet, dann aber wieder wird das Leid des Protagonisten in einem harten Realismus eingefangen. Mag die Familie Jacek zwar ablehnen und nur seine Schwester zu ihm halten, so werden die Menschen doch nicht dämonisiert, sondern sind Teil einer allgemeinen Haltung. Oft inszeniert Szumowska mit Unschärfe, so dass nur die Bildmitte klar erkennbar ist. Ihr Film blickt tiefer und kann doch nicht alles in den Blick nehmen, zeigt nur einen (bitteren) Ausschnitt. Die Gesichtstransplantation (die 2013 in Polen tatsächlich einem Unfallopfer das Leben rettete) dient als Allegorie für "das Gesicht verlieren" und "sein wahres Gesicht zeigen". Für Jacek bedeutet das neue Gesicht zwar ein Überleben, aber kein einfaches Weiterleben, die Menschen seiner Umgebung offenbaren danach, wie sie wirklich denken und fühlen.

    "Die Maske" ist ein geradlinig erzählter Film eines Schicksals, in welchem wundersames Überleben direkt neben Ausgrenzung und Heuchelei steht. Die satirischen Zuspitzungen üben scharfe Kritik an der Gesellschaft: fehlende Toleranz und nur aufgesetzter (katholischer) Glaube lassen echte Mitmenschlichkeit vermissen. Kein ganz einfacher, aber dafür eindringlicher Film.
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