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    Luzifer
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    FILMGENUSS
    FILMGENUSS

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    2,5
    Veröffentlicht am 1. Mai 2022
    BERGPREDIGT FÜR DEN HAUSGEBRAUCH
    von Michael Grünwald / filmgenuss.com

    Die Berge Tirols. Was kann erbaulicher, was herrlicher sein für jemanden, der die Natur, die Hochalmen und das ganze drumherum liebt, fernab von Rush Hour und der Hektik einer 24-Stunden-Availability? Inmitten dieser Idylle: eine Hütte jenseits der Baumgrenze. Dort lässt sich zur Besinnung kommen. Seltsam wird’s aber erst, wenn klar wird, wer dort wohnt. Eine Mutter mit ihrem Sohn. Der wiederum ist ein gestandener Mann mit einem Händchen für Greifvögel aller Art. Die Mutter selbst: womöglich eine Ex-Junkie und einem religiösen Fanatismus unterworfen, der inmitten der montanen Urgewalten gerne auch mal das selbst errichtete Credo mit archaischen Komponenten ergänzt. Die Mutter, Maria, hält ihren Sohn, der womöglich aufgrund von Hospitalismus geistig degeneriert zu sein scheint, unter totaler Kontrolle. Seine Welt ist die der geordneten Abfolge bizarrer Rituale, die von Selbstgeisselung über Reinigungsbädern bis hin zur Waschung der eigenen Mutter reicht. Was Ulrich Seidl also nicht „im Keller“ gefunden hat (hat er doch schließlich diesen Film produziert), findet dieser schließlich auf den Bergen. Aber keine Sorge: die bizarren Wege, die Regisseur und Drehbuchautor Peter Brunner seine beiden verpeilten Gestalten gehen lässt, verkommen zumindest anfangs nicht zum Selbstzweck.

    Die Geschichte erinnert in ihren Grundzügen an Robert Eggers Kolonial- und Mysterydrama The Witch: Eine Familie lebt im sozialen Abseits ihre religiöse Strenge aus, inmitten einer ambivalenten Natur. Dabei geschehen Dinge, übernatürlicher oder realer Natur, die das komplette Weltbild derer durcheinanderbringen. Waren es bei The Witch die Umtriebe einer Hexe, sind es in Luzifer so ziemlich profane und niederträchtige Methoden eines Bauunternehmens, die Alm, auf welcher sich die Hütte der beiden befindet, auf ein Skigebiet umzukrempeln. Will heißen: Landvermesser treiben ihr Unwesen und scannen mit ihren Drohnen das gesamte Gebiet. Die Drohnen selbst sind zumindest für Sohnemann Johannes ein metaphysisches Ereignis. Denn nachdem die Gemeinde im Tal vergeblich versucht, Mutter Maria davon zu überzeugen, ihr Stück Heimat zu verkaufen, scheint der Teufel seinen Bockfuß in die Tür zu stellen. „Wo ist der Teufel?“ fragt Susanne Jensen in leisem, unheilvollem Flüsterton immer wieder und bedient die Parameter okkulten Horrors. Vielleicht wohnt der Antichrist gar in dieser seltsamen Höhle an der Felswand, wo es so aussieht, als würden die roten, surrenden Flugkörper ihren Ursprung haben. Die beiden müssen also tun, was getan werden muss: Sich vom Teufel befreien, zu Gott beten und dem Verderben die Stirn bieten, das wie ein Fluch immer mehr Tribute fordert.

    Felix Mitterer hat in seinen Stücken oftmals Glaube und Heimat als bitteres Narrativ mit moralischen Funken grandios verarbeitet. Luzifer tut ähnliches, bleibt aber eine Einbahnstraße, ein Niedergang in eine Richtung, und zwar bergab. Zum Verhängnis werden – wie in The Witch oder auch Schlafes Bruder – der eigene Wahn, die eigene Angst und daraus entstehende Handlungen im Affekt, die so kurios wie befremdlich wirken und einer völligen Überforderung geschuldet sind. Dabei geht Brunners Film vor allem gegen Ende in die Vollen, wenn unabkehrbare Umstände Franz Rogowski auf eine verschwurbelte Logik besinnen lassen, die er dann auch akribisch in die Tat umsetzt. Bis dahin dominiert Susanne Jensen das Geschehen. Das ehemalige Missbrauchsopfer, nunmehr Autorin, Künstlerin und evangelische Pastorin, die sich mit ihrem Schicksal notgedrungen auseinandersetzen muss, gerät in Brunners Film zum unberechenbaren Unikum: Kahlgeschoren, ausgezehrt und am ganzen Körper tätowiert, findet Jensen die Erfüllung scheinbar darin, sich geißelnd, betend und vorzugsweise nackt zu präsentieren. Luzifer könnte für sie eine Art filmische Katharsis gewesen sein, ein Auffangbecken zur Verknüpfung realer Traumata mit den fiktiven Komponenten eines Bergdramas, den der Aspekt des ökosozialen Außenseiterdramas nur peripher interessiert, im Gegensatz zu Ronny Trockers Bauern-Requiem Die Einsiedler mit Ingrid Burckhardt. Das Nuscheln von Jensen und Rogowski trägt auch nicht dazu bei, den Eskapaden der beiden gerne folgen zu wollen – viel mehr scheint ihre Sprache fast wie ein fremder Dialekt die Abgeschiedenheit kaum zu durchdringen und das Interesse am Zuseher abzulehnen.

