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Brodie1979 ..
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3,0
Veröffentlicht am 9. Januar 2025
Dieser Film ist nicht für jeden Zuschauer gleich. Wenn man das historische Vorwissen mitbringt, wie die realen Vorgänge abgelaufen sind, findet man sich sehr viel besser zurecht. Wer hofft, hier die Ereignisse aufgezählt zu bekommen liegt falsch: hier geht es um Medien und deren Handhabe eines Vorfalls, nicht um Aufarbeitung der realen Vorkommnisse. Dabei verlässt der Film die Studioräume der Redakteure nicht und bleibt in einer hektischen, angespannten Stimmung in der die Luft zum Schneiden ist. Die Protagonisten sind allesamt sachlich, aber man naut zu niemandem einen emotionalen Bezug auf und dadurch fehlt ein Ankerpunkt. Für mich wirkte es daher sehr zäh, allerdings sehe ich die Wichtigkeit im Film, sich mit Medienkompetenz auseinander zu setzen. Das macht ihn schon alleine zum Pflichtfilm.
Fazit: Inhaltlich ungemein wichtiger Film über Medien, bei dem man viel Sachlichkeit, aber keine Emotion vorfindet
Ein solider, realistischer Film über die TV-Berichterstattung im Zusammenhang mit der Geiselnahme bei den olympischen Spielen in München 72. Die Hektik der Entscheidungen wird gut eingefangen, die Gier nach Bildern und Einschaltquoten spielen eine Rolle, aber auch die Tatsache, sich in einer außergewöhnlichen Situation beweisen zu müssen. Die Verantwortung, die mit dem Senden der Bilder im Zusammenhang steht, wird allerdings nur am Rande deutlich, man handelt nach dem Motto, „wir folgen den Ereignissen“, über die Konsequenzen machen man sich ggf. später Gedanken. Durchaus sehenswert
Es ist der 5. September 1972. Es ist ein bedeutsamer Tag: Zum ersten Mal überhaupt wird ein terroristischer Akt live im Fernsehen übertragen. In München finden die Olympischen Spiele. Vor Beginn des zehnten Wettkampftages fallen am frühen Morgen im olympischen Dorf Schüsse. Palästinensische Terroristen nehmen elf Mitglieder der israelischen Delegation als Geiseln.
Im Münchner Olympia-Sendezentrum des US-Fernsehsenders ABC hat die Nachtschicht gerade Feierabend, als die Nachricht durchsickert. Die Schlafenden werden alle aufgeweckt und zurückgeholt. Die Crew, die sonst über sportliche Ereignisse berichtet, übernimmt die Live-Berichterstattung über den Terror direkt vor ihrem Haus. Der junge Producer Geoff (John Magaro) lässt eine der Studiokameras rausfahren, um das Haus abzufilmen, in dem sich das Drama abspielt. Die Dolmetscherin Marianne (Leonie Benesch) hört den Polizeifunk ab. Als schlimme Nachrichten eintreffen, setzt sich Geoff über seinen Chef Roone Arledge (Peter Sarsgaard) hinweg.
"September 5" beschäftigt sich mit dem Olympia-Attentat in München ausschließlich aus der Perspektive des ABC-Teams. Wie haben die Fernsehleute diesen Terrortag erlebt? Relativ schnell wird man in dieses Ereignis reingezogen. Aus einem Gerücht wird schrecklich Gewissheit, und der Fernsehwahnsinn nimmt seinen Lauf. Interessant ist aus heutiger Sicht vor allem, auf welchem technischen Stand 1972 das Fernsehen war. Live konnten nur die Studiokameras senden. Das Material, das von außen kam, musste erst entwickelt werden, bevor es auf Sendung gehen konnte. Für Einblendungen mussten auf einer Tafel Buchstaben gelegt werden, die abgefilmt wurden. Und es brauchte Satellitenslots - also man hatte bestimmte Zeiten, die einem zugewiesen worden sind. So mussten die ABC-Leute darum feilschen, die Satellitenzeiten anderer Sender zu bekommen. So ein bisschen geht es in dem Film von Tim Fehlbaum darum, die Fernsehleute als Helden darzustellen, die diesen schwierigen Tag bewältigen mussten. Allerdings zeigt der Film auch, dass sie eigentlich zu weit gegangen waren: Zwar hatten sie anfangs Skruppel, aber sie zeigten live, wie die Polizei vor dem Haus der Geiselnahme agierte. Das war aufregend und spannend, aber auch die Geiselnehmer konnten die Live-Übertragung sehen. Es war ein Medien-Versagen - aber natürlich und vor allem eines der deutschen Polizei und Politik. Ein Regierungssprecher verkündete die Geiselbefreiung, was aber gar nicht stimmte. Viel falsch machen konnte der Film selbst nicht, zeigt er doch scheinbar schlicht und einfach, was bei der ABC passierte. Das ist spannend, hat aber fast mehr einen Doku-Charakter und ist nicht sehr innovativ. Ein bisschen geht dem Film zudem das Zeitgefühl verloren, weil nicht immer klar war, wie viel Zeit eigentlich schon vergangen war - Müde wird da auch keiner, trotz eines sehr langen Tages. Auch wird nur einmal darüber gesprochen, dass ja das München-Team die Berichterstattung übernimmt. Später ist es gar kein Thema, ob die die ganze Zeit live drauf waren und ob man bei ABC in den USA selbst den ganzen Tag nichts anderes gemacht hat, als zuzusehen, was man denn in München so treibt. Eine mögliche Schuldfrage wegen einer möglichen Beeinflussung des Ablaufs des Terroraktes wird kurz diskutiert, aber dann schnell weggewischt. So ist "September 5" am Ende durchaus sehenswert, hinterlässt aber auch Fragezeichen.