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    Tove
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    FILMGENUSS
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    3,5
    Veröffentlicht am 28. April 2022
    TANZEN MIT DEN MUMINS
    von Michael Grünwald / filmgenuss.com

    Kennt ihr diese knapp einen halben Meter großen, nilpferdähnlichen Strichwesen? Ihr habt diese gutherzigen Zeitgenossen sicher schon mal gesehen. Zumindest mir geht es so. Von irgendwoher kenn ich sie. Man nennt sie die Mumins. Klingelts da vielleicht? Aus der eigenen Kindheit? Beim Stöbern in Buchläden für den Nachwuchs? Kann durchaus sein. Die Mumins wurden zum Kassenschlager, waren die beliebten Stars noch beliebterer Kinderbücher. Dahinter stand Tove Jansson. Von dieser Dame hatte ich vor Sichtung dieses Films allerdings noch nie etwas gehört. Und es beweist, dass Finnland nicht nur den Komponisten Sibelius oder den Filmemacher Aki Kaurismäki hervorgebracht hat. Da gibt’s noch viele andere, die sollte man entdecken, und gerade für Leute, die ihr Glück im Ausleben ihrer künstlerischen Ader finden und sich gerne von Zielstrebigkeit und kreativem Output anderer motivieren lassen, sind Biopics wie Tove eine willkommene Ergänzung diverser Lücken auf der eigenen Wissensstraße der Kunst und Kultur. Dabei war Tove Jansson, zwar ermutigt, aber auch in eine Nische gedrängt durch ihren dominanten Vater, viel weniger eine Verfechterin der neoexpressionistischen Malerei als vielmehr eine Frau, die das etwas verstoßene Genre des Comiczeichnens bravourös mit jenen Skills verbunden hat, die zum Beispiel Astrid Lindgren wunderbar beherrscht hat – dem Geschichtenerzählen für Kinder.

    Und noch was kommt hinzu, was in den Vierziger- und Fünfzigerjahren maximal in den Enklaven militanter Künstlerkreise demonstrativ ausgelebt wurde: die sexuelle Freiheit. Verfilmte Zeitbilder wie diese dürften in Ländern wie Russland oder Saudi-Arabien nicht mal unter der Hand weitergereicht werden – verboten und verpönt ist dort jedwede homosexuelle Tendenz oder gar künstlerische Darstellung. In Finnland ist das aber anders, zum Glück. Und auch im übrigen Europa. Und so lassen sich ganz entspannt hierzulande im Kino die Stationen eines Lebens verfolgen, dessen Protagonistin im übertragenen Sinne permanent am Tanzen war. Zu erkennen ist eine von Neugier und Selbstbestimmung durchwirkte Orientierungslosigkeit, die viel Unruhe erzeugt, so viel als geht gleichzeitig ausprobieren will und Individualisten wie Tove Janssen eben nicht nur an einer Sache kontinuierlich arbeiten lässt.

    Diesen ewigen Tanz, mit oder ohne Mumins oder mit der leidenschaftlich geliebten Theaterregisseurin Vivica Bandler, die Toves phantastische Wesen tatsächlich auch auf die Bühne gebracht und so ihren Erfolg dafür in richtige Bahnen gelenkt hat, beherrscht die finnische Schauspielerin Alma Pöysti mit Bravour. Tove ist deswegen gelungen, weil, und so soll es auch sein, die kindlich-aparte Blondine mit dem blassen Teint alle Aufmerksamkeit auf sich zieht. Pöysti, die bereits mehrmals animierten Mumins-Filmen ihre Stimme lieh, hat mindestens so viel unverwechselbare Ausstrahlung wie zum Beispiel Tilda Swinton. Pöysti ist unverwechselbar in ihrer Erscheinung und man merkt, dass ihr die Materie alles andere als fremd scheint. In die Figur von Tove lässt sie sich fallen, vor allem intuitiv und impulsiv. Ihr zur Seite lässt sich Krista Kosonen entdecken, die frappant an die junge Barbara Sukowa erinnert, dabei aber eigentlich durch ihre Rolle in der schwedischen Fantasyserie Beforeigners Liebhabern europäischer Serienphantastik längst bekannt sein sollte. Ist sie aber nicht, vielleicht, weil beide Rollen so dermaßen grundverschieden sind, dass der Konnex dazwischen nicht gegeben ist. Beide zusammen, aber auch der Cast in den Nebenrollen, besticht durch Empathie für seine Rollen. In Tove regieren keine Gewalt, keine Niederträchtigkeit oder andere, nachhaltige Dramen. Das Biopic von Zaida Bergroth ist die sanfte, oft verträumte und diskret leidenschaftliche Geschichte einer Künstlergenese, die zwar bis zum finanziellen Erfolg reicht, in Wahreit aber stets den selben, im Kreise drehenden Parcour bestreitet. Das Leben, ein ständiger Neuanfang.
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    CineMoenti
    CineMoenti

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    4,0
    Veröffentlicht am 10. April 2022
    Es ist wohl kaum jemand von uns noch nicht mit dem Werk der Künstlerin Tove Jansson (1914-2001) in Berührung gekommen. Sie schuf die Abenteuergeschichten der Mumins, kleinen Trollwesen und Nilpferden ähnlichen Charakteren in Form von Zeitungs-Serien, Kinderbüchern, Comics. Extrem erfolgreich, in 40 Sprachen übersetzt und in ungezählten Kinderzimmern präsent. Darüberhinaus malte sie, zeichnete politische Karikaturen, schuf Skulpturen, schrieb Romane für Erwachsene. Wer war diese Frau?

    Ihr Vater, etablierter Bildhauer, erwartete von ihr einen bestimmten künstlerischen Weg - alles Andere wurde belächelt. So wie der Film erzählt, gönnte er ihr im Grunde keinen Erfolg bzw. kämpfte einen namenlosen Kampf mit sich selbst. Tove war jedoch durch und durch Freigeist. Sie malte, auch wenn ihr immer wieder gesagt wurde, diese kleinen Zeichnungen von Tierchen und Männchen mit langen bzw. Knollnasen (in ihren Augen ein Nebenprodukt wie das Gekritzel bei einem Telefonat) hätten einen Zauber und gehörten veröffentlicht. Über Jahre blieb der Erfolg aus. Sie entdeckte ihre Liebe zu einer Theaterregisseurin (besser: ihre Besessenheit), während die Beziehung zu ihrem Ruhepol und Bewunderer Artos sich nicht festigen konnte.

    Tove erzählt uns atmosphärisch dicht und sehr überzeugend von einem Menschen, getrieben vom Drang zu schaffen und dem Wunsch nach beständiger, authentischer Liebe. In jeder Hinsicht war Tove Jansson Feministin und Freigeist; sie ließ sich von niemandem irgendetwas vorschreiben. Doch auch der sich später einstellende große kommerzielle Erfolg war kein Garant für Glück. Regie und Cast gelingt hier eine seltene Magie, erstaunlicherweise vor allem in jenen langen Momenten, in denen weder Musik spielt noch gesprochen wird. Hier hat die Stille einen Klang, die Blicke erzählen Welten, die Räume verströmen Temperatur und Geruch. Intimer geht's nicht.

    Ungewöhnlich präziser und empathischer Einblick in eine von Leidenschaft geprägte Künstlerbiografie.
    Wundervoll!

    www.cinemoenti.blogspot.com
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