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    The Ordinaries
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    Isabelle D.
    Isabelle D.

    280 Follower 417 Kritiken User folgen

    4,0
    Veröffentlicht am 1. April 2023
    "The Ordinaries" von Sophie Linnenbaum ist ein außergewöhnlicher, einfallsreicher und origineller Film, der vor allem Cineasten und Menschen, die selbst beim Film/Schauspiel-Bereich arbeiten oder mal gearbeitet haben, begeistern dürfte. Die Welt, in der der Film spielt, gliedert sich streng hierarchisch in Hauptfiguren, Nebenfiguren und Outtakes (das sind Fehlbesetzungen, Filmfehler, Jump-Cuts usw.) - wobei die Outtakes am Rande der Gesellschaft ihr Dasein fristen, geächtet werden, jederzeit verhaftet werden können und als Sündenböcke für alles dienen, was in der Gesellschaft schiefläuft.

    Wir folgen der Tochter einer Nebenfigur und einer großen, verstorbenen Hauptfigur, Paula, auf ihrem Weg, ihre Prüfung an der Hauptfigurenschule zu bestehen und ihren verstorbenen Vater zu finden. Dabei kommt sie einem lange gehüteten Familiengeheimnis auf die Spur und lernen die Welt der Filmfiguren kennen. Das ist spannend und unterhaltsam, gespickt mit Filmzitaten und Genreverweisen jeder Art - also für Filmfans ein großes Vergnügen.

    Nun folgt aber auch Kritik auf hohem Niveau. Leider wirkt der Erzählfluss manchmal nicht ganz geschmeidig und das Spiel der Schauspieler immer mal wieder oberflächlich, hölzern und etwas unbeholfen. Da hatte ich zwischendurch den Eindruck, die Figuren und die Handlung wurden in die Idee, das Konzept hineingepresst, und das hat nicht immer ganz gepasst. Dann gibt es einen deutschen Filmschauspielstil, der mit Nuscheln und Murmeln einhergeht, um Emotionalität vorzugaukeln, aber dann versteht man die Leute nicht. Das hat man in deutschen Dramen leider ganz oft oder auch in deutschen Krimis. Das soll wohl authentisch wirken, aber damit etwas authentisch wirkt, muss man besonders hart an seiner Sprache und seiner Spieltechnik arbeiten. Das ist ja überall so, dass es umso mehr Arbeit im Hintergrund ist, je weniger man von dieser Arbeit nach außen hin sehen soll. Tänzer trainieren besonders hart, damit ihr Tanz mühelos wirkt, zum Beispiel.

    Ich fand den diversen Cast toll, denke aber, daraus hätte man noch mehr machen können. Hannah und Simon hätten zum Beispiel noch mehr ein eigenes Profil und einen eigenen Charakter haben können, anstatt nur Paula auf ihrem Weg zu helfen. Die Fehlbesetzung, das Hausmädchen Hilde, war ein Mann in Frauenkleidern, der dann eine wichtige Rolle in der Geschichte spielt. Das hätte Potenzial gehabt, dieses Männer-in-Frauenkleidern-als-Witz-Motiv kritischer zu beleuchten.

    Fazit: Insgesamt aber ein toller Film, der hoffentlich ein breites Publikum finden wird. Ich bin sehr gespannt, was die Regisseurin uns Filmfans in Zukunft noch bieten wird. Also: nicht verpassen!
    FILMGENUSS
    FILMGENUSS

    528 Follower 942 Kritiken User folgen

    3,5
    Veröffentlicht am 26. April 2023
    ALL DIE FEHLER IM SYSTEM

    Was ist ein Outtake? Kenner von kinematographischem Fachchinesisch können sich bei dieser Frage bequem zurücklehnen oder sich auch wundern, wenn es andere nicht so genau wissen: Outtakes sind Szenen, Rollen oder was auch immer, die zwar abgedreht wurden, letztendlich aber aus dem fertigen Film verschwanden. Jüngstes Beispiel: Ana de Armas in ihrer vorhandenen und gleichsam nicht vorhandenen Mini-Rolle in Yesterday – zumindest in den Trailer hat sie es geschafft. Letztendlich gab’s Beschwerden.

    Outtakes sind also die Verlierer eines Films, die sich damit begnügen müssen, am Set gewesen zu sein. Man kann diesen der Schere zum Opfer gefallenen Szenen und Figuren nun nachweinen, man kann sie unter anderem auf Youtube nochmal nachsehen und sich fragen, warum sie alle haben gehen müssen. Oder man kann einen eigenen Film draus machen, um denen zu huldigen, die niemand sieht. Oder jemals sehen wird.