    Bereichernd und erhellend ist Luzifer nicht, dafür aber so faszinierend wie ein reißerisches Bergdrama, in welchem die Art und Weise des Unglücks die Blicke bannen. Ein kryptischer, oft hässlicher Trip in zwei verkümmerte Geister, die gerne eins wären mit der Natur, sich vor fast allem aber fürchten müssen.
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    Der Medienblogger
    Der Medienblogger

    1 Follower 14 Kritiken User folgen

    2,5
    Veröffentlicht am 11. April 2022
    Eine fundamentalistisch religiöse Mutter mit ihrem sprachschwächelnden Sohn, die sich in eine Hütte auf der Alm zurückgezogen haben – Susanne Jensen und Franz Rogowski in dem Horror-Thriller LUZIFER (Peter Brunner, AUT 2021).

    Großartig inszenierte Alpenlandschaft im Vordergrund
    In die letzte Abendsonne getauchte Berggipfel, in Nebel verhüllte Täler und verwunschene Wälder: Mittels sanften Drohnenaufnahmen, kluger Perspektiven und extremer Zooms wird die Alpenlandschaft (durch Peter Flinckenberg) beeindruckend inszeniert. Die Natur rückt in dem Film mit all ihrer Gewalt in den Vordergrund, dass ihr beinahe genauso viel Aufmerksamkeit gebührt wie den beiden Hauptfiguren.

    Diese landschaftliche Idylle wird schon bald von Unternehmer*innen zerstört, die am Schauort einen Skilift errichten möchten. Da sie sich gegen diese imperialistische Ausbeutung wehren, werden Johannes (verkörpert von Franz Rogowski) und seine Mutter (Susanne Jensen) Opfer anonymer Attacken und Bedrohungen.

    Zuschauer*innen sehen eine verzerrte Realität
    Das aufregende Sounddesign befördert die Atmosphäre ständiger Bedrohung: Die Geräuschkulisse steigert sich in mehreren Crescendi aus Naturgeräuschen, aufdringlichem Soundtrack und terrorisierenden Drohnengeräuschen. Der Kontrast zwischen der ruhigen Besinnlichkeit in ihrer Hütte und der kapitalistischen Aggression kommt stark zur Geltung.

    Durch einige Brüche durch die vierte Wand (also Blicke, die direkt in die Kamera und somit auf das Filmpublikum gerichtet sind) und eindrucksvolle Point of View-Aufnahmen nehmen die Zuschauer*innen die Perspektive von Johannes ein. Da sein sprachliches Ausdrucksvermögen eingeschränkt ist, kommuniziert er in dem Streifen über einzelne Wortfetzen, tierische Laute – und ganz vielen Blicken, die die Realität schon bald verzerrt zeigen.

    „Wo ist der Teufel?“ als wiederkehrendes Motiv
    Das Dasein der beiden ist einsam: Jeden Tag verbringen sie für das Besorgen der Nahrung, das Füttern der Tiere (allen voran des Adlers Arthur, der Johannes‘ einziger Freund zu sein scheint) und streng religiösen Ritualen. Der Vater ist bereits verstorben, die Mutter Ex-Alkoholikerin: Ihr Ziel ist es, ihren Sohn vor den dämonischen Einflüssen der Gesellschaft zu schützen.

    So etabliert sich die Frage „Wo ist der Teufel?“ in einem Film, der nicht viel über Worte funktioniert, als wiederkehrendes Motiv. Steckt der Teufel im Ausleben der eigenen Sexualität, in der Sünde der Sucht oder im Nichtglauben?

    Wortkarge, aber eindringliche Performance der Hauptdarsteller*innen
    Trotz ihres geringen Wortanteils agieren die zwei Hauptdarsteller*innen großartig vor der Kamera und liefern eine eindringliche – und in jeder Sekunde skurrile – Performance ab. Die wirkungsvolle Bildsprache durch katholische Symboliken hingegen nutzt sich schnell ab und führt zu Ermüdungserscheinungen innerhalb der 103 Minuten Lauflänge.

