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    Moffie
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    Filmdoktor
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    4,0
    Veröffentlicht am 14. Mai 2021
    Toxische Männlichkeit und die Suche nach dem eigenen Platz im Leben -

    Im Jahr 1981 ist das Apartheid-System in Südafrika bestimmend. Vielleicht sind daher farbige Menschen in dieser Geschichte nicht vielmehr als eine Randnotiz. Es ist eine weiße Geschichte, genauer gesagt, eine Geschichte weißer Männer: Der 18jährige Nicholas muss zur Armee, um nach der Grundausbildung gegen die sowjetisch unterstützte Freiheitsbewegung in Angola in den Krieg zu ziehen. Sozusagen ein doppeltes Feindbild: schwarz und kommunistisch. Aber bereits die militärische Ausbildung ist menschenverachtend und entwürdigend. Cineasten werden schnell Parallelen zu "Full Metal Jacket" ausmachen: Ein sadistischer Ausbilder, kollektive Bestrafung, sinnloser Drill.
    Nicholas, der sich zu Männern sexuell hingezogen fühlt, gerät aber zusätzlich unter Druck, denn an zwei anderen Rekruten sieht er, was so genannten "Moffies" widerfährt. Das Wort aus dem Afrikaans bedeutet wörtlich zwar einfach "Handschuh", wird aber abwertend im Sinne vom deutschen Wort "Schwuchtel" oder des englischen "Sissy" verwendet. Die beiden Rekruten wurden gemeinsam in einer Toilettenkabine entdeckt. Sie werden verprügelt, vor der gesamten Einheit gedemütigt und müssen in die "Abteilung 22". Eine Art Station für Geisteskranke, aus der niemand unbeschädigt zurückkommt.
    Trotz dieses Erlebnisses entwickelt sich eine Nähe zu einem anderen Rekruten: Dylan. Bei einer nächtlichen Feldübung kommt es zu Annäherungen. Während Nicholas versucht, möglichst unscheinbar zu bleiben, provoziert Dylan und spielt ganz offen mit Homoerotik. Dadurch geraten beide schließlich in Gefahr.

    Der Regisseur Oliver Hermanus hatte mit "Beauty" bereits 2011 eine ähnlich gelagerte Geschichte präsentiert: Das verbotene Begehren zwingt dazu, sich in Gefahr zu begeben, sofern man sich nicht vollends verleugnen möchte. Auch in "Moffie" gelingen trotz der Härte des Inhalts sehr poetische Bilder und die (vorwiegend) klassische Musikauswahl unterstützt ein Gefühl der Schwebe. Nichtsdestotrotz zeigt der Film einmal mehr wie Männlichkeit toxisch werden und zerstörerisch wirken kann. In einem Umfeld aus Hass und Feindbildern hat die Entwicklung einer Identität der unvoreingenommenen Zuwendung kaum eine Chance.

    "Moffie" erzählt eine harte und manchmal auch quälende Geschichte. Durch eine Rückblende in die Kindheit des Protagonisten wird der lange Leidensweg des Heranwachsens für anders Empfindende deutlich. Durch poetische Bildsprache und eine fließende Erzählweise gelingt aber auch ein eindrückliches Charakterdrama, das länger nachwirkt. Sehenswert!
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