    Es kommt einem oft vor, dass sich das Leben anfühlt, als wäre es ein Film. Oder eine Serie aus mehreren Staffeln, zwischen denen der Cast wechselt und nur die Hauptdarsteller erhalten bleiben, Film- oder Serientode vorbehalten. In diesen Leben, die wie inszeniert erscheinen, gibt es die Wichtigen und die weniger Wichtigen. Jene mit viel Text und jene mit immer nur denselben Zeilen – weil man ihnen nicht zugesteht oder gar erlaubt, mehr aus sich zu machen. Sophie Linnenbaum, ein wohl wirklich kreativer Kopf der neuen deutschen Filmszene, hat sich Gedanken darüber gemacht, wie es wohl aussehen würde, wenn Fachbegriffe ihrer studierten Branche plötzlich zu lebenden Menschen werden. Und sie hat sich wohl gefragt, wie sehr sich diese Rangordnung in der Kunst des laufenden Bildes auf die herrschenden und weniger herrschenden Gesellschaftsschichten übertragen lassen, kurz: Der Klassenkampf des Menschen ist der Klassenkampf des Films – und umgekehrt. Verdeutlicht wird dies dadurch, dass in The Ordinaries allerhand Outtakes ihren großen Auftritt bekommen. Und dabei um vieles interessanter erscheinen als die Hauptfiguren, die sich aufspielen, als wären sie sonst wer. Sind sie auch, so ehrlich muss man sein. Und Nebenfiguren, die funktionieren nur, wenn sich der Haupt-Cast ins Bild drängt. Zum Glück gibt es eine Hauptrollen-Schule in dieser irrealen Zwischenwelt, welche Protagonistin Paula absolviert und mit einem Monolog über ihren verstorbenen Papa, der im Zuge einer letztendlich gescheiterten Revolte der Outtakes ums Leben kam, die Aufnahmeprüfung zum Haupt-Act bestehen will. Währenddessen aber ist ihr nicht vorhandener Papa Objekt der Neugier, und das schon allein, weil Mama, eine Nebenrolle mit immer den gleichen Sätzen, nicht viel über ihn erzählt. Paula will der Sache auf den Grund gehen – und findet im Archiv verstorbener Hauptrollen rein gar nichts über ihn. Ihre Suche bringt sie weiter, und immer tiefer in die von Outtakes bewohnte Peripherie, wo sie Fehlbesetzungen, Zensuren und schlecht geschnittene Verehrer trifft. Wo Doubles vergeblich auf ihren Einsatz warten und schlechtes Filmmaterial Angst davor hat, endgültig auszubleichen.

    Linnenbaums Film ist ein kurioses Seherlebnis. Und erinnert nicht nur ungefähr an die obskuren und verrückten Ideen eines Charlie Kaufman, der mit Synecdoche, New York oder I’m Thinking of Ending Things frei von allen Studioverordnungen die Realitäten aufbricht wie ein rohes Ei. Spike Jonzes Being John Malkovich, ebenfalls nach einem Skript von Kaufman, kommt der Art und Weise von The Ordinaries recht nahe. Nur in letzterem gibt es keine Verbindung zu unserer Welt. Die inkarnierten filmischen Begriffe leben isoliert in ihrer Blase zwischen der Idee und dem fertigen Film. Sie alle sind auf Warteposition, um zum Einsatz zu kommen. Die Kunst also, Abstraktes im Rahmen einer Handlung darzustellen, ist Surrealismus pur. Und angenehm verkopft. Was nicht heißt, dass The Ordinaries stellenweise nicht auch etwas anstrengst. In Wahrheit überzeugt weniger das Gleichnis über den Klassenkampf des Menschen oder das Element eines Familiendramas, sondern viel mehr und fast ausschließlich die detailreiche Interpretation eines Fachvokabulars und dessen Belebung. Das ist gleichsam witzig wie faszinierend. Verblüffend originell und in seinem Konzept äußerst mutig. Weiter so, liebe Sophie Linnenbaum – ich bin gespannt auf deinen nächsten Film.
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    Michael K.
    Michael K.