    Die Suche nach dem Dämonischen führt den Film in ein erzählerisches Vakuum, das jegliche Aussagekraft vermissen lässt. Was kritisiert der Film? Ist ihm der fundamentalistisch-inhumane Glaube zuwider oder möchte er die Zuschauer*innen auf den Erkenntnispfad christlicher Sünden bringen?

    Zu viele geöffnete Handlungsbögen werden in verschiedenen Zeitebenen nicht auserzählt – und lassen mich schlussendlich so kalt wie die fröstelnden Temperaturen auf den Bergspitzen.


    Fazit
    LUZIFER ist atmosphärisch dichtes Thriller-Kino mit zwei glänzenden Darsteller*innen und einer hervorragenden Inszenierung. Die unausgereifte Handlung führt jedoch in ein erzählerisches Vakuum.
    Tania75
    Tania75

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    4,5
    Veröffentlicht am 31. August 2021
    Krasser Beziehungsfilm über den Horror in uns allen. Auch wir haben den Film in Locarno gesehen und reden immer noch von der fesselnden Stimmung dieses Films.
    Leider muss ich Teresa Vena, die den Film hier kritisiert stark wiedersprechen. Neben ihrer fehlerhaften Recherche in der sie P.Brunner Herrn Berger nennt, schreibt sie außerdem fälschlicher Weise, dass die Filmemacherin Veronika Franz die Ehefrau von Ulrich Seidl sei. Schnelle Urteile und eine oberflächliche Einschätzung können jedoch diesem Film nichts anhaben, denn die Darstellung des unheimlichen in uns geht unter die Haut. Vielmehr als ein bloßer Schocker ist dieser Film eine strenge und präzise Betrachtung eines ödipalen Verhältnis und dem wechselwirkenden Missbrauchs einer traumatisierten Frau.
    Augen auf den es lohnt sich hinzusehen!
    Little Nightmusic
    Little Nightmusic

    1 Kritiken User folgen

    5,0
    Veröffentlicht am 31. August 2021
    Metaphysical trip into the hole...

    Who is the devil? They ask in Luzifer. But who is Susanne Jensen?

    This woman who survived abuse and is a pastor now creeped me out in a great way. Never saw an exocism movie like this where a true horror is captured. I wonder how many know this devil inside themselves?

    Bravo Susanne, bravo Eagle for Luzifer!
    Bel La
    Bel La

    1 Kritiken User folgen

    5,0
    Veröffentlicht am 31. August 2021
    Saw Luzifer in Locarno 2021 and loved the pure emotions and the authentic feeling of a desire to rebalance with nature.

    The Score by Genius Tim Hecker is mindblowing. The actors are fantastic.

    This is not a Horror but a haunting Film about MAD love!

    New voice!
    Adrian Walzer
    Adrian Walzer

    1 Kritiken User folgen

    5,0
    Veröffentlicht am 31. August 2021
    A TRUE GEM ! ! !

    Disturbingly brilliant film, thoughtfully narrating how men not only privatize and destroy nature, but imitate the powers of other animals to rule others. The film puts into perspective how much technological progress is a man-made imitation of God, portraying the Antichrist (Luzifer - the fallen Angel) laughing at him and mocking him.

    A man in his thirties, innocent as a child and always obedient to his mother, lives apart from modern society with her in a remote hut in the Alps. An eagle, with its all-seeing eye, is his only faithful friend. As ski resort wants to be built on their land. They could be "rich," but they sense it is a trap and won't give it up at any price. And it gets veeery dark.. dark as in "you want it to end soon" type of film. It's enchanting and horrible.

    The film juxtaposes religion as well as technology in a spiritual context as man-made constructs that have been modified to govern over others. A family obedient and devoted to the faith of Christ compete in a non-violent spiritual fashion against human-controlled drones - as in eagles without free will, with brainwashed men behind them, following their masters.

    The film is about the constant cicle of abuse throughout the existance of the human being descending from a catholic hegemony. Furthermore portrayed by the reality of the world today, the film depicts a devine surrender to what you believe to be "true".

    Although I've witnessed about 30 people walking out of the theatre while watching the films Premiere at the Locarno Film Festival, I feel that the film truly makes great way to generate some really interesting discussions with the audience, uncomfortable as they may be (even if you have them with yourself).

    Ulrich Seidl has once again proven that he remained a producer (be it his movies or those of others) which makes films about real people and their real stories. Susanne Jensen (the mother) does a fantastic job in her role. Keep in mind that much of her personal life is fragmented in this picture.

    Hats off to Franz Rogowski (main charcter), reminding me of Joaquin Phoenix in Joker as he owns his character so skillful and elgantly (he has an eagle for a friend most of the time).

    A deeply poetic film that cripples the belief of our shared cloud of knowledge ( = the Internet ), questioning what we TRULY believe in ( as in our own higher "power").
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