    45 Follower 239 Kritiken User folgen

    1,5
    Veröffentlicht am 1. April 2023
    Originell ist dieser Film sicherlich, aber das alleine ersetzt weder Spannung noch Story. Auch die Inszenierung ist schwach, es entsteht der Eindruck, dass es nicht möglich war, über den Level einer theaterhaften Low-Budget-Fernsehproduktion zu kommen. spoiler: Die Outtakes
    sind besonders belanglos dargestellt. Für die originelle Idee gibt es noch 1,5 Punkte, aber insgesamt enttäuschend.
    CineMoenti
    CineMoenti

    11 Follower 191 Kritiken User folgen

    4,0
    Veröffentlicht am 5. April 2023
    Logisch: die Parallelen zum wirklichen Leben, zu Klischeedenken, Altersdiskriminierung, falschem Frohsinn als soziale Überlebensstrategie und so weiter sind in diesem Film - einer Mischung aus Dystopie und surrealer Komödie - wie unbegrenzt, und ihre Deutung wird mannigfaltig in den Köpfen des Publikums stattfinden (ein goldener Satz in diesem Film: "Ich glaube nicht an Publikum").
    Und die darin geäußerte Gesellschaftskritik ist so messerscharf wie vergnüglich. Meiner Einschätzung nach gibt es Ideen dieser Güte etwa einmal in zehn Jahren, und es ist verwunderlich, dass nicht schon längst jemand darauf gekommen ist! - Leider hapert es noch ein wenig an Präzision in der Regie, sodass wir es für meine Begriffe mit einer Art ungeschliffenen cinéastischen Rohdiamanten zu tun haben. Meine Fantasie: mensch gebe diese Story Meisterregisseur Robert Zemeckis in die Hand, der soll den Film - Hand in Hand mit Sophie Linnenbaum - zu dem funkelnden Solitär machen, der er zu sein verspricht.

    Eine einzige Meta-Ebene, eine Filmwelt identifiziert mit einer Lebenswelt: eine geniale Idee, die lediglich an mangelnder Stringenz in der Umsetzung schwächelt. Des Konzepts wegen sehr sehenswert!

    www.cinemoenti.blogspot.com
    Breite Masse im Hintergrund
    Breite Masse im Hintergrund

    7 Follower 44 Kritiken User folgen

    4,5
    Veröffentlicht am 12. Januar 2023
    The Ordinaries ist wahrscheinlich der originellste Film, der seit einer gefühlten Ewigkeit auf der Leinwand zu sehen ist. Völlig zu Recht hat der von Regisseurin Sophie Linnenbaum gedrehte Abschlussfilm den Publikumspreis auf der Filmkunstmesse Leipzig 2022 gewonnen, weil er sowohl den nerdigen Cineasten als auch den bourgeoisen Feuilleton-Leser komplett abholt. Man möchte auch nicht zu viel im Vorfeld verraten, denn gefühlt ist jede Minute mit einer wunderbaren Idee der Filmmacher verbunden.

    Im Kern geht es bei The Ordinaries um die junge Paula. Diese lebt in einer dystopischen Welt, in welcher alle darin lebenden Personen in Filmfiguren unterteilt sind: Die wichtigen Hauptfiguren, die sämtliche Vorteile dieser Welt genießen, die Nebenfiguren, welche allerdings nur als Zuarbeiter für die Hauptfiguren angesehen werden, und die Filmfehler, welche von den beiden erstgenannten Gruppen nicht nur gemieden, sondern komplett ausgegrenzt, abgeschoben, beleidigt und sogar für Terroranschläge verantwortlich gemacht werden. Als Tochter einer Nebenfigur möchte Paula den Aufstieg zur Hauptfigur schaffen, deckt jedoch kurz vor ihrer Abschlussprüfung ein Geheimnis auf.

    Anhand dieser Beschreibung kann man schon ahnen, worauf es hinausläuft: The Ordinaries ist eine sehr gut durchdachte Gesellschaftskritik, welche viele Aspekte in Bezug auf Minderheitenhass auf metaphorische Weise anspricht. Der Weg, den die Filmemacherinnen hierfür jedoch gewählt haben, ist neu, absolut erfrischend und leicht zu verstehen.

    Man kann daher nur hoffen, dass der Film ein wenig breiter im Kino gespielt wird und kein Geheimtipp bleibt. Für mich jetzt schon einer der besten Filme des Jahres
    henriette ahrens
    henriette ahrens

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    5,0
    Veröffentlicht am 4. März 2023
    Was für ein toller Film. Endlich mal was anderes als die 0815 deutschen Filme die man sonst so sieht. Spannende Geschichte in einer ganz neuen Welt. für mich der beste deutsche Film seit langem. Ich habe den Film auf einem Filmfestival gesehen und empfehle unbedingt weiter wenn es bald in die Kinos kommt.